Filmfest:"Das war meine kleine Rache an den Bayern"

Der Münchner Student Philipp J. Pamer hat einen Film über den Freiheitskämpfer Andreas Hofer gedreht - und nebenbei das unterschiedliche Wesen der Südtiroler und Bayern erforscht.

Ana Maria Michel

Der Regisseur Philipp J. Pamer, 25, ist in einem Bergdorf im Südtiroler Passeiertal auf 1200 Metern Höhe aufgewachsen, wo es eine Kirche, ein Gasthaus und eine Bushaltestelle gibt. Bereits mit elf Jahren zog er mit der Kamera über Berge und Täler. Um seinen Abschlussfilm Bergblut für die Hochschule für Fernsehen und Film in München (HFF) zu drehen, kehrte Pamer nun in seine Heimat zurück. Dort führte der Freiheitskämpfer Andreas Hofer vor 200 Jahren den Aufstand der Tiroler Bauern gegen französische und bayerische Truppen an. Bergblut ist nun auf dem Münchner Filmfest zu sehen.

Regisseur Philipp J. Pamer

Von Südtirol nach Bayern und wieder zurück: Filmstudent Philipp J. Pamer.

(Foto: online.sdemuenchen)

sueddeutsche.de: Sie sind für Ihr Studium aus einem Dorf im Südtiroler Passeiertal nach München gezogen. Das war bestimmt eine große Umstellung...

Philipp J. Pamer: Ich habe bemerkt, dass Bayern und Südtirol zwei völlig verschiedene Länder sind, obwohl wir ähnliche Sprachen sprechen. Auch der Humor funktioniert in beiden Ländern anders. Um anzudeuten, dass ich einen Witz mache, habe ich mir angewöhnt zu zwinkern, damit die Bayern das auch richtig verstehen. In Bergblut konfrontiere ich jetzt meine bayerische Hauptfigur Katharina mit der Lebensweise im Südtiroler Gebirge. Das war meine kleine Rache an den Bayern (lacht).

sueddeutsche.de: Sie haben den historischen Stoff um die Tiroler Aufstandsbewegung für Ihren Abschlussfilm an der Münchner Filmhochschule gewählt. Warum?

Pamer: Ich kenne die Geschichte um den Freiheitskämpfer Andreas Hofer seit meiner Kindheit. Meine Mutter hat sie mir oft erzählt und in meiner Schule hing ein Bild von Andreas Hofer. Er hat mich schon immer fasziniert.

sueddeutsche.de: Warum steht dann in Ihrem Film nicht Andreas Hofer im Mittelpunkt, sondern die Bayerin Katharina?

Pamer: Die Geschichte um Andreas Hofer wurde schon oft umgesetzt. Bei der Figur der Katharina war ich dramaturgisch freier, obwohl der historische Rahmen des Filmes sehr gründlich recherchiert ist. Ihre Rolle habe ich mir weitgehend selbst ausdenken können, weil es keine historische Vorlage gibt. Es ist lediglich bekannt, dass zu dieser Zeit zwei Bayerinnen im Passeiertal waren. Der Film erzählt somit auch zum ersten Mal dieses Kapitel südtirolerisch-bayerischer Geschichte.

sueddeutsche.de: Andreas Hofer kommt in Bergblut nicht als uneingeschränkter Held weg...

Pamer: Hofer wird bei mir kritischer betrachtet als in anderen Filmen. Hofer wollte zum Beispiel die Pockenimpfung abschaffen, weil er das Leben der Menschen in Gottes Hand legen wollte. Es ist die Bayerin Katharina, die den Geist der Aufklärung nach Südtirol bringt.

sueddeutsche.de: Sie haben Bergblut mit einem Budget von nur 460.000 Euro gedreht. Wie war das möglich?

Pamer: Den Film zu stemmen, war eigentlich nur durch die Unterstützung der Südtiroler möglich. Für sie war es eine Ehrensache, jemandem aus dem Tal zu helfen. Die Freiwillige Feuerwehr, die Bergrettung und Hunderte Statisten haben mitgearbeitet. Leute aus dem Tal haben uns sogar alte, originale Kostüme und Requisiten zur Verfügung gestellt.

sueddeutsche.de: Sogar bekannte Schauspieler wie Jutta Speidel oder Mathieu Carrière haben bei Bergblut mitgespielt...

Pamer: Die beiden haben mitgemacht, weil sie sich für den Nachwuchs einsetzen wollen und ihnen das Drehbuch gefallen hat. Da ich ja noch recht jung bin - und noch jünger als 25 aussehe, musste ich mir die Autorität anfangs auch manchmal erkämpfen. Aber es hat natürlich Spaß gemacht mit alten Branchenhasen zu drehen.

sueddeutsche.de: Wie unterscheidet sich der Dreh am Berg von dem in der Stadt?

Pamer: Als ich meinen Kurzfilm Odi et Amo gedreht habe, der in München spielt, bin ich einfach zum Kreisverwaltungsreferat gegangen, um mir eine Drehgenehmigung zu holen. In Südtirol läuft das viel persönlicher, da spricht man mit dem Bürgermeister, der ruft dann seinen Cousin an und dann darf man auf seinem Grund drehen. Beim Dreh am Berg gibt es allerdings viele Szenen, die sehr gefährlich sind, weil es hunderte Meter in die Tiefe geht. Die Bergwacht muss immer dabei sein. Wäre ich nicht aus der Gegend, wäre Bergblut nicht möglich gewesen.

Bergblut wird auf dem Münchner Filmfest gezeigt: Donnerstag, 01.07.2010, 19:30 Uhr Gasteig (Carl-Orff-Saal) und Samstag, 03.07.2010, 21:30 Uhr, Cinemaxx 4

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