Berg am Laim:Zwei Karrees und ein Solitär

Berg am Laim: Massiv: Ein Wohnturm prägt das Quartier.

Massiv: Ein Wohnturm prägt das Quartier.

(Foto: visualisierung: Ochs Schmidhuber Architekten)

Auf dem ehemaligen Zündapp-Werksgelände entsteht ein neues Quartier mit knapp 400 Wohnungen

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Lange ist es her, dass an der Anzinger Straße die Firma Zündapp ihre Motorräder baute. Später hatte dort die Telekom Büros, es folgten andere Firmen, doch seit einigen Jahren schon stehen die Gebäude mit den Hausnummern 23 bis 29 leer, dienen allenfalls als Drehort. Nun will die "Projektgesellschaft Anzinger Straße 23-29 GmbH und Co. KG" auf den 2,3 Hektar am Rande des Werksviertels Wohnungen bauen, und zwar in zwei sechsstöckigen Karrees um grüne Innenhöfe und in einem 58,4 Meter hohen Wohnhochhaus mit 21 Geschossen. Die Stadtgestaltungskommission war bereits angetan von dem Konzept, auch der Bezirksausschuss sieht nur Vorteile und hatte nur wenige Anmerkungen, regte gegliederte Fassaden und Spielplätzen in den Innenhöfen an. Bevor das Planungsreferat für das Projekt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan erarbeiten kann, muss der Stadtrat im Juni erst den Flächennutzungsplan ändern - dann sind die Zeiten, als hier Gewerbe dominierte, endgültig vorbei.

Ohne den Beschluss des Stadtrates, für das neue Werksviertel doch eine eigene Grundschule zu planen, hätte es wohl Schwierigkeiten für dieses Projekt gegeben. Doch die neue Schule wird neben den Kindern aus den künftigen Werksviertel-Wohnungen auch noch Platz haben für die Schüler aus den künftigen Häusern der Anzinger Straße. Die Projektgesellschaft spricht von 390 Wohnungen, die hier entstehen sollen. Die Stadt rechnet anders: Die geplanten knapp 50 000 Quadratmeter Wohnfläche wären nach städtischen Orientierungswerten von im Schnitt 91 Quadratmetern pro Wohneinheit sogar 549 Wohnungen. 30 Prozent davon sollen im geförderten Wohnungsbau entstehen. Hinzu kommen auf jeden Fall noch eine Kindertagesstätte mit drei Krippen- und drei Kindergartengruppen, zudem sollen am zentralen Platz auch Atelierwohnungen und eventuell kleine Läden entstehen.

Über diese entzündete sich im Bezirksausschuss Berg am Laim eine Diskussion, denn Johann Kott (CSU) sah eine Diskrepanz zwischen den mündlichen Aussagen der Planer und den vorliegenden Plänen. Kott wollte erreichen, dass Ladennutzungen im Erdgeschoss festgeschrieben werden, die SPD jedoch wollte dem Bauherrn keine Vorschriften machen und auch Wohnungen zulassen: Das Neubaugebiet werde von den Einkaufsmöglichkeiten im Werksviertel profitieren. Es sei fraglich, ob jemand einen kleinen Laden an einer kleinen, neuen Fußgängerzone einrichten würde. Letztere Meinung setzte sich nach ausführlicher Diskussion durch, der Entwurf wurde dann einstimmig gutgeheißen.

Erschlossen wird das neue Gebiet über die Anzinger Straße. Um die künftigen Anlieger vor deren Lärm zu schützen, müssen hier die Grundrisse unter Schallschutzgesichtspunkten gestaltet werden. Wichtig ist den Planern selbst, dass die Dächer der neuen Wohnbauten begrünt werden, denn aus den Wohnungen im Hochhaus solle sich ein einheitliches, ruhiges Bild bieten. Ehe gebaut werden kann, muss der Eigentümer die Fläche vorsorglich auf Altlasten aus der Zündapp-Zeit untersuchen. Ende der Achtzigerjahre wurden dort leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe und Chrom und auch ein wenig Cyanid festgestellt, was damals eine Sanierung erforderlich gemacht hatten. Die Restbelastung wurde dann vom Wasserwirtschaftsamt als tolerierbar beurteilt. Aber sicher ist sicher.

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