Berg am Laim:Zukunft ungewiss

Berg am Laim: Salvatore Viscomi will am liebsten der Wirt im denkmalgeschützten Mahlerhaus bleiben. Zwei Jahre Schonfrist hat er auf jeden Fall noch.

Salvatore Viscomi will am liebsten der Wirt im denkmalgeschützten Mahlerhaus bleiben. Zwei Jahre Schonfrist hat er auf jeden Fall noch.

(Foto: Robert Haas)

Die Stadt erbt das Mahlerhaus - wenn sie eine Kita draus macht. Doch das geht kaum

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Ein schattig-lauschiger Wirtsgarten unweit der Barockkirche St. Michael, ein niedriges altes Häuschen mit grünen Fensterläden und Sprossenfenstern, eine italienische Speisekarte und begeisterte Stammgäste. Das ist die Trattoria San Michele von Salvatore Viscomi, Baumkirchner Straße 1. Die Zukunft des beliebten Lokals ist ungewiss: In zwei Jahren soll die Stadt das Anwesen erben, das unter dem Namen Mahlerhaus bekannt ist. Aber nur, wenn sie daraus eine Kindertagesstätte macht. Das ist die Auflage. So hatte es die schon 2007 verstorbene Berg am Laimerin Luise Mahler-Lenz in ihrem Testament verfügt. Sie hoffte, dass das Haus und der Name auf diese Weise erhalten bleiben.

Der Berg am Laimer Bezirksausschuss erfuhr von der Geschichte auf ziemlich obskure Weise. Das städtische Baureferat stellte im Namen des städtischen Bildungsreferats eine Voranfrage - es will klären lassen, ob dieses Haus abgerissen werden dürfte. Dabei ist es ein eingetragenes Baudenkmal, laut Stadtteilhistorikerin Christl Knauer-Nothaft der letzte erhaltene Bauernhof, der niedrigste am damaligen Berg, der Berg am Laim seinen Namen gab. Der Sekretär des Fürstbischofs Clemens August hatte es einst als Lehen inne.

Beim Stadtteilgremium schrillten nun gleichzeitig die Alarmglocken und erwachten die Begehrlichkeiten. Der Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) berichtete, er habe quer durch die Stadtverwaltung telefoniert, um Licht in die verworrene Situation zu bekommen. Obwohl die städtische Stiftungsverwaltung über das Haus noch nicht verfügen könne, mache das Bildungsreferat sich wohl bereits Gedanken darüber, ob und wie man in dieses verwinkelte Haus sinnvoll eine Kita integrieren könne, oder ob sich der Kita-Wunsch in einem Neubau auf dem Areal verwirklichen lasse. Daher die Voranfrage. Er glaube und hoffe, so Kulzer, dass die Stadtverwaltung die Abrissfrage nur deshalb gestellt habe, um von der Unteren Denkmalschutzbehörde eine eindeutige Absage zu kassieren - und damit für weitere Überlegungen eine klare Diskussionsgrundlage zu haben.

Der Rest war großteils Spekulation: Der Bezirksausschuss zog die Möglichkeit in Betracht, dass der Wunsch der Erblasserin nach einer neuen Kita auch stellvertretend auf einem anderen Grundstück verwirklicht werden könnte und die Stadt dieses kleine Denkmal dann erhalten und bürgerschaftlich nutzen dürfte. Das böte gegebenenfalls die einmalige Chance und auch Verpflichtung, "ein einzigartiges Stück Stadtteilhistorie zu erhalten und für die Bevölkerung erlebbar zu machen". Schon so lange brauche der Stadtteil ein Vereinsheim. Denken könne man aber auch an adäquate Räume für das Stadtteilarchiv, vielleicht sogar an ein kleines Stadtteilmuseum nach dem Vorbild des Üblacker-Häusls in Haidhausen. Berg am Laim habe schon viele Identität stiftende Häuser verloren, zuletzt den Gasthof Humplmayer.

"Abriss ist keine Option", da waren sich im Bezirksausschuss alle einig. Man sprach vom "Herz", vom "Nullpunkt" des Viertels. "Es ist ja nicht baufällig", erklärte Johann Kott (CSU): So leicht könne man das nicht abbrechen lassen. Aber es sei wichtig, dass der Bezirksausschuss hierbei die Untere Denkmalschutzbehörde unterstütze. Anton Spitlbauer junior (CSU) fand das Vorpreschen der Stadt mit einer Abriss-Anfrage dubios: "Irgendwas passt da nicht. Es wissen ein paar Leute bei der Stadt mehr. Oder es haben ein paar Leute dort zu wenig zu tun."

Einfach alles samt Pasta und Vino so lassen, das Lokal hier erhalten: Das will Andreas Dittmann. Er ist Adoptivsohn der Erblasserin und Erbe des Nachbarhauses. Er erzählt, dass der Toilettenanbau der Trattoria in seinem Besitz sei- und auch bleiben solle. Er werde es der Stadt jedenfalls nicht leicht machen, hier einen Kindergarten zu eröffnen. Könne sie die Auflage nicht erfüllen, würde das Haus wie in den vergangenen zehn Jahren weiter ihm gehören, da ist er sicher.

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