Berg am Laim:Zeugen christlichen Lebens

Christl Knauer-Nothaft kämpft um die Erhaltung der 14 gemauerten Bildstöcke an der Barockkirche St. Michael in Berg am Laim. Jetzt sollen die Kreuzweg-Stationen endlich restauriert werden

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Sie stehen unter Denkmalschutz, doch keiner schützt sie: Christl Knauer-Nothaft weist über den Zaun auf einen der 14 gemauerten Bildstöcke des Kreuzweges, der sich auf der Wiese westlich der frisch renovierten Barockkirche St. Michael auf dem Grundstück der katholischen Maria-Ward-Realschule findet. Ein wenig schief steht der Bildstock, das Wurzelwerk der umliegenden Bäume breitet sich aus, Putz bröckelt. Dort, wo sich ein Bild befinden sollte, das die Leidensgeschichte erzählt, ist - nichts.

Christel Knauer-Nothaft hat eine enge Beziehung zu diesem Garten. Als Lehrerin für Geschichte und Englisch hat sie früher an der Schule unterrichtet, als diese noch dem Orden der Englischen Fräulein unterstand und die Bildstöcke noch tipptopp gepflegt waren. Später hat sie für die Chronik von Berg am Laim, zu der sie 1986 den historischen Teil beigetragen und 2006 an der Aktualisierung mitgearbeitet hat, akribisch über all die Kirchenschätze des Stadtbezirks recherchiert, in dem vier Generationen ihrer Familie gelebt haben. Außerdem gaben sie und ihr Mann vor 50 Jahren, 1966, ihr Aufgebot in St. Michael bekannt. Da hat man schon eine Beziehung zu den Kleinodien der Heimat - und der Verfall tut entsprechend weh.

Wie Christl Knauer-Nothaft bei ihren Recherchen erfahren hat, stammt der Kreuzweg von 1862. Gebaut von einem Franziskanerpater Hölzl, der später Bischof von Augsburg für die Englischen Fräulein werden sollte, die von 1840 bis 1987 in Berg am Laim wirkten und einige Zeit ein Mädcheninternat betrieben. Die Nummer vier der Stationen trägt den Titel "Jesus begegnet seiner heiligen Mutter". Dargestellt war dies wie auch die anderen Szenen auf Keramikreliefs eines heute unbekannten Künstlers.

Doch irgendwann waren die Stationen so verwittert, dass die Tafeln herausfielen. Die Bälle von Jugendlichen könnten, vermutet Christl Knauer-Nothaft, auch nicht ganz unschuldig gewesen sein. So sei das eben, wenn die Vorbilder fehlen, die zeigen, dass man Althergebrachtes achtet und schätzt, pflegt und als kulturelles Erbe erhält.

Nach den Englischen Fräulein seien die Garser Schwestern auf dem Gelände untergebracht gewesen, diese hätten die Bildstöcke noch bewahrt, doch seit deren Weggang habe sich keiner mehr zuständig gefühlt - außer ihr. So habe sie schon vor einigen Jahren Helmut Strauss aus dem Kirchenvorstand von St. Michael gebeten, mit ihr die Reste der Keramiktafeln zu bergen. Allein aus diesem Grund seien heute die meisten noch erhalten, eingelagert im Kirchturm warteten sie auf Restaurierung.

Natürlich habe sie sich vor zehn Jahren schon an die Erzdiözese gewandt, die das Gelände 1983 von den Englischen Fräulein erworben habe, so Knauer-Nothaft, denn sie habe ja den Verfall dokumentiert. Doch gehört habe sie nichts. Da habe sie nun in diesem Jahr einen weiteren Vorstoß unternommen und Kardinal Reinhard Marx nach seiner Eröffnungsrede bei einer Ausstellung im Kloster Beuerberg im Mai direkt gefragt, ob sie ihm einmal in dieser Sache schreiben dürfe .

Um die Renovierung voranzutreiben, habe sie einen wichtigen Trumpf im Ärmel: Knauer-Nothaft ist Vorsitzende der Mooseder-Stiftung und kann daher einen Zuschuss etwa für ein Gutachten oder die Renovierung eines der Bildstöcke in Aussicht stellen. Die Mooseder-Stiftung geht zurück auf Georg Mooseder, einen Bauernsohn aus Moosach, aus dessen Feder Bücher über Perlach und über Moosach stammen und die sich für Denkmal- und Heimatpflege einsetzt. Sie habe in Berg am Laim bereits einiges bezuschusst, erzählt Knauer-Nothaft. Unter anderem bei der Renovierung der Fresken in St. Michael, auch das schmiedeeiserne Trenngitter in der Kirche und die Votivtafeln der Loretokirche habe die Stiftung renovieren lassen. Christl Knauer-Nothaft sucht in Berg am Laim nun weitere Fürsprecher für die Bildstöcke, hat sich an Pfarrer Brian McNeil gewandt, an den Bezirksausschuss und den Bürgerkreis.

Es sieht so aus, als habe ihr Hilferuf nun auch Resonanz in der Erzdiözese: Deren Sprecher Christoph Kappes räumt ein, die Bildstöcke hätten wirklich dringend "konservatorische Maßnahmen" nötig. Deshalb habe es am 11. Oktober, ausgelöst durch Knauer-Nothafts Schreiben an Kardinal Marx, einen Ortstermin mit Norbert Jocher, dem Kunstreferenten, gegeben. Doch es müsse nun erst geklärt werden, wer innerhalb der Diözese zuständig ist - Jocher oder der Leiter des Diözesanmuseums, Christoph Kürzeder. Meist, so Kappes, gehöre ein Kunstwerk einer Gemeinde, und die Sache sei klar, in Berg am Laim aber gebe es historisch verschiedene Kirchenstiftungen. Da müsse man nachforschen. Dass dies nicht längst schon geschehen sei, begründet Kappes mit früheren Plänen, dort ein neues Pfarrzentrum für die Gemeinde St. Michael zu bauen, deren Säle im Stadtviertel verteilt sind; doch das sei vom Tisch. Die Renovierung des Kreuzwegs werde nun zügig eingeleitet. Und auch die Finanzierung sei Sache der Erzdiözese, versichert Christoph Kappes.

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