Berg am Laim:Weichensteller mit Muskelkraft

Andreas Greiner, neuer Vorsitzender des Berg am Laimer Bürgerkreises, im Vereinsheim an der Berg-am-Laim-Stra0e 126.

Neues Amt: Andreas Greiner, bisher als Kassenprüfer im Bürgerkreis aktiv, übernimmt nun die Führung des Vereins.

(Foto: Florian Peljak)

Der 39 Jahre alte Andreas Greiner ist der neue Vorsitzende des Berg am Laimer Bürgerkreises. Er will Mitstreiter gewinnen, um die für das Viertel wichtigen Vorhaben voranzubringen

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

- Der Berg am Laimer Bürgerkreis hat einen neuen Vorsitzenden, Andreas Greiner. Das Bemerkenswerte daran: Greiner ist kein Rentner. Er ist erst 39. Keiner kann den Verein mehr scherzhaft "Bürgergreis" nennen wie in den Zeiten, als es an jungem Nachwuchs mangelte. Jetzt hat der Verein harmonisch den nötigen Generationenwechsel eingeleitet. Mathias Brandstätter als stellvertretender Schriftführer ist das zweite jüngere Gesicht der Vorstandschaft. Doch die "alten Hasen" Hildegard Steffen als stellvertretende Vorsitzende, Helmut Pieining, Inge Feldmann, Helmut Bollinger und Ursula Zentgraf setzen sich weiter ein.

Bös' gemeint war das Wort "Bürgergreis" ohnehin nie, denn der Bürgerkreis ist eine Institution. Aus Ärger wegen einiger Bausünden war er 1982 gegründet worden und hat seitdem viel erreicht: Er hat verhindert, dass im Behrpark Hochhäuser in den Himmel wuchsen, hat das Vereinsheim an der Berg-am-Laim-Straße 126 etabliert, ein Archiv aufgebaut, die Straßenfest-Tradition geprägt, Jahr für Jahr mit Serenade im Park, mit Theater seiner Gruppe Artanos, mit Ausstellungen seiner Künstlergilde, mit Krippenschau, Christkindlmarkt und vielem mehr das soziale und kulturelle Leben bereichert. Und er hat ab und an der Politik wachsam und auch wirksam auf die Finger geschaut. Die Aktiven der ersten Stunde blieben engagiert.

Andreas Greiner, der "Neue", stammt vom Land, aus dem "Lalligner Winkel" bei Deggendorf. "Vereinsarbeit wurde da groß geschrieben. Da hilft ma zamm. " So sei er aufgewachsen, erinnert sich der Mann, der nun schon seit zehn Jahren mit Frau und Tochter in Berg am Laim lebt und bei BMW als IT-Experte Verantwortung trägt. Schon vor einigen Jahren sei er auf der Suche nach diesem ländlichen Verbundenheitsgefühl auf den Bürgerkreis gestoßen - und er hat sich heimisch gefühlt in dieser Gruppe, die "damals schon eher älter war und jetzt teilweise noch gebrechlicher ist". Er lacht, auch das meine er scherzhaft: "Ich bin integriert worden", erinnert er sich dankbar.

Zuerst agierte er noch "unscheinbar im Hintergrund", etwa an der Theaterbar. Doch spätestens beim Aufbau des Straßenfestes, wenn Muskelkraft und belastbare Bandscheiben gefragt waren, erwies er sich als unentbehrlich, denn das Durchschnittsalter der Mitglieder sei "67 plus Dunkelziffer", hat er ausgerechnet. Der junge Mann kam in den Vorstand, als Kassenprüfer. "Aber da hat man ja nur ein Mal im Jahr was zu sagen", meint er humorvoll. Also hat er kandidiert, obwohl er viel Kraft und Zeit braucht für Familie und Beruf. Er versuche nun, alles, was seine Vorgängerin und "geniale Organisatorin" Hildegard Steffen schon aus dem Handgelenk schütteln konnte, nicht nur zu lernen, sondern gleich auch zu dokumentieren, damit wertvolles Wissen langfristig nutzbar bleibt.

Er wolle nun gewiss nicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen und alles umkrempeln. Nur die Vorstandssitzungen können nicht mehr am hellichten Tag stattfinden. Er sitzt im verwinkelten alten Vereinsheim mit ihren ehrwürdigen Möbeln, den oft gewaschenen Vorhängen, dem Bauernschrank mit den Berg-am-Laim-Motiven. Alles darf so bleiben, bis irgendwann das Kulturbürgerhaus wahr geworden ist. "Arrangeur, Ermöglicher, Weichensteller", so definiert Andreas Greiner seine Rolle.

Die einzelnen Untergruppen des Bürgerkreises will Greiner stärker untereinander vernetzen, gleichzeitig aber jede Eigenständigkeit fördern, die den Vorstand entlastet. Behalten sollen der Verein und das Viertel alles, woran die Menschen gewöhnt sind. Neues müsse "behutsam" dazukommen. Dieses Neue will nicht er allein erfinden, er will erst einmal genau zuhören, will beim neuen offenen Stammtisch an jedem dritten Samstag im Monat, 9 bis 11 Uhr, im Vereinsheim Ideen sammeln - und möglichst gleich die Menschen finden, die sie umsetzen wollen und können: Ein Angebot, das es jungen Neubürgern, wie auch er einmal einer war, leichter machen soll, reinzuschnuppern und Fuß zu fassen.

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