Berg am Laim:Verzicht auf tausend Wohnungen

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Die Firmengruppe Optima-Aegidius plant an der Streitfeldstraße in Berg am Laim einen Bürokomplex. Stadtteilpolitiker beklagen, dass erneut ein Gewerbegebiet nachverdichtet wird, statt Wohnraum zu schaffen

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Das Gewerbegebiet Neumarkter Straße ist weiter im Wandel: Nach dem großen Areal der ehemaligen Pharma-Firma Temmler, das zur "Macherei" umgebaut wird, soll nun die Firma Hawe Hydraulik ihren Sitz an der Streitfeldstraße 25 verlassen. Die Münchner Firmengruppe Optima-Aegidius will die Immobilie umbauen und durch Aufstockung erweitern. Es sollen dort künftig hauptsächlich Büros untergebracht sein.

Der Berg am Laimer Bezirksausschuss (BA) hat grundsätzlich ein Problem damit, dass die Stadt seinen Wunsch seit Jahren ignoriert, anstelle immer neuer Bürogebäude dort auf einen Mix mit vielen Wohnungen zu setzen. Auch dort werde nun stattdessen Gewerbe nachverdichtet, aus einer Tiefgarage mit bisher 137 Plätzen solle eine mit künftig 189 werden. Auch diese Mehrung werde beitragen zum unausweichlichen Verkehrskollaps auf der Berg-am-Laim-Straße, hieß es.

Dennoch befürwortete der BA dieses Vorhaben, denn für sich genommen weise es einige positive Aspekte auf: So habe der Investor ein schlüssiges Verkehrskonzept vorgelegt, in dem auch Elektrofahrräder und Carsharing eine Rolle spielen, erklärte der Bezirksausschuss-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD). Zudem werde der neue Teil der Tiefgarage auch eine Ausfahrt zur Neumarkter Straße bekommen, sodass die enge Streitfeldstraße vermutlich nicht stärker belastet werde als bisher auch. Die neue Nutzung verheiße auch gleitende Arbeitszeit, also verteile sich der Verkehr der Mitarbeiter besser als bisher über den Tag. Als Gewinn vermerkte der Bezirkausschuss ferner, dass auf dem Gelände auch eine für die Öffentlichkeit nutzbare Passage geöffnet werde. "Das ist nun nicht der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt", fasste Kulzer zusammen.

Die Münchner Firmengruppe Optima-Aegidius will die Immobilie umbauen und durch Aufstockung erweitern.Visualisierung: Robert Lechl /oh (Foto: N/A)

Dennoch hatten die Mitglieder einige Anmerkungen: Johann Kott (CSU) erklärte, dass 9000 Quadratmeter Gewerbefläche mehr natürlich wieder mehr Mitarbeiter bedeuten - das werde auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln als Zusatzbelastung zu spüren sein. Fabian Ewald (CSU) wünschte sich eine Garantie, dass der Durchgang auf dem Firmengelände, der als nicht als öffentlicher Weg gewidmet werde, dennoch verbindlich gesichert werde. Robert Kulzer berichtete am Ende der Debatte, dass auch dieser Investor, genau wie der im Nachbaranwesen und auch die Gruppe, die das Temmler-Gelände verwertet, bei der Stadt sehr wohl zunächst angefragt habe, ob der Bau von Wohnungen möglich sei. "Einige hätten es gewollt." Doch die Stadt bliebe stur, so Kulzer verärgert: "Das sind sicher schon rund tausend Wohnungen, die hier nicht entstehen. Da soll mir noch mal einer was von Münchner Wohnungsnot erzählen."

Kulzer hadert auch nach wie vor mit dem Temmler-Vorhaben: Er wundere sich, dass die Investoren bereits mit einer Simulation an die Öffentlichkeit gegangen sind ( SZ berichtete), obwohl die Jury - zu der auch Kulzer gehörte - ihnen eine ganze Menge an Nachbesserungsaufträgen gegeben hatte. Die Stadt sei bisher auch noch ein Verkehrskonzept für das Temmler-Gelände mit bald 2000 Tiefgaragenplätzen schuldig geblieben.

Die Stadt vertröstete die Berg-am-Laimer bisher auf das neue Gewerbeflächenentwicklungsprogramm. Darin steht jedoch für das 22 Hektar große Gebiet Neumarkter Straße nur, dass es nach dem Weggang großer Firmen unter erhöhtem Umnutzungsdruck stehe und man sich von der innovativen Macherei positive Impulse erwarte. Der Bezirksausschuss will daher nun die Berg-am-Laimer, die zwischen Leuchtenbergring und Else-Rosenfeld-Straße leben, und vor allem diejenigen aus dem Ortskern und entlang der Berg-am-Laim-Straße, die alle von den Auswirkungen des Verkehrs von Macherei & Co betroffen sind, zu einer Einwohnerversammlung einladen. Die Betroffenen werden von der Stadt gezielt benachrichtigt.

Die neue Bürowelt, von außen, wie sie die Optima-Aegidius-Firmengruppe an der Streitfeldstraße plant.Visualisierung: Robert Lechl /oh (Foto: N/A)

Die Einwohnerversammlung zum Gewerbegebiet Neumarkter Straße findet statt am Donnerstag, 16. März, 18.30 Uhr, im Pfarrsaal an der Baumkirchner Straße 26.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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