Berg am Laim:Standort mit Potenzial

Berg am Laim: Abbrucharbeiten: Die Tage der früheren Temmler-Gebäude sind gezählt.

Abbrucharbeiten: Die Tage der früheren Temmler-Gebäude sind gezählt.

(Foto: Robert Haas)

Investoren zieht es verstärkt in das Gewerbegebiet Neumarkter Straße, mehrere Projekte verdeutlichen den raschen Wandel des Viertels. Bei den Bürgern findet das nicht nur Zustimmung, wie ein Info-Abend zeigt

Von Alfred Dürr, Berg am Laim

Abrissbagger sind aufgefahren, die Mauern der alten und längst verlassenen Industriegebäude des ehemaligen pharmazeutischen Betriebs fallen. Das Erscheinungsbild des sogenannten Temmler-Areals an der Ecke Berg-am-Laim-Straße und Weihenstephaner Straße ändert sich grundlegend. Fünf moderne Komplexe sind hier geplant - mit Loftbüros für Start-up-Unternehmen, einem Hotel, Geschäften und Gastronomie. Das Temmler-Areal ist aber nur ein Beispiel. Investoren haben das Entwicklungspotenzial des bislang wenig attraktiven Gewerbegebiets Neumarkter Straße entdeckt. Die Anwohner hingegen fürchten negative Auswirkungen der geplanten Projekte auf die Umgebung - vor allem sehr viel mehr Verkehr im Viertel.

Das wurde bei einer Informationsveranstaltung deutlich, zu der die Stadt und der Bezirksausschuss (BA) die Anwohner für Donnerstagabend eingeladen hatte. Der Saal der Pfarrei St. Michael an der Baumkirchner Straße war voll besetzt. Viele Bürger konnten die Versammlung nur im Stehen verfolgen. Der BA-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) erneuerte seine Kritik an den Plänen für das Temmler-Gelände: "Der Trend geht in Richtung einer massiven Nachverdichtung." Die ohnehin überlasteten Hauptachsen im Viertel, die Baumkirchner Straße und die Berg-Laim-Straße, würden im Verkehr ersticken. Der BA fordert neue Wohnungen statt nur Büro-Arbeitsplätze.

"Bevor neu gebaut wird, sollte die Stadt darlegen, wie die zu erwartenden Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen sind", wünschte sich eine Anwohnerin. Eine andere sagte, man freue sich durchaus auch auf eine Aufwertung des Quartiers, "aber den täglichen Kollaps auf den Straßen brauchen wir nicht". Ein Mann verwies darauf, dass freie Parkplätze immer mehr zur Mangelware werden.

Aber nicht nur das Verkehrsthema bestimmte die Wortmeldungen. Mehr Bauen dürfe keinen zunehmenden Verlust von Bäumen und Grünflächen bedeuten, meinte ein Redner und erntete damit große Zustimmung aus dem Publikum. Generell sei zu befürchten, dass "mehr Bewegung" im Viertel "durch die vielen neuen Hotelblöcke in Berg am Laim" entstehe.

Marion Wolfertshofer und Franz Schlich-Trakies vom städtischen Planungsreferat versuchten die Vorteile der aktuellen Planungen herauszustellen. Die "Revitalisierung und Umstrukturierung" des Areals Neumarkter Straße soll sich positiv auf das gesamte Viertel auswirken. Denn trotz mancher baulichen Veränderungen sind verschiedene Bereiche des Gewerbegebiets immer noch durch Rotlicht-Betriebe, Spielhallen oder Leerstände geprägt. Nun könnten Neuplanungen, wie etwa auf dem Temmler-Areal oder auf dem inzwischen verkauften Firmengelände der Hawe Hydraulik an der Streitfeldstraße dem Viertel wichtige Impulse geben, sagten die Vertreter der Stadt.

Auf dem Hawe-Gelände sollen hauptsächlich Büros untergebracht werden. Das Projekt, das auf dem Temmler-Areal entsteht, sieht auch vor, dass die Nachbarn von dem Projekt profitieren. Das bislang verschlossene Gebiet soll für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Der zentrale Platz kann für Veranstaltungen genutzt werden; diverse Lokale sind auch nach Büroschluss für alle geöffnet. Neue Ruhezonen und bessere Wegeverbindungen ins Viertel im Zusammenhang mit den Neubau-Planungen gelten als weiterer Vorteil für die Bürger. Die Investoren seien verpflichtet, Verkehrs- und Grünkonzepte für ihre Projekte vorzulegen, um Baugenehmigungen zu bekommen, hieß es.

Es gebe im Viertel immer noch Zonen, "durch die man nicht gerne geht", sagte BA-Chef Kulzer: "Das kann sich ändern." Deswegen sperre man sich nicht prinzipiell gegen neue Entwicklungen, die eine Aufwertung für Berg am Laim bedeuten. Der Bezirksausschuss will weiter versuchen, mit dem Planungsreferat und den Investoren "gemeinsame Wege zu gehen", um die besten Lösungen für das Gewerbegebiet zu erreichen.

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