Berg am Laim:Provisorium im Provisorium

Berg am Laim: Kennt sich zwangsweise mit Übergangslösungen gut aus: Michael Hoderlein, der Rektor der Berg-am-Laim-Schule.

Kennt sich zwangsweise mit Übergangslösungen gut aus: Michael Hoderlein, der Rektor der Berg-am-Laim-Schule.

(Foto: Robert Haas)

Der Vorschlag der CSU, den Containerbau an der Josephsburgstraße zur Vorläufereinrichtung für die künftige Schule an der St.-Veit-Straße zu machen, löst im Bezirksausschuss eine heftige Debatte aus. Davon abgesehen zeigt sich, unter welchem Druck der Bildungssektor generell steht

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Das Ziel, endlich genug Klassenzimmer zu haben für all die Berg am Laimer Grundschulkinder, das teilen alle Fraktionen im örtlichen Bezirksausschuss. Über den Weg dahin gab es in der jüngsten Sitzung des Gremiums nun aber sehr verschiedene Ansichten. SPD und Grüne stellten einem CSU-Antrag ein vernichtendes Urteil aus. Er widerspreche der Beschlusslage im Gremium, sei mit dem betroffenen Schulleiter nicht abgesprochen, Teile des Antrags seien gar "absurd".

Im Mittelpunkt der Diskussion steht das "Blaue Schulhaus" an der Josephsburgstraße. Der mehrstöckige Containerbau auf dem Sportplatz der Berg-am-Laim-Schule war im September 2014 als deren Dependance gebaut geworden, weil die Stadt es versäumt hatte, den Erweiterungsbau für die Berg-am-Laim-Schule rechtzeitig in Angriff zu nehmen. Erst seit wenigen Monaten gibt es die Baustelle, die aus der Berg-am-Laim-Schule, die derzeit Münchens zweitgrößte Grundschule ist, mit 32 Klassen die allergrößte zu machen.

Nur wird auch das nicht reichen. Deshalb hat der Berg am Laimer Bezirksausschuss es nach zähem Ringen erreicht, dass trotz der Erweiterung der Berg-am-Laim- und zuvor bereits der Grafinger Schule und trotz Plänen für eine Werksviertel-Grundschule eine weitere geplant wird. Auch der Standort steht fest, es ist die kircheneigene Fläche an der St.-Veit-Straße, auf der sich derzeit noch eine Flüchtlingsunterkunft befindet. Eltern, Pädagogen und auch Kommunalpolitiker bangen, dass sich da wieder mal eine Lücke auftun könnte, bis dieser Standort realisiert ist.

Die Zeit bis zur Fertigstellung der St.-Veit-Schule, für die bisher nur Absichtserklärungen bestehen, mit der Weiternutzung der "Blauen Schule" zu überbrücken, ist also ein Gedanke, der sich aufdrängt. Dass Michael Hoderlein, der Rektor der Berg-am-Laim-Schule nach dem Bezug seines Erweiterungsbaus - voraussichtlich im Schuljahr 2018/2019 - nicht weiter auf "Zweihäusigkeit" erpicht ist, erscheint auch allen klar. Also beantragte die CSU, die Blaue Schule umzufunktionieren als eigenständige Vorläufereinrichtung für die neu zu bauende St.-Veit-Schule.

CSU-Fraktionssprecher Fabian Ewald beantragte weiter, als Sofortmaßnahme schon mal für die Berg-am-Laim-Schule mehr Stunden für technische Verwaltung und Hausmeisterarbeiten zur Verfügung zu stellen. Zudem solle die Stadt sich beim Freistaat dafür einsetzen, dass solche Funktionsstellen auch in der Verwaltung aufgestockt würden, wenn, wie hier, eine Schule überdurchschnittlich groß sei, ein umfangreiches Ganztagsangebot habe und "besondere soziale Herausforderungen" bewältigen müsse.

Die SPD jedoch zeigte sich verärgert, dass die CSU hier vorpreschte. SPD-Sprecher Thorsten Bötzow warf Ewald vor, die CSU habe die Idee ohnehin nur bei der SPD geklaut. Gleichzeitig erklärte er, das Gremium habe doch gemeinsam beschlossen, dass die SPD die neue Leiterin des städtischen Bildungsreferats, Beatrix Zurek, und die CSU den Staatssekretär Georg Eisenreich aus dem bayerischen Kultusministerium um einen gemeinsamen Gesprächstermin bitten sollten. Das hätte die CSU abwarten sollen. Man solle erst das Gespräch mit allen Beteiligten suchen - auch mit Hoderlein. Hätte die CSU das getan, hätte sie im Übrigen auch gewusst, dass die Blaue Schule alleine nicht funktionsfähig sei mangels Lehrerzimmer und anderer Funktionsräume. Würde man diese aber dazubauen, wäre auch der letzte Rest der Sportflächen der Berg-am-Laim-Schule weg, behauptete die SPD. Für die Funktionsstellenzuweisungen sei außerdem nicht die Stadt zuständig.

Ewald erklärte, der Antrag sei trotz aller Gesprächsabsichten sinnvoll, denn eine Neugründung einer Schule brauche Zeit. Die Vorläuferschule müsse auch nicht gleich mehrzügig starten, also könne man ein provisorisches Lehrerzimmer einrichten, oder man könne die Containeranlage auch aufstocken, das müsse aber schnell angegangen werden.

Als sich abzeichnete, dass der Antrag keine Mehrheit finden würde, bot Ewald an, ihn zu vertagen, doch der Bezirksausschuss-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) erklärte kühl: "Vertagen nutzt da nichts." Es wurde abgestimmt, die CSU unterlag, das Thema bleibt im BA-Schulausschuss, der weiter einen Termin mit Zurek und Eisenreich finden soll.

Rektor Hoderlein will sich zu den BA-internen Animositäten nicht äußern, umschifft diplomatisch die Fettnäpfchen, die dabei lauern würden. "Irgendwann hat jeder mit jedem alles beredet, auch Ewald mit mir", sagt er nur. Die Blaue Schule sei auch, anders als die SPD vermutete, mit Lehrerzimmer, Sekretariat und Funktionsräumen räumlich eigenständig. Sie organisatorisch als Übergangslösung für die geplante St.-Veit-Schule eigenständig zu machen, sei sinnvoll im Schuljahr 2018/19. Vorher Klassenverbände auseinanderzureißen gemäß einer möglichen neuen Sprengeleinteilung, würde er nicht empfehlen. "Da gibt es viele Details zu besprechen." Dann aber sollte so schnell wie möglich alles getan werden, damit die St.-Veit-Schule schnell zur Verfügung steht. Und dafür müssten alle an einem Strang ziehen.

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