Berg am Laim:Neues mit Vergangenheit

Zwei Bauprojekte im Werksviertel knüpfen an die industrielle Vergangenheit des Areals an. Der Weltkonzern Rohde und Schwarz baut weitere Büros und integriert eine 100 Jahre alte Villa, während auf dem früheren Zündapp-Gelände ein Quartier mit 400 Wohnungen entsteht

Von Alfred Dürr, Berg am Laim

Ein moderner Bürokomplex an der Friedenstraße, in den auch das denkmalgeschützte ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Rhenania aus den Zwanzigerjahren des vergangen Jahrhunderts integriert werden soll und ein Quartier mit 400 Wohnungen auf dem früheren Zündapp-Areal an der Anzinger Straße - das sind die beiden aktuellen Großprojekte für das Werksviertel beim Ostbahnhof. Die Entwürfe der Architekturbüros für diese Bauvorhaben liegen nun vor.

Seit vielen Jahren ordnet der weltweit agierende Technologiekonzern Rohde und Schwarz, der im Werksviertel seine Zentrale hat, Schritt für Schritt das traditionsreiche Firmengelände neu. So weichen zum Beispiel frühere Lagerhallen und andere Altbauten zeitgemäßen Komplexen. Ende vergangenen Jahres wurden die Pläne für den sogenannten iCampus vorgestellt. Auf dem Gebiet der Boulderhalle entstehen drei Bürogebäude. Typisch für die Architektur, die vom Rotterdamer Büro Kaan Architecten stammt, sind Loftbüros mit hohen und offenen Räumen, die an die industrielle Vergangenheit des Werksviertels erinnern sollen. Die Fertigstellung der drei Komplexe ist für das Jahr 2022 geplant.

Zündapp Berg am Laim

Das Bild zeigt das künftige Quartier mit der speziellen Fassadengestaltung auf dem Areal der ehemaligen Zündapp-Werke an der Anzinger Straße.

(Foto: Hadi Teherani Architects (Simulation))

Der Weg vom Ostbahnhof zum künftigen iCampus führt über das Grundstück an der Friedenstraße 22. Dieses Entree mit der denkmalgeschützten Rhenania-Villa wird mit einem weiteren Neubau gestaltet. Gewonnen hat den Wettbewerb das renommierte Münchner Büro Henn Architekten. Ein Schwerpunkt der Planungsaufgabe lag darin, das historische Gebäude im neuklassizistischen Stil in das Ensemble zu integrieren und zeitgemäß zu sanieren, teilt das städtische Planungsreferat mit. Auch die Öffentlichkeit soll etwas von dem Projekt haben: etwa durch Gastronomiebetriebe oder durch eine kulturelle Einrichtung. Endgültige Festlegungen zu allen Details des Erscheinungsbildes und zur Nutzung gibt es allerdings noch nicht.

Der Siegerentwurf sowie weitere Preisträger-Arbeiten sind bis zum 9. Juli zu besichtigen, jeweils von 7.30 bis 18 Uhr im Foyer des Referats für Stadtplanung und Bauordnung an der Blumenstraße 28 b.

Bei dem anderen Vorhaben geht es um die Weiterentwicklung des Areals an der Anzinger Straße, am südlichen Rand des Werksviertels. Auf dem ehemaligen Gelände der Zündapp-Werke, einst einer der großen deutschen Motorrad-Hersteller, sind die Produktionshallen längst verschwunden. Ein mächtiger Bürokomplex, der Ende der Achtzigerjahre auf dem Gelände errichtet wurde, stand jedoch in den vergangenen Jahren leer. 2013 begann die Hamburger Quantum Immobilien AG mit den Planungen für eine komplette Umstrukturierung des Areals.

Rhenania Werksviertel

Die aktuellen Bauvorhaben im Werksviertel: An der Friedenstraße entsteht dieser Bürokomplex in den die denkmalgeschützte Rhenania-Villa integriert werden soll.

(Foto: Henn Architekten (Simulationen))

Die Pläne für das neue Wohnquartier, die von dem Münchner Büro Ochs Schmidhuber Architekten stammten, sahen zwei Blöcke mit jeweils sechs Geschossen vor. Ein städtebauliches Zeichen sollte ein Hochhaus mit 60 Metern Höhe setzen. Ende des vergangenen Jahres hatte dann der Kölner Projektentwickler Pandion das Grundstück an der Anzinger Straße von der Quantum erworben.

Pandion schrieb einen Architektenwettbewerb für das Areal aus, den das Büro Hadi Teherani Architects aus Hamburg gewann. Charakteristisch für den Entwurf sei die absolute Reduktion der Gestaltungsmittel, heißt es bei Pandion. Das habe die Jury als Kontrapunkt zur Vielgestaltigkeit des Werksviertels insgesamt gewertet. Weiter heißt es in der Mitteilung des Konzerns: "Diesem vermeintlichen Purismus begegnet der Entwurf durch den Einsatz einer Fassade aus Schiebeelementen, die für eine ebenso eigenständige wie lebendige architektonische Erscheinung sorgen." Das schon im ersten Entwurf vorgesehene Hochhaus ist weiterhin eingeplant. Fertig sein soll das Quartier Ende 2021.

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