Berg am Laim:Müll und mehr

Zustand S-Bahnhof Johanneskirchen

Abfall allenthalben: Auch im Münchner Osten wird es Zeit, dass die Straßenreinigung auftaucht.

(Foto: Florian Peljak)

Berg am Laim hat große Neubaugebiete, Schulbaustellen - doch da vertraut man offenbar der Politik. Bei der Bürgerversammlung geht es um schnelles Internet, um Verkehr und lästige Laubbläser

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Zweieinhalb Stunden hat die Bürgerversammlung gedauert, die reine Redezeit der Bürger in der ESV-Halle am Donnerstagabend betrug aber nicht einmal eine halbe Stunde. Nur zehn Redner meldeten sich in der von SPD-Stadträtin Beatrix Zurek geleiteten Versammlung zu Wort. Ob Werksviertel oder Baumkirchen-Mitte, ob Schulneubauten oder Flüchtlingsbetreuung - die großen Themen des Stadtteils kamen dabei nicht vor. Robert Kulzer (SPD), der Bezirksausschuss-Vorsitzende, hatte in seiner Rede umfassend informiert - und die Bürger scheinen ihren gewählten Vertretern da offenbar zu vertrauen.

Den herumflatternden Müll aber machten gleich zwei Antragstellerinnen zum Thema, und sie ernteten viel Verständnis für ihre kleinen Wutausbrüche. Ilse Weber erklärte, so schlimm wie in diesem Jahr sei es lange nicht gewesen, der schmale Weg zwischen Kreiller- und Josephsburgstraße etwa komme ihr vor wie ein Müllplatz. Barbara Schmidt pflichtete ihr bei. Sie schäme sich direkt für ihr Viertel: "Der reinste Saustall." An manchen Stelle liege wirklich seit einem Jahr derselbe Unrat. Sie sehe auch viele kleine Schnapsflaschen. "Sind wir denn eine Säuferhochburg?" Unerträglich sei das. "Geht es Euch genauso?, fragte die resolute Dame in den mit rund 150 Gästen vollbesetzten Saal - und erntete Applaus für ihren Wunsch nach mehr Mülleimern und häufigeren Entsorgungsaktionen. Kulzer war einerseits entsetzt, dass seinem Viertel nun negative Schmutzfinken-Schlagzeilen drohten - gleichzeitig aber war er auch stolz, dass die Menschen offenbar keine größeren Probleme beschäftigen.

Das größte scheint das langsame Internet zu sein. Für den zügigen Glasfaser-Ausbau machte sich Stefan Hofmeir stark, der seit 17 Jahren im Viertel ein Ingenieurbüro betreibt. "Wir sitzen derzeit auf dem Trockenen", klagte er und forderte Glasfaseranschlüsse für alle Münchner, wer außerhalb des Mittleren Rings wohne, solle hier nicht länger Bürger zweiter Klasse sein. Seine konkrete Forderung: Binnen vier Jahren solle die Stadt versorgt werden, und zwar mit Anschlüssen bis zu jedem einzelnen Gebäude. Die Kosten hierfür solle die Stadt übernehmen: "Es ist einfach für die Zukunft nötig. Und es ist refinanzierbar", sagte er. Startpunkt der Ausbauoffensive solle bitte Berg am Laim sein. Hofmeir forderte ferner, die Münchner Schulen unverzüglich anzuschließen. Im Michaeligymnasium seien die Laptop-Klassen frustriert, denn die halbe Unterrichtsstunde vergehe mit Warten.

Der Rest waren Verkehrsthemen. Margarete Burger forderte, dass die Buslinien an die geplante Tram nach Steinhausen angepasst werden und die Roßsteinstraße eine eigene Bushaltestelle bekommen solle. Volker Hessel wollte Verkehrsmessungen und eine veränderte Ampelschaltung an der Kreuzung Ampfingstraße/Innsbrucker Ring: Letzteres war der einzige Antrag, der keine Mehrheit fand. Zustimmung gab es für seine Forderung nach einem Unterstand an der Haltestelle Kreillerstraße. Margarete Hartmann plädierte für eine länger Grünphase für Fußgänger im Zentrum, damit auch Ältere es über die vielen Spuren schaffen. Die Riedgaustraße in beiden Richtungen für den Schwerlastverkehr zu sperren, verlangte Udo Löbers. Bereits um 5.50 Uhr beginne hier der Lieferverkehr fürs Gewerbegebiet. Querparken würde den Verkehr auch verlangsamen, ergänzte er. Henrietta Lorko forderte Radarkontrollen in der Spielstraße Jella-Lepman-Straße. Und Ilse Weber wollte einen durchgehenden Radweg entlang der St.-Veit-Straße und die Wiedereinführung der Radwegbenutzungspflicht in der Neumarkter Straße. Blieb noch ein Herbstthema von Regine Ewald: Sie wandte sich gegen die lauten und lästigen Laubbläser.

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