Berg am Laim:Mit dem Auto auf den Platz

Geschäftsleute fordern mit 720 Unterschriften, auf dem frisch renovierten Grünen Markt parken zu dürfen. Die Mehrheit im Bezirksausschuss wendet sich zwar dagegen, will aber prüfen, ob noch Stellplätze möglich sind

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Brunnen, Platanen, Bänke, Ziegelkreis: Man stelle sich vor, die Stadt gestaltet einen Platz mit allem Pipapo - und zahlreiche Bürger, unterstützt von der CSU, wollen am liebsten nur wieder ihre Autos drauf abstellen. Wie zuvor auf der schmuddeligen Brache. Vor dieser Situation stand nun der Berg am Laimer Bezirksausschuss. Die Mehrheit erteilte diesem Ansinnen für den Grünen Markt eine Absage - freilich nicht ohne zu betonen, man nehme die Nöte ernst und verweigere sich nicht der Diskussion.

Der Umgestaltung des Grünen Marktes, des kleinen Platzes zwischen Baumkirchner Straße und dem Eingang zum Behrpark, waren die Parkplätze zum Opfer gefallen - was schon in der ausführlichen Bürgerbeteiligungsphase zu Diskussionen geführt hatte: Die Geschäftsleute fürchteten von Anfang an um die motorisierte Kundschaft. Der Kompromiss im Sinne einer guten Aufenthaltsqualität auf dem Quartiersplatz, der freitags als Marktplatz dient, war damals gewesen, entlang der Straße und auch in der ums Eck liegenden Hansjakobstraße Kurzzeitparkplätze auszuweisen: Nicht länger könnten dann die Mitarbeiter der Läden ganztags die raren Stellmöglichkeiten blockieren.

"Grüner Markt" in Berg am Laim, 2015

Freitags ist Markttag in Berg am Laim, da waren die Autos seit jeher fast alle verbannt vom Grünen Markt - ohne dass das Chaos ausgebrochen wäre.

(Foto: Stephan Rumpf)

Doch nun legte Friseurin Angela Buckenauer, für die CSU auch Mitglied im Bezirksausschuss, 720 Unterschriften vor mit der Bitte, Parkraum zu schaffen. Gesammelt worden seien die innerhalb nur weniger Tage, das bestätigten auch andere Ladeninhaber aus dem Zentrum. Der Chef eines Schreibwaren-Shops erklärte gar, er werde wohl bald schließen, wenn der Umsatz weiter zurückgehe. Und auch im kleinen Imbiss nebenan sei die Lage schlecht, das zeige die Fluktuation. Eine Anliegerin beschwerte sich, dass immer Falschparker den Zugang zur Tiefgarage ihrer Wohnanlage und damit auch die Feuerwehrzufahrt blockierten - auch das ein Argument für mehr öffentliche Stellflächen. Aus der CSU kam viel Schützenhilfe: Der Platz sei doch ohnehin bloß "eine planierte Wüste", gerade die betagten und fußlahmen Patienten der vielen Praxen brauchten Parkplätze.

Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) erklärte, Läden entlang der Berg-am-Laim- und Kreillerstraße hätten nur die paar Längsparkplätze vor ihren Schaufenstern - und machten auch nicht Pleite. Aktuell gebe es zudem keinen Leerstand am Markt wie in früheren Zeiten. Dass auch die Läden rund um Markt und Maibaum erreicht würden, zeige gerade die hohe Zahl der gesammelten Unterschriften. Der frühere BA-Vorsitzende Josef Koch (SPD) ergänzte, jeder Ladeninhaber müsse doch wohl eigene Stellplätze nachweisen, auch das gehöre zur Ehrlichkeit. Und von den Grünen kam ebenfalls eine Absage für die Idee, den Markt- zum Parkplatz zu machen. Lebensqualität bedeute mehr als die Mobilität mit dem Auto. Das Zentrum sei mit Tram und Bussen bestens angebunden, so Brigitte Schulz.

Baumkirchner Straße

An den anderen Tagen ragten vor der Neugestaltung des Platzes die Motorhauben der Wagen dicht an dicht bis auf den Bürgersteig.

(Foto: Renate Winkler-Schlang)

Die CSU legte weitere Vorschläge zur Entspannung der Situation vor: Würde entlang des Marktes nicht längs, sondern quer geparkt, ließen sich auch ein paar Stellplätze gewinnen. Hierfür präsentierten Buckenauer und Fraktionssprecher Fabian Ewald zwei Varianten, die den heutigen Bürgersteig mit zum Parkplatz machen und die Fußgänger weiter in den Platz hinein drängen würden - eine Variante mit und eine ohne Versetzen der neuen Platanen. Die SPD hielt Querparken angesichts des Fahrradstreifens für höchst gefährlich. Schulz forderte, die Platanen müssten bleiben.

Als Kompromiss kristallisierte sich die Möglichkeit des Schrägparkens heraus. Das solle die Stadt prüfen. Einig waren sich alle am Ende, dass die Lage zwei Wochen lang genau analysiert werden müsse: Womöglich besetzten immer noch Dauerparker die vorhandenen Plätze, indem sie einfach ihre Parkuhr immer wieder nachstellten, so Kulzers These. Einig war man sich auch, dass ein zweiter Behindertenparkplatz sinnvoll wäre, sofern sich irgendwie und irgendwo im Umfeld mehr Parkraum schaffen ließe. Eine bedenkenswerte Idee kam dann noch von einem Bürger: Wenn Querparken in der Baumkirchner Straße zu gefährlich sei, könnte man vielleicht über Querparken in der nur wenige Meter entfernten Neumarkter Straße nachdenken, denn dort im Gewerbegebiet werde der Bürgersteig wenig frequentiert. Auch das will der BA nun prüfen lassen, obwohl Kulzer zu bedenken gab, dass die Neumarkter Straße auch Busstrecke sei.

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