Berg am Laim:Krach ums Trommelkonzert

Berg am Laim: Lärm-Quelle: die Flüchtlingsunterkunft an der Neumarkter Straße.

Lärm-Quelle: die Flüchtlingsunterkunft an der Neumarkter Straße.

(Foto: Robert Haas)

Wegen des Lärms in der Flüchtlingsunterkunft an der Neumarkter Straße mindern Anwohner die Miete

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Die wenigen, aber seit Monaten arg genervten Nachbarn der Flüchtlingsunterkunft an der Neumarkter Straße im Gewerbegebiet Berg am Laim wollen sich Trommelkonzerte in den Morgenstunden nicht länger gefallen lassen und mindern deshalb bereits ihre Miete. Der Bezirksausschuss (BA), dem das Problem schon im vergangenen Jahr kurz nach dem Bezug der Einrichtung für mehr als 200 Menschen bekannt geworden war, hatte es in seiner Februar-Sitzung offenbar eigens im nichtöffentlichen Teil erörtert, um die Flüchtlings-Debatte nicht mit Negativ-Meldungen zu schüren.

Doch nun berichtete der Sozialausschusssprecher Anton Spitlbauer senior (CSU) öffentlich darüber, wie er sich um Abhilfe bemüht hat. Aus der Luft gegriffen seien die Anschuldigungen nicht, erklärte er, auch einige "Insassen" des Hauses fühlten sich von ihren lauten Mitbewohnern massiv gestört. Offenbar herrsche aber in deren Herkunftsländern die Mentalität, niemanden anzuschwärzen und zu "denunzieren". So etwas betrachteten diese Bewohner als "Todsünde", weswegen es schwer sei, die Ruhestörer zu identifizieren.

Die Polizei schaue zwar ab und zu vorbei, sage "Guten Abend und gute Nacht" und fahre wieder. Abhilfe könne nur eine Schallschutzwand aus Plexiglas schaffen, doch es habe sich kein Finanzier gefunden: Der Vermieter verweise auf die Betreiberin, die Regierung von Oberbayern - und umgekehrt. Das Nachbarhaus, in dem die Mieter bereits weniger Mietzins überweisen, gehört einer Sozialversicherung: Vielleicht könne er ja die überreden, den Schallschutz zu bezahlen, so Spitlbauers Idee.

Auftragsgemäß habe er bei der Regierung von Oberbayern angefragt, ob es möglich sei, die Bewohnerschaft sukzessive auszutauschen - doch da habe man ihm keine Hoffnung gemacht. Ebensowenig wolle die Regierung eine nächtliche Betreuung einrichten. Die tagsüber anwesenden Betreuer hätten es schwer, die Menschen von der Hausordnung zu überzeugen: Von den meist afrikanischen Bewohnern habe, so Spitlbauer weiter, offenbar "keiner die Sahara zu Fuß überquert": Sie hätten vielmehr viel Geld bezahlt für die Überfahrt "und messen ihre Ansprüche nun an dem, was sie bisher haben zahlen müssen".

Wegen der Wortwahl des Redners nahm die Integrationsbeauftragte des Gremiums, Jennifer Brichzin (Grüne), den Bericht kritisch auf: "Keine Spekulationen bitte", forderte sie. Er traue sich sehr wohl zu, "es so zu formulieren, wie es sich gehört", konterte Spitlbauer. Er habe genau deshalb nur "Afrika" gesagt, um nicht einzelne Herkunftsländer herauszustreichen. Mit Schönfärberei sei auch keinem geholfen, ergänzte er. Spitlbauer berichtete, dass der nächste runde Tisch am 4. April stattfinden solle, diesmal auch mit Vertretern des Sozialbürgerhauses.

Der BA-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) zeigte sich pikiert darüber, dass Spitlbauer seinen Bericht in öffentlicher Sitzung vortrug, merkte aber an, es müsse dringend etwas geschehen, denn an der Neumarkter Straße entwickle sich ein Brennpunkt. Auf Nachfrage sprach er von "strafrechtlich relevanten Dingen", wollte aber nicht deutlicher werden. Hinter vorgehaltener Hand sprachen andere BA-Mitglieder von unerlaubtem Waffenbesitz und Prostitution, Genaues sei aber nicht bekannt. Im Gegensatz zur Unterkunft an der St.-Veit-Straße und dem Wohnprojekt für unbegleitete Minderjährige in Berg am Laim gebe es hier leider Probleme.

Das Polizeipräsidium jedoch erklärt, die Unterkunft sei genauso auffällig oder unauffällig wie andere auch - bis auf den Selbstmord einer Frau im Herbst mit einer Waffe, die sie natürlich nicht hätte haben dürfen. Ähnliches erklärt Regierungs-Pressesprecher Martin Nell: Sollten Straftaten auftreten, werde selbstverständlich sofort die Polizei geholt, es sei aber nichts bekannt. Sonst engagiere man sich für ein gutes Miteinander mit den Nachbarn. Daher hätten mehrfach runde Tische stattgefunden: "Notwendige Maßnahmen haben wir ergriffen", so Nell. Ziel sei es, die Bewohner auf eine eigenständige Lebensführung in Privatwohnungen vorzubereiten, konsequenterweise gebe es deshalb dort in der Regel keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung.

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