Berg am Laim:Im Fluss

Behrpark. Den Behrpark erreicht man über den Grünen Markt und der wiederum liegt an der Baumkirchner Straße zwischen der Kreiller und der Hansjakobstraße. Berg am Laim

Schön, auch mit matschigen Wegen: Dem Antrag, die Verbindungen im Behrpark zu befestigen, wollte die Mehrheit der Teilnehmer nicht nachkommen.

(Foto: Florian Peljak)

Neben der Verkehrsentlastung ist der Bürgerversammlung Berg am Laim vor allem ein Projekt wichtig: Der Hachinger Bach soll endlich freigelegt werden. Das Kommunalreferat sieht nun einen "Silberstreif am Horizont"

Von Julian Raff, Berg am Laim

Bis zwischen Michaelianger und Truderinger Straße ein Landschaftspark mit Uferidylle entsteht, wird wohl noch viel Wasser den Hachinger Bach hinunter fließen. Die Freilegung des vor 84 Jahren in den Untergrund verbannten Bachlaufs stand weit oben auf der Wunschliste der Bürgerversammlung, zu der 250 Teilnehmer gekommen waren. Nach wie vor scheitert das Projekt am Grunderwerb, beziehungsweise an der Gewährung von Dienstbarkeiten. Allerdings sieht Sabine Stucke vom Immobilienmanagement des Kommunalreferats in den Verhandlungen inzwischen einen "Silberstreif am Horizont"; sie bat um Verständnis für die Interessen der betroffenen Eigentümer. Auf Münchner Boden habe "jeder Quadratmeter große Bedeutung".

Wie Stucke den Bürgern klar machte, gibt es keine Alternative zur einvernehmlichen Lösung: Ein Enteignungsverfahren habe keine Aussicht auf Erfolg, da kein Gericht das öffentliche Interesse an einem renaturierten Bach über die Belange der Eigentümer stellen werde, anders als etwa bei Straßen oder anderen Infrastrukturprojekten. Den Antrag auf "juristische Schritte" lehnte die Versammlung mit großer Mehrheit ab.

Behördlichem Rat folgten die Bürger Berg am Laims auch, indem sie einen weiteren Antrag auf eine "kleine Lösung" für den Bach zurückwiesen. Demnach könnte das Gewässer am Michaelianger ins bereits ausgehobene Bett geleitet werden. Den oberirdischen Schlusspunkt würde ein nördlich des Schlittenhügels geplanter Weiher bilden; von dort ginge es weiter unterirdisch in Richtung St.-Veit-Straße. Der zuständige Wasserbau-Experte riet ab, da hierfür nicht nur die Planung, sondern auch das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren neu gestartet werden müsste - weitere Grundstücksverhandlungen versprechen nach seinen Worten schnelleren Erfolg.

Ein größeres Ärgernis als das trockene Bachbett, bleibt bis auf weiteres die östlich angrenzende Bauruine der Griechischen Schule. Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) nahm es mit Humor: "Wenn man weiß, dass Sokrates lieber den Giftbecher ausgetrunken hat, als ein Gerichtsurteil in Frage zu stellen, fällt einem nicht mehr viel ein", kommentierte Kulzer den Streit ums Baugrundstück. Wie dringend der wachsende Stadtteil dabei neue Schulen und andere Infrastruktur braucht, hatte Kulzer zuvor noch einmal verdeutlicht. Er dokumentierte den Bauboom anhand des aktuellen Terminkalenders des Bezirksausschusses: Das Werksviertel, das potenzielle Neubaugebiet zwischen Truderinger- und Roßsteinstraße, die Neumarkter Straße das Temmler-Gelände - es gebe momentan jeden Tag neue Erkenntnisse, sagte der BA-Chef.

Skeptisch sieht Kulzer allerdings angesichts knapper Wohnbauflächen eine Reihe von Hotelbau-Projekten. Noch vor fünf Jahren gab es im Stadtbezirk keine einzige größere Herberge, so der Gremiumsvorsitzende. Heute seien gleich elf Häuser für bis zu 5000 Gäste geplant. Allein, ob Bettenburgen, hochverdichtetes Gewerbe oder Wohnsiedlungen - die Verkehrsströme werden mit der Verdichtung weiter anschwellen. Für eine Entlastung beantragte Besucher Stefan Hofmeir, die S-Bahn-Station Berg am Laim mit zusätzlichen Bahnsteigen nachzurüsten, so dass die Flughafen-S-Bahn auch dort halten könne. Der Antrag ging durch. Er hat allerdings nach den Worten eines Vertreters der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) vor dem Jahr 2030 "kaum Chancen auf Realisierung".

Die Versammlung nahm noch einen weiteren Antrag Hofmeirs an: Dieser fordert die Stadt auf, sich schon jetzt Gedanken über eine Verlängerung der Tramlinie 25 zu machen. Durchgefallen ist dagegen ein Bürgerantrag, den engen Ostteil der Grafinger Straße im Bereich der Grundschule zur Einbahnstraße zu machen. Ein MVG-Vertreter hatte daran erinnert, dass hier der Bus 146 in zwei Richtungen verkehrt. Forderungen nach mehr Sicherheit für Fußgänger und Radler in Form von Barrieren an zugeparkten Wegen blieben hingegen unstrittig.

Eine Frau, die im Behrpark oft joggt, drang darauf, die bei feuchter Witterung oft matschigen Wege im Park zu befestigen. Klaus Hartmuth vom Baureferat appellierte daraufhin an die Bürger, ihm und seinen Kollegen dieses Anliegen zu ersparen. Er berichtete davon, dass sich die Behörde erst im vergangenen Herbst massiven Ärger eingehandelt habe, nachdem sie einige Wege im Denninger Anger im Stadtteil Bogenhausen asphaltieren habe lassen. Die Besucher der Bürgerversammlung sahen es ein und stimmten mehrheitlich dafür, die Wege in Münchens kleinster Grünanlage an der Baumkirchner Straße zu belassen, wie sie sind: schmal und bei Regen eben schlammig.

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