Berg am Laim:Hinauf in die Natur

Im Werksviertel gibt es eine 2500 Quadratmeter große Wiese, auf der Schafe grasen - nicht am Boden, sondern auf dem Dach von Werk 3. Dort startet im kommenden Schuljahr das Umweltbildungsprojekt "Almschule"

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Blattschneiderameisen in einem zweistöckigen Terrarium beim Krabbeln und Bauen zuschauen. Selbst Karotten in einem Hochbeet anpflanzen. Aus Schafschur ein wenig Wolle spinnen. Werkzeug benutzen. Gemüsesuppe kochen. Klingt wie Bullerbü und behütete Kindheit auf dem Land. Dass dieses intensive Leben mit der Natur und Lernen von der Natur gerade in der Stadt wichtiger ist denn je, finden die Baywa-Stifung und die Otto-Eckart-Stiftung.

Gemeinsam wollen die beiden Organisationen nun zeigen, wie es geht. Einen dafür idealen Ort haben sie bereits, er liegt nicht etwa mitten im Wald, sondern mitten im Neubaugebiet Werksviertel: Dort, auf dem Dach des Gebäudes Werk 3, gibt es nicht nur eine 2500 Quadratmeter große blühende Wiese und eine urige Almhütte, dort leben sogar Schafe.

Die beiden Stiftungen haben drei Module zu Ernährung und Bewegung, Mensch und Natur sowie Landwirtschaft und Handwerk ausgearbeitet und testen derzeit, wie sich diese am besten umsetzten lassen. Sobald das Konzept feststeht und alle Genehmigungen da sind für weitere Aufbauten, die das Projekt ein wenig wetterunabhängiger machen, werden im neuen Schuljahr regelmäßig Vorschulgruppen und Grundschulklassen auf dieses lehrreiche Flachdach eingeladen, das man sonst nicht einfach so betreten darf. Beim Eröffnungstermin für das Projekt mit dem Namen "Almschule" durften 25 Kinder aus der Montessorischule an der Ramersdorfer Balanstraße alles testen. Sie waren sofort begeistert, nicht nur von den Schafen, die man so schön streicheln kann. Tiere und Pflanzen, das Forschungszelt von Biotopia und dem Museum Mensch und Natur waren für die Kleinen viel wichtiger als der Ausblick hinüber zum Ostbahnhof.

Als Ziel des Projekts nennt Nikolaus Fricke das "Denken in nachhaltigen Kreisläufen". Er ist Beauftragter für Ökologie, Umweltbildung und Soziales im Werksviertel Mitte. Doch auch die Erwachsenen wollen im Werksviertel so viel wie möglich ökologisch gestalten: Die Verantwortlichen betonen, dass die Almschule nur ein kleiner Höhepunkt im Nachhaltigkeitskonzept des Viertels sein soll. Themen wie Umweltschutz, Energiebilanz und Ressourcenschonung spielten in dem Quartier eine große Rolle. So verfüge das Viertel über ein eigenes Nahwärme- und Nahkältenetz, ein Blockheizkraftwerk und Mobilitätskonzepte etwa mit E-Bike-Stationen.

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