Berg am Laim:Gedenken à la carte

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Symbolik: Erinnert werden soll an die Anfänge des Abendmahls. (Foto: privat)

Festlich gedeckte Tische in der Kirche erinnern an den Ursprung des Abendmahls

Eine einladend und festlich gedeckte Tafel mit weißem Linnen, Servietten, ein wenig Grün zwischen dem Porzellan - und das mitten im Kirchenraum. Ein ungewohntes Bild. Mit dieser Installation in der evangelischen Offenbarungskirche an der Schildensteinstraße wird Pfarrerin Wiltrud Schulz während des Gottesdienstes an diesem Donnerstag um 19 Uhr daran erinnern, "dass die Christenheit eine Mahl- und Tischgemeinschaft ist". Jesus habe dazu aufgefordert, in Erinnerung an ihn Brot und Wein zu teilen.

Das Evangelium berichtet von diesem letzten gemeinsamen Mahl Jesu mit seinen Jüngern, sie feierten das Pessachfest. Schon damals aßen die Juden an diesem Tag Bitterkräuter als Erinnerung an die Bitterkeit der Sklaverei, der die Bewohner des Gelobten Landes in Ägypten ausgesetzt waren. Dazu kam Charusett, ein sehr süßer Brei aus Äpfeln, Nüssen und süßem Wein, der die Farbe des Lehms hat, aus dem die Israeliten in Ägypten Ziegel herstellen mussten. Der Meerrettich erinnert schließlich an die während der Sklaverei vergossenen Tränen und Matzen, das ungesäuerte Brot, an die Eile der Flucht - der Teig konnte nicht mehr reifen.

Pfarrerin Wiltrud Schulz sucht immer eine dieser Zutaten aus und bringt sie mit, diesmal die bitteren Kräuter: "Wir feiern nicht das Pessachfest, erinnern uns aber an die Ursprünge des Abendmahls." So wird den rund 30 Gästen an den gedeckten Tischen kein umfangreiches Menü gereicht, es werden die Kräuter verzehrt. Dabei gehe es um die Symbolik: "Wir erinnern uns an die Situation der Israeliten, bedenken aber auch unser eigenes Leben: Was hat mich bitter gemacht, worüber weine ich?" Die Pfarrerin will den Gründonnerstagsgottesdienst eher meditativ gestalten, doch während des Essens und beim Friedensgruß können die Gläubigen ins Gespräch kommen. Dann erinnere man sich daran, wie Jesus in den Garten Gethsemane gegangen sei - eben der Moment, in dem die Gemeinde still und schweigend auseinander geht.

© SZ vom 24.03.2016 / re - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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