Berg am Laim:Deportiert nach Kaunas

Friedensgemeinschaft erinnert an internierte und getötete Juden

Gegen das Vergessen: Seit bereits 29 Jahren organisiert die Friedensgemeinschaft Berg am Laim, ein Zusammenschluss engagierter Personen und Organisationen aus Berg am Laim, jeden November eine Gedenkveranstaltung für die Juden, die in den Jahren 1941 bis 1943 in einem von der "Arisierungsstelle" requirierten Nebenflügel des Klosters der Barmherzigen Schwestern - beschönigend als "Heimanlage für Juden" bezeichnet - interniert waren. Bis zu 320 Menschen lebten zeitweilig hier. Insgesamt wurden fast 500 jüdische Bürger von hier aus in Konzentrationslager und damit in den sicheren Tod abtransportiert. Die diesjährige Gedenkveranstaltung widmet sich vor allem dem 75. Jahrestag der ersten Deportation Münchner Juden nach Kaunas. Die Veranstaltung findet statt am Dienstag, 15. November, in der Zeit von 19 bis 21.30 Uhr im Altenheim der Barmherzigen Schwestern an der St. Michael-Straße 16.

Am 20. November 1941 erfolgte die erste Deportation von Münchner Juden. Darunter waren auch etwa 85 Insassen der "Heimanlage" in Berg am Laim. Die meisten von ihnen ermordeten die Nationalsozialisten bereits fünf Tage später im litauischen Kaunas. Die 1970 verstorbene Wirtschaftsleiterin des damaligen Lagers, Else Behrend-Rosenfeld, berichtete in ihrem Tagebuch eindringlich von den dramatischen Tagen vor der Deportation.

Bei der Gedenkfeier wird der Historiker Erik Kasberger eine kurze Einführung in das Thema geben. Danach berichtet die Vorsitzende der Weiße-Rose-Stiftung, Hildegard Kronawitter, von einer Reise nach Kaunas. Die Schauspielerin Ricarda Seifried liest aus dem Tagebuch von Else Behrend-Rosenfeld, begleitet wird sie dabei von dem Sänger Yoed Soek. Im Anschluss an den traditionellen Lichtergang zum Mahnmal besteht dann Möglichkeit zum Austausch im Pfarrheim von St. Michael. Vertreter von Volkshochschule, der Friedensgemeinschaft Berg am Laim und der Pax Christi-Gruppe St. Michael, der evangelischen Offenbarungskirche sowie Mitglieder des örtlichen Bezirksausschusses werden dabei sein.

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