Berg am Laim:Berauscht von einer Vision

Das Aus für die Branntwein-Herstellung am Leuchtenbergring eröffnet Berg am Laim neue Entwicklungschancen. Der Bezirksausschuss fordert, dass die Stadt das etwa 18 000 Quadratmeter große Areal vom Bund kauft

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Rund 18 000 Quadratmeter München quasi direkt am Leuchtenbergring: Das weckt Begehrlichkeiten. Es geht um den Grund und Boden der ehemaligen Bundesmonopolverwaltung für Branntwein. Als das Monopol für die Branntweinveredelung auslief, war 2014 die AgrAlko gegründet worden, die die Anlage als Aktiengesellschaft weiter betrieb. Doch das ging schief, der Betriebsleiter und AG-Vorsitzende Heinz Wagner musste im Frühjahr Insolvenz anmelden. Die Eigentümerin der Fläche, die Bima, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, hat laut Insolvenzverwalter Axel Bierbach die Suche nach einem Investor, der die moderne Anlage weiterbetreiben könnte, noch nicht ganz aufgegeben. Doch der Bezirksausschuss (BA) Berg am Laim ist bereits geradezu berauscht vom Gedanken, was hier Gutes für den Stadtteil entstehen könnte.

Und sie sind offenbar nicht die einzigen, die sich für die Immobilie interessieren: Der BA-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) hat erfahren, dass potenzielle private Investoren bei der Bima bereits Schlange stehen. Daher fordert das Gremium in einem einstimmig verabschiedeten Dringlichkeitsantrag, die Stadt solle unverzüglich mit der Bima verhandeln - und die Fläche dann einer "stadtteilverträglichen Nutzung" zuführen. Sie könnte, so die Begründung, für die Entwicklung Berg am Laims entscheidend sein. Vor allem für Kinder im Krippenalter fehlen Betreuungsplätze. Vorstellen könnte man sich aber auch Genossenschaftswohnungen, Apartments für Studenten, Auszubildende oder Senioren, Berufsschulen, Ateliers - aber keine Büros. Die Stadt müsse berücksichtigen, dass die Fläche nicht sehr gut erschlossen ist. Und welche Chancen haben die Stadtteilpolitiker, um ihre Wünsche durchzusetzen? Derzeit stehe das Areal im Flächennutzungsplan als "Gemeinbedarf Branntwein". Für jede andere Nutzung müsste das geändert werden, ehe ein Bebauungsplan erarbeitet oder ein Bauantrag bearbeitet werden könnte, sagt BA-Chef Kulzer. Kommunalreferatssprecher Bernd Plank erklärt dazu, dass die Stadt bereits selbst bei der Bima grundsätzliches Interesse an dieser Fläche angemeldet habe. Planungsreferatssprecher Thorsten Vogel ergänzt, man sei gerade dabei, möglichen Bedarf bei den städtischen Referaten abzufragen. Und eine Sprecherin der Bima macht dem Bezirksausschuss Hoffnung, dass die Stadt die Fläche bekommen könne, falls sie das wirklich will: Einer Gebietskörperschaft stehe bei ehemaligen Militärflächen die Erstzugriffsoption zu, wenn sie verbindlich erkläre, dass der Erwerb unmittelbar der Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe diene, zu der sie gesetzlich verpflichtet sei. In der Regel handle die Bima auch bei nicht-militärischen Flächen ähnlich.

Heinz Wagner, formal immer noch an der Spitze der AgrAlco, betont jedenfalls eines: "Die Anlage ist etwas ganz Besonderes, ein Kleinod. Das darf nicht abgerissen werden."

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