Berg am Laim:Abgespeckt

Druckkammer in der Feuerwache 5 in München, 2012

Die neue Druckkammer für Tauch-Unfälle wird kleiner ausfallen als die vorhandene. Das reicht, um den Bedarf zu decken, sagt die Feuerwehr.

(Foto: Angelika Bardehle)

Beim Neubau der Feuerwache 5 in Berg am Laim spart sich die Stadt den Hubschrauberlandeplatz und verkleinert die Druckkammer für Tauch-Unfälle. Die Kosten sinken um knapp vier Millionen Euro

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

99 Millionen Euro hätte der Neubau der Feuerwache 5 an der Anzinger Straße in Berg am Laim kosten sollen, doch aufgrund einiger Streichungen können fast vier Millionen eingespart werden. Und das, obwohl neun zusätzliche Dienstwohnungen für Feuerwehrleute dazu kommen, sodass deren Zahl auf 39 steigt. Dabei soll diese Wache mit dem zweiten Teil des Katastrophenschutzzentrums neben dem Neubau der Feuerwache 4 an der Heßstraße die zweite Schwerpunktwache der Berufsfeuerwehr München außerhalb der Altstadt werden, denn die Lage erlaubt es, schnell ins Zentrum zu gelangen. Zugleich wird sie die kleineren Wachen im Münchner Osten unterstützen. Wolfgang Schäuble, Leiter der Branddirektion München, versichert jedoch, die Einsparungen bedeuteten keine Einbußen in der Versorgung, es habe nur seit dem Wettbewerb vor nunmehr fünf Jahren einige neue Entwicklungen gegeben.

Besonderheit dieser Wache ist die Druckkammer, nötig bei Tauchunfällen oder Rauchvergiftungen oder Unfällen auf Überdruck-Baustellen wie beim U-Bahn-Bau, manchmal aber auch von Patienten etwa mit Wundbrand genutzt. Daher hatte die Wache bisher auch einen eigenen Hubschrauberlandeplatz im Innenhof, und auch der Neubau sollte wieder einen bekommen, aus Platzgründen dann aufgeständert. Im Ursprungsplan hieß es, der sei nötig, denn man könne für den Hubschrauber nicht immer die Kreuzung der Anzinger-/Aschheimer Straße sperren. Doch nun will die Stadt darauf verzichten.

Schäuble erklärt, die meisten Tauchunfälle ereigneten sich am Atter- oder Starnberger See, die Druckkammern in Murnau oder Traunstein lägen da nahe. Die Zahl externer Patienten habe ebenfalls abgenommen. Rauchgasvergiftete Kollegen kämen meist ohnehin "bodengebunden", also im Einsatzwagen, zurück zur Wache. Sehe man nach dem Bau der Feuerwache 5 eine entgegengesetzte Entwicklung, lasse sich zudem nachsteuern, indem man die bis 2020 geplante neue Wache 6 im Münchner Westen besser ausrüste. Müssten die Taucher der Berufsfeuerwehr zum Einsatz fliegen, könnten sie künftig von der nahe situierten Bereitschaftspolizei an der Rosenheimer Straße aus in die Luft gehen. Daher sei eine Plattform, die man noch dazu im Winter immer von Schnee und Eis freihalten muss, verzichtbar. Das wiederum spare nicht nur Bau-, sondern auch Betriebskosten, heißt es in der Stadtratsvorlage.

Die neue, mehrere Tonnen schwere Stahl-Druckkammer könne jedenfalls kleiner ausfallen, sodass sich auch Einsparungen im statischen System ergeben. Auch sonst wurde gleichsam jedes Eck des ursprünglichen Plans von Wettbewerbsgewinner Ackermann und Partner aus München, nach Sparpotenzial durchforstet. Minus 500 Quadratmeter beim Zivil- und Katastrophenschutz, dessen Lager in der Feuerwache 6 bleibt, minus 40 in den Umkleiden, minus 365 im Archiv für die Feuerbeschau dank effizienter Regalsysteme, minus 80 in der Bekleidungskammer, minus 360 in der Tiefgarage. Das läppert sich.

Hinzu kommt in Berg am Laim künftig aber in reduzierter Form die Holzwerkstatt, die bisher in der Feuerwache 7 in Milbertshofen untergebracht war. Die Herstellung eigener Möbel sei nicht mehr Teil des Leistungsspektrums, doch Sonderanfertigungen, Prototypen oder Fahrzeugeinbauten sollen die Männer weiter selbst machen: plus 290 Quadratmeter. Der Gebäudeunterhalt wird dem Trend gemäß zunehmend ausgegliedert, auch das spart Fläche für Lager und Werkstätten - dafür braucht man aber größere Büros, denn irgendwer muss diese vergebenen Arbeiten ja beschreiben und dann kontrollieren. Alles in allem wird die Fläche der Wehr am Ende trotz der Reduzierungen sehr dicht bebaut sein. Weil der Landeplatz entfällt, können die Dachflächen begrünt werden. Auch eine Fotovoltaikanlage ist vorgesehen.

Gebaut wird in zwei Abschnitten, denn ein Ausweichquartier wird es nicht geben, erst wenn der erste Abschnitt fertig ist, wird der Altbau aus den Fünfzigerjahren abgerissen. Dort kann dann der zweite Bauabschnitt entstehen. Das macht für die Übergangszeit einige Provisorien nötig, doch funktionieren muss die Wache immer. So grün wie jetzt, wo die Wehrmänner noch einen eigenen Fußballplatz haben, bleibt es nicht: Von den insgesamt 53 Bäumen müssen 28 fallen, zwölf davon für den ersten Bauabschnitt schon im kommenden Februar.

Der Kommunalausschuss des Stadtrates stimmte dem abgespeckten Projekt zu, für das die Stadt mit Zuschüssen vom Freistaat rechnen kann. Die konkrete Ausführungsgenehmigung wird für 2016 erwartet. Bauherr ist offiziell das Kommunalreferat.

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