Benefiz-Turnier:Der Ball ist bunt

Benefiz-Turnier: "Alle sind respektvoll miteinander umgegangen." Jimmy Hartwig, einst Spieler in Diensten des HSV und der Löwen, und Kicker aus Afghanistan.

"Alle sind respektvoll miteinander umgegangen." Jimmy Hartwig, einst Spieler in Diensten des HSV und der Löwen, und Kicker aus Afghanistan.

(Foto: Stephan Rumpf)

Flüchtlinge und Jimmy Hartwig sind Stars beim Nationen-Cup

Von Thomas Becker

Am Nachmittag des EM-Finales heißen die Stars Edis Mulaosmanovic, Azouli Wais, Farshid Makseni und Luis Carlos Marques Madeira. Auch dabei: ein Champions-League-Sieger (Andy Görlitz), eine - nun ja - Haching-Ikone (Francisco Copado), ein Erfolgs-Regisseur (Markus H. Rosenmüller), zwei Blumentopf-Musiker (Andi Alt und Flo Schuster) sowie der eine oder andere TV-Moderator (Markus Othmer, Christof Lang und Frederic Meisner). Und wenn man das, was man in den EM-Wochen alles so im Fernseher gesehen hat, mit dem 1. Münchner Nationen-Cup auf der Bezirkssportanlage in Freimann vergleicht, i st festzuhalten: Bunter, lustiger und fairer ging es bei Edis, Farshid & Co. zu.

Schuld daran sind Bernhard Slawinski (ehrenamtlicher Vorsitzender des Bayerischen Fußballverbands) und Jimmy Hartwig. Der Ex-Profi des HSV und der Löwen hatte die Idee zum Nationen-Cup: "Wir wollen nicht nur alle Menschen willkommen heißen, die mit einem für uns unvorstellbaren Schicksal nach Deutschland gekommen sind, sondern wir wollen auch den Amateurfußballvereinen für ihre Integrationsarbeit in den letzten Monaten danken und ihnen mit dem Turnier eine Ehrenbühne für ihr Engagement geben." Der Turniermodus ist geringfügig einfacher und um ein Vielfaches verbindender als bei der EM. Gespielt wird in 18 gemischten Kleinfeld-Teams, zur Hälfte Vereinsspieler, zur Hälfte Flüchtlinge - die Nationen spielen also nicht gegen-, sondern miteinander.

Der gefragteste Mann ist der Initiator: Jimmy hier, Jimmy da - so geht das in einem fort. Und Jimmy hat für jeden Zeit, auch für den Zweijährigen, dem er hilft, einen Eimer mit kühlem Wasser zu füllen. Hartwig, Sohn eines GI's und einer deutschen Mutter, war der erste farbige Nationalspieler, 1979. Hartwig erinnert sich: "Verdammt harte Zeiten. Dagegen ist das hier ja Gold. Den ganzen Tag habe ich kein böses Wort gehört, es hat kein einziges Foul gegeben, alle sind respektvoll miteinander umgegangen. Das hätte ich mir in meiner Zeit gewünscht. Wenn ich da ins Stadion eingelaufen bin, flogen die Bananen und sie riefen ,Negerschwein'. Die haben gemeint, sie können mich ärgern, wenn sie mich beleidigen. Aber ich bin durch eine harte Schule gegangen. Mein Großvater war Nazi. Meine Mutter kam nach Hause und sagte: ,Ich bin schwanger von einem Dunkelhäutigen' - und dann ging die Party los. Keinen Tag bin ich ohne Nasenbluten aus der Schule. Ich hatte eine grausame Jugend und weiß, wie es ist, wenn du ständig in die Fresse kriegst. Deswegen machen wir dieses Turnier: Um zu zeigen, dass diese Flüchtlinge Menschen sind, die es zu respektieren gilt."

Die Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, Somalia, dem Senegal und anderen Krisenherden, und ihnen allen ist der Spaß am Kicken ins Gesicht geschrieben. Farshid, ein junger Afghane, meint: "Fußball ist Teil meines Lebens, und wenn ich so wie hier kicken kann, dann ist alles gut." Sein Kumpel Azouli erzählt: "In meinem Flüchtlingslager kann man nicht Fußball spielen. Hier bin ich glücklich." Zum Schluss gibt's jede Menge strahlende Pokalträger und einen Spendenscheck an das Projekt "Youth Connect" des Wilhelmsgymnasiums. Ach ja, einen Sieger gab's auch noch: den SC Baldham.

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