Beeindruckende Bilanz:Kochen und sägen

Beeindruckende Bilanz: An der städtischen Berufsschule für das Konditorenhandwerk lernen die Auszubildenden auch, wie sie Pralinen herstellen.

An der städtischen Berufsschule für das Konditorenhandwerk lernen die Auszubildenden auch, wie sie Pralinen herstellen.

(Foto: Robert Haas)

Berufsschulen sind nachgefragt - Stadt plant neues Zentrum

Von Melanie Staudinger

Heute auf dem Speiseplan: Gerichte mit Kalb. Saltimbocca mit Kartoffelstampf, Cordon Bleu mit Kartoffelsalat und Zürcher Geschnetzeltes mit Rösti. Als Nachspeise Baumkuchen mit Vanilleeis. Was sich liest wie die Speisekarte eines Mittagsrestaurants, steht in Wirklichkeit im Lehrplan der angehenden Metzgerei-Fachverkäuferinnen. Die lernen in ihrer Ausbildung kochen - schließlich gibt es in fast jeder Metzgerei eine heiße Theke. An diesem Mittwoch haben die Nachwuchs-Fachverkäuferinnen an der städtischen Berufsschule für das Metzgerhandwerk mehr Portionen als sonst zubereitet. Münchens Dritte Bürgermeisterin Christine Strobl und Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) stellen dort am Simon-Knoll-Platz in Haidhausen die Bilanz über das berufliche Schulwesen vor - und die fällt wie jedes Jahr beeindruckend aus.

52 971 Schüler besuchen derzeit eine berufliche Schule (2015/16: 51 414). Dazu zählen die Berufsschulen, die die klassische duale Ausbildung bieten, ebenso wie die Wirtschaftsschulen, die Berufsfachschulen, die Fachoberschulen, die Fachakademien, die Berufsoberschulen sowie die Fach- und Meisterschulen. Das berufliche Schulwesen habe einen hohen Stellenwert, sagte Schulbürgermeisterin Strobl beim Pressegespräch. Es trage nicht nur zur Attraktivität des Wirtschaftsstandorts München bei, sondern helfe auch bei der Integration von Flüchtlingen.

Das zeigt sich am Beispiel der neuen städtischen Berufsschule zur Berufsintegration an der Balanstraße, von der Stadtschulrätin Zurek berichtete. Die Schule richtet sich gezielt an Flüchtlinge zwischen 16 und 25 Jahren, die lesen und schreiben können und bereits einen Deutsch- oder Integrationskurs besucht haben. Zwei Jahre lang intensivieren die 430 Jugendlichen in 21 Klassen ihre Deutschkenntnisse, machen Praktika und lernen das Ausbildungssystem kennen. Danach erwerben sie den Mittelschulabschluss und können eine reguläre Lehre beginnen. Zusätzlich zu diesem Angebot existieren weitere 48 Flüchtlingsklassen an 23 städtischen beruflichen Schulen für insgesamt 865 Schüler. "Die Lehrer stehen vor großen Herausforderungen", sagt Zurek. Unter ihren Schülern sind welche, die noch nie eine Schule besucht haben, und welche, die in ihrem Heimatland schon kurz vor dem Studium standen.

Der Bedarf an beruflichen Schulen wächst weiter. Gleich nach der Pressekonferenz hat sich der Bildungsausschuss mit einer weiteren wegweisenden Entscheidung befasst: In München soll ein neues städtische Kompetenzzentrum für Umweltschutztechnik und erneuerbare Energien entstehen. Dort sollen die Berufsschule für das Spenglerhandwerk, Umwelt- und Versorgungstechnik, die Fachschule für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik, die Berufsschule für elektrische Anlagen und Gebäudetechnik, die Fachschule für Umweltschutztechnik sowie die Berufsschule für Zahntechnik, Chemie-, Biologie- und Drogerieberufe ein neues Zuhause finden. Dafür muss die Verwaltung allerdings noch einen geeigneten Standort finden.

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