Bedienung auf dem Oktoberfest:"Ich mag, wenn es Rumms macht"

Bedienung auf dem Oktoberfest: Wiesn-Bedienung Eva Ludwig vor dem Hofbräuzelt - es wird ihr erster Einsatz auf dem Oktoberfest

Wiesn-Bedienung Eva Ludwig vor dem Hofbräuzelt - es wird ihr erster Einsatz auf dem Oktoberfest

(Foto: Stephan Rumpf)

16 Tage Bierzelt: Seit Wochen bereitet sich Eva Ludwig auf das Oktoberfest vor. Die Studentin arbeitet zum ersten Mal als Bedienung auf der Wiesn. Ein Gespräch über Muskelaufbau und Toleranz.

Von Anna Fischhaber und Ingrid Fuchs

Bis zu 10.000 Menschen passen ins Hofbräuzelt. Mit ihnen wird Eva Ludwig, gebürtige Fränkin und Studentin in München, die kommenden 16 Tage verbringen. Die 28-Jährige arbeitet auf dem größten Volksfest der Welt - als Wiesnbedienung. Mit Süddeutsche.de hat sie darüber gesprochen, was auf sie zukommt. Es ist das erste Mal für die zierliche Studentin.

Süddeutsche.de: Sie werden bald zwölf Stunden am Tag unter Betrunkenen sein, Frau Ludwig. Mögen Sie eigentlich Bier?

Eva Ludwig: Ich darf kein Bier trinken. Ich leide unter einer Glutenunverträglichkeit.

Wie sieht es mit Hendln aus?

Die darf ich essen, aber natürlich kann ich mich nicht 16 Tage lang nur von Wiesnhendln ernähren. Wir verpflegen uns während der Wiesn selbst - eine aus unserem Team kocht jeden Tag für die anderen. Vegetarisch und glutenfrei, damit wir etwas Gesundes haben und fit bleiben.

Sie arbeiten in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Wiesn. Warum gerade den Job?

Die Wiesn ist in München ein Klischee - jeder, der in der Gastronomie arbeitet, will einmal dabei gewesen sein. Wie jeder Münchner Surfer davon träumt, einmal auf der Eisbachwelle zu stehen.

Geld spielt keine Rolle? Gerüchten zufolge verdienen Wiesnbedienungen einen fünfstelligen Betrag ...

Es ist mein erstes Mal, deshalb weiß ich noch nicht genau, was ich verdiene. Ich hoffe, es reicht für die Zusatzausbildung, die ich nach dem Studium machen will.

Bestimmt gibt es viele Bewerber. Wie sind Sie zu dem Job gekommen?

Meine Freundin arbeitet seit einigen Jahren im Hofbräuzelt. In ihrem Team ist eine Bedienung schwanger geworden. Ich war dann beim Casting. Dort wollten sie wissen, wie meine persönliche Einstellung zur Wiesn ist. Wer so ein Volksfest nicht mag, hält nicht lange durch. Und natürlich haben sie auch nach Erfahrungen in der Gastronomie und nach meiner Fitness gefragt.

Wie ist Ihre Fitness?

Seit Mai gehe ich drei Mal in der Woche ins Fitnessstudio. Trainiere Rücken, Arme, Schultern. Ein Freund hat mir anfangs Tipps gegeben, wie ich am besten einsteige und welche Übungen sinnvoll sind. Ich war noch nie so muskulös. Ich will mich ja nicht selbst kaputtmachen.

Wie viele Maßkrüge können Sie tragen?

In der Kneipe, in der ich arbeite, gibt es leider nur Halblitergläser. Aber einmal habe ich beim Vortreffen im Garten einer Kollegin geübt. Zehn habe ich geschafft.

Was ziehen Sie an?

Da musste ich in Vorkasse gehen. Die Bedienungen im Hofbräu tragen alle die gleichen Dirndl. Ich musste mir zwei in Österreich bestellen. Jeden Tag wechsle ich das Kleid und wasche das andere. Dazu habe ich unzählige Blusen gekauft und natürlich gemütliche Schuhe.

Was muss man sonst als Wiesnbedienung mitbringen?

Menschenkenntnis und Toleranz.

Der Job kann aber sicher auch unangenehm werden, wenn Gäste zudringlich sind.

Klar, aber ich kann freundlich und gleichzeitig bestimmt sein. Und dann gibt es ja noch die Sicherheitskräfte.

Das klingt alles so einfach. Eine Wiesnbedienung hat den Job mal mit einer Alpenüberquerung verglichen ...

Ich arbeite seit Jahren in der Gastronomie - und ich mag, wenn es Rumms macht. Ich werde in Stresssituationen besser. Aber natürlich habe ich auch Respekt und frage mich manchmal: Was trauen mir die Kollegen da eigentlich zu?

Was genau wird Ihre Rolle sein?

Unser Team ist für eine bestimmte Anzahl an Tischen zuständig, die Rollen sind fest verteilt. Zwei kümmern sich bei ums Bier, zwei ums Essen, eine um Logistik, Reservierungen und Schnaps. Ich bin der Springer. Mal helfe ich beim Essen, mal beim Bier.

Was passiert, wenn Sie krank werden?

Solange ich laufen kann, gehe ich zur Arbeit. Wir sind ein Team, wenn jemand ausfällt, bleibt das an den anderen hängen.

Das klingt als wären Sie eine große Familie ...

In unserem Team ist das wirklich so. Wir sind sechs Leute und treffen uns seit Mai regelmäßig. Während der Wiesn arbeiten wir auf einen Geldbeutel, erst danach wird geteilt. Das braucht natürlich Vertrauen. Direkt nach der Wiesn fahren wir zwei Tage zusammen zum Wellness, um wieder runterzukommen. Das Oktoberfest ist eine eigene Welt. Danach ist man wohl sehr dünnhäutig und verletzlich, sehr lärmempfindlich. Es dauert angeblich Wochen bis man wieder Menschenmassen ertragen kann. Aber das ist es mir wert.

Süddeutsche.de begleitet Eva Ludwig während des Oktoberfests, um herauszufinden: Wie hart ist die Wiesn wirklich? Mehr dazu lesen Sie in den kommenden Tagen auf unserer Seite.

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