Bayernhymne:Böses Blabla vom Abgeordneten

CSU-Politiker erhält Buhrufe für Kritik an Schüler-Strophe

"Gott mit dir, das muss reichen" vom 1. Dezember:

Man kann trefflich darüber streiten, ob die Frage einer dritten Strophe der Bayernhymne eines Dringlichkeitsantrags der SPD bedarf. Unstrittig ist allerdings, dass die Reaktion des innenpolitischen Sprechers der CSU-Landtagsfraktion, Florian Herrmann, weit über das Ziel hinaus geht. Die von Schülerinnen und Schülern einer Beruflichen Oberschule in Bad Tölz verfasste Strophe - notabene im Rahmen eines Wettbewerbs, der unter anderem von der bayerischen Staatsregierung initiiert wurde - beschreibt die Vielfalt im europäischen Staatenbund. Dies tut Herrmann als "Multikulti-Blabla" ab, das er "in unserer Hymne nicht haben will". Nun darf man von einem promovierten Juristen Herrmann erwarten, dass er mindestens den Artikel 3a der Bayerischen Verfassung kennt, der das Bekenntnis des Freistaates zum geeinten Europa formuliert. Noch mehr darf man aber erwarten, dass er als Abgeordneter bürgerschaftliches Engagement, insbesondere von jungen Menschen, zumindest respektvoll erwidert. Und als ob das der Fahrlässigkeit nicht genug wäre, so gibt er diese Äußerungen in einer Journaille von sich, die sich Junge Freiheit nennt. Ein kurzer Blick auf den Onlineauftritt dieser Publikation und ein wenig Recherche über den Herausgeber und Chefredakteur hätte genügt, um zu erkennen, mit wem er sich da einlässt. Florian Herrmann hat mit seinen Äußerungen nicht den politischen Gegner getroffen, sondern politisches Engagement junger Menschen diskreditiert - damit hat er Populisten das Wort geredet und der Politischen Bildung einen Bärendienst erwiesen. Christoph Joppich, München

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