Bayerische Staatsoper:Das Edle

Die Bayerische Staatsoper wagt moderne Kunst

Wie sieht es aus? Auf den ersten Blick wie ein Ausstellungskatalog des New Yorker Museum of Modern Art. Kein einziges Szenenfoto, nicht einmal ein Vorwort gibt es im Jahresheft der Bayerischen Staatsoper. Die Finger staunen über den tiefen Goldklecks auf dem Cover, auf 300 edlen Seiten gibt es jede Menge Zeichnungen von Jorinde Voigt, Schwarz-Weiß-Fotos, Kupferstiche - und zwischendurch Informationen zum Programm.

Was steckt dahinter? Die Staatsoper beschäftigt eine eigene Bilddramaturgin, Julia Schmitt, deren wichtigste Aufgabe die Konzeption des nächsten Jahreshefts ist. Ihre Arbeit beginnt mit der Suche nach einem Begriff, der zu allen Neuproduktionen passt. Die Uraufführung "South Pole" führte zum Motto "Vermessung". Schmitt fiel bei diesem Thema gleich Jorinde Voigt ein: "Eine sehr musikalische Künstlerin, die ihre Zeichnungen auch Notationen nennt". Voigts Arbeiten begleiten nicht nur das Heft, sondern die gesamte Spielzeit. Sie will sogar neue Werke zu sieben Stücken schaffen.

Wen spricht es an? Musikliebhaber mit Hang zum Repräsentativen. Seit Nikolaus Bachler die Intendanz der Staatsoper übernommen hat, musste sich das Stammpublikum an abstrakte Kunst statt üppiger Produktionsfotos gewöhnen. Die Schwarz-Weiß-Bilder sind übrigens ein Zugeständnis an alle, die es nicht gar so konzeptionell mögen.

© SZ vom 26.09.2015 / lod - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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