Bayerische Seen:Streik am Steg

Streik bei der bayrischen Seenschifffahrt

Rote Fahnen bei der weiß-blauen Flotte: Verdi-Mitglieder streiken am Starnberger See. Für diesen Dienstag sind allerdings keine weiteren Aktionen geplant.

(Foto: Nila Thiel; .)
  • Kapitäne, Matrosen, Bootsbaumeister und Stegwarte am Tegern- oder Königssee sind dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt und haben ihre Arbeit niedergelegt.
  • Seit der Privatisierung der Bayerischen Seenschifffahrt 1997 werden neue Mitarbeiter nicht mehr nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlt, sondern schlechter.

Von Christiane Bracht, Starnberg

Strahlender Sonnenschein, angenehm warme Temperaturen - also bestes Wetter für einen Ausflug zum See. Doch wer zum Ferienauftakt am Montag eine Schifffahrt mit Kindern oder Freunden auf dem Tegern- oder Königssee geplant hatte, wurde bitter enttäuscht. Denn die Schiffe blieben im Hafen. Kapitäne, Matrosen, Bootsbaumeister und Stegwarte folgten dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi und legten ihre Arbeit nieder.

Die meisten Fahrgäste waren allerdings gewarnt. "Wir haben versucht, Touristeninfos und Gastgeber zu informieren. Am Parkplatz haben wir Schilder aufgestellt, damit niemand die Gebühr umsonst bezahlt", sagt der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, Michael Grießer. Weil auch in Radio und Zeitungen über den Ausstand berichtet wurde, musste der Chef der Tegernseer Flotte morgens nur eine Handvoll Fahrgäste vertrösten, die mit dem ersten Schiff ablegen wollten. "So ein Tag tut uns schon weh, aber auch den Urlaubsgästen", sagte Grießer. Denn bei bestem Sommerwetter machen täglich normalerweise mehrere Tausend Fahrgäste eine Rundfahrt.

Nicht nach Tarif bezahlt

Auch am Starnberger See und Ammersee streikten einige Mitarbeiter - allerdings nur wenige. Und so konnten die Dampfer dort planmäßig verkehren. Mit Fahnen und Verdi-Westen standen die Protestierenden etwa auf der Starnberger Promenade und forderten die Gleichbehandlung aller Mitarbeiter. Denn seit der Privatisierung der Bayerischen Seenschifffahrt 1997 werden neue Mitarbeiter nicht mehr nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlt, sondern schlechter. Das bedeutet bis zu 200 Euro weniger Lohn pro Monat, keine Sonntagszuschläge, weniger Urlaub und deutlich weniger Weihnachtsgeld. Inzwischen werden mehr als die Hälfte aller Beschäftigten der Seenschifffahrt nach neuen Verträgen bezahlt.

Grund genug für die Gewerkschaft, endlich Druck auf das Finanzministerium auszuüben, erklärte Verdi-Gewerkschaftssekretär Wolfgang Lübrich in Starnberg. Denn die Bayerische Seenschifffahrt gehört genauso in die Zuständigkeit der Söder-Behörde wie die Schlösser- und Seenverwaltung. An diesem Dienstag wird nun weiter verhandelt, und die Chancen stehen wohl nicht schlecht, dass es dann auch zu einer Einigung kommt. Für die Fahrgäste wird es deshalb an diesem Dienstag wohl auch keine Behinderungen mehr geben: Aktionen sind an keinem der Seen geplant. Der Ausflugstour steht also nichts im Wege.

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