Baustellen:Münchner Osten droht der "Verkehrsinfarkt"

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Seit Wochen weist die Stadt die Autofahrer mit Warnschildern auf die Engstelle hin. Doch ob die sich auch darauf einstellen, ist unklar. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Die Mitglieder des Bezirksausschusses in Bogenhausen befürchten für den Münchner Osten einen "Verkehrsinfarkt".
  • Von Sonntag an wird an der Ifflandstraße gebaut und der Mittlere Ring verengt. Die Einsteinstraße ist stadtauswärts gesperrt.
  • Auch die Stadt warnt seit Monaten: "Die Umfahrungen werden überlastet sein".

Von Marco Völklein, München

Für die Mitglieder des Bezirksausschusses in Bogenhausen ist die Sache jetzt schon klar: Wenn von Sonntag an die zusätzliche Spur an der Einmündung der Ifflandstraße in den Isarring gebaut wird, droht dem Münchner Osten der "Verkehrsinfarkt". Und auch die Stadt warnt seit Monaten: "Die Umfahrungen werden überlastet sein."

Wer kann, der solle die Stelle meiden, auf Busse, Bahnen oder aufs Fahrrad umsteigen sowie Fahrgemeinschaften mit anderen bilden, sagt der städtische Baustellenkoordinator Richard Bartl. Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) erwartet insbesondere bei den Linien 59, 54, 100 und 187 zum Teil erhebliche Verspätungen bei ihren Bussen.

Karte: SZ (Foto: o)

Die Baustelle betrifft einen der am stärksten befahrenen Abschnitte des Mittleren Rings, die Auswirkungen werden erheblich sein. Denn am Isarring sind jeden Tag etwa 110 000 Fahrzeuge in beide Richtungen unterwegs. Zum Vergleich: Die Donnersbergerbrücke, den am stärksten frequentierten Ring-Abschnitt, passieren täglich 150 000 Autos.

Um die ständigen Staus an der Ifflandstraßen-Einmündung aufzulösen, wird nun in Fahrtrichtung Schwabing eine dritte Spur an den Isarring angestückelt. Dazu wird der Verkehr nach Westen auf nur noch einer Spur an der Baustelle vorbeigeführt. Bartl erwartet, dass es dann lange Staus bis zurück zur Einmündung der A 8 in Ramersdorf geben wird.

Hinzu kommt nämlich, dass seit einer Woche schon die Einsteinstraße stadtauswärts zwischen Leuchtenbergring und Vogelweideplatz gesperrt ist - dort docken die Stadtwerke die in Bau befindliche Tram-Strecke nach Steinhausen an bestehende Gleise an. Wer zur A 94 will, wird über die Prinzregentenstraße geleitet. Schon jetzt schimpfen Autofahrer über lange Staus auf dem Südost-Abschnitt des Mittleren Rings, weil die Umleitung überlastet ist. Kommt nun noch die Engstelle am Isarring dazu, dürften die Blechkolonnen noch einmal länger werden.

Autos sollen sich lieber vor dem Tunnel stauen

Die Planer der Stadt bereiten sich darauf vor. So gibt es Überlegungen, die einspurige Verkehrsführung nach Schwabing nicht erst westlich des Effnertunnels beginnen zu lassen, sondern bereits vor dem südlichen Einfahrtsportal des Richard-Strauss-Tunnels. So wollen die Planer vermeiden, dass sich ein Stau in der Autoröhre bildet - denn Staus in einem Tunnel gelten generell als Sicherheitsrisiko.

Weniger risikoreich sei es daher, wenn sich die Autos vor dem Tunnel stauen, dann aber relativ zügig einspurig durch die Röhre und weiter an der Baustelle vorbei gen Schwabing rollen. Denkbar ist auch eine Blockabfertigung am Richard-Strauss-Tunnel: Dann dürften die Autos in ihn nur stoßweise einfahren. Welche Verkehrsführung letztlich von Montag an gilt, wird sich erst dann zeigen. Die Planer wollen an Ort und Stelle sein, die Lage beobachten - und dann gegebenenfalls reagieren.

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Aber nicht nur auf und neben dem Ringabschnitt im Osten dürfte es eng werden, sondern auch an anderen Stellen. Denn um die dritte Spur anstückeln zu können, ist die Einmündung der Ifflandstraße in den Isarring in Richtung Schwabing ebenfalls komplett dicht. Die städtischen Planer wollen daher die Autofahrer, die von Süden kommen, bereits auf der Isarparallele ableiten - zum Beispiel über den Altstadtring auf Ludwig- und Leopoldstraße.

Aber auch dort stehen ja jetzt schon allmorgendlich die Autofahrer im Stau. "Das Problem ist", sagt Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern, "dass es keine Umfahrungsstrecke gibt, die man den Leuten ernsthaft empfehlen könnte." Auch die Herzog-Heinrich-Brücke, die nördlich des Isarrings von Oberföhring nach Freimann über den Fluss führt, ist bekannt als Staustelle. Kreipl hofft dennoch, dass sich die Autofahrer auf die Lage einstellen und es nur halb so schlimm kommt wie befürchtet. Als die Stadt vor Jahren mehrere Monate lang die Donnersbergerbrücke instandsetzen ließ, hätten sie sich damit auch arrangiert. Außerdem sei es gut, dass die Stadt die beiden Baustellen in der Ferienzeit abwickelt. Da ist weniger los auf den Straßen.

Dass nun zwei Großbaustellen zeitlich zusammenfallen, war nicht geplant. Ursprünglich wollten die Stadtwerke ihre Tramstrecke schon Ende 2015 fertig haben; doch dann verzögerte sich die Baugenehmigung durch die Regierung von Oberbayern. Einen Lichtblick immerhin sieht ADAC-Mann Kreipl: Am Ende der Sommerferien soll die Einsteinstraße zur A 94 hin wieder frei sein. "Das könnte die Situation ein wenig entspannen." Die einspurige Engstelle am Isarring indes wird bis weit in den Oktober hinein bestehen bleiben.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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