Baustellen in München:Bagger im Weg

Baustelle am Hohenzollernplatz in München, 2012

Im Jahr 2012 wurde am Hohenzollernplatz gewerkelt. Nicht selten verärgern die vielen Absperrungen an Baustellen die Verkehrsteilnehmer.

(Foto: Robert Haas)

Mehr als 20.000 Bauprojekte auf Straßen und Gehwegen wurden in München 2012 genehmigt - ein neuer Rekordwert. Nun wird überall repariert, ausgebessert, erneuert. Doch das Kreisverwaltungsreferat hat zu wenig Mitarbeiter, um alle Baustellen zu überwachen.

Von Marco Völklein

Nicht nur in den Sommermonaten staubt es und staut es sich auf Münchens Straßen, weil Baureferat und Stadtwerke Straßen ausbessern, Gleise reparieren oder Leitungen verlegen. Das ganze Jahr über müssen Autofahrer, Radler und Fußgänger überall in der Stadt ausweichen, weil Bagger und Kräne den Weg versperren. 20.472 Baustellen auf öffentlichem Verkehrsgrund hat das Kreisverwaltungsreferat (KVR) im vergangenen Jahr genehmigt - das ist ein Rekordwert.

Zum Vergleich: In den Jahren 2000 bis 2005 registrierte das KVR nur 13.000 Baustellen pro Jahr. Von 2006 bis 2009 stieg der Wert auf 16.000 jährlich. 2010 waren es bereits 17.783 und im Jahr 2011 schließlich 18.702 Baustellen. "Die Zahl der zu genehmigenden Baustellen auf öffentlichem Verkehrsgrund wächst stetig", heißt es aus dem KVR.

Zählt man die von Baureferat und Stadtwerken angeschobenen Großbaustellen noch dazu, wurden im vergangenen Jahr sogar 20.817 Projekte gezählt. Mittlerweile gibt es so viele Baustellen, dass das KVR mehr Personal benötigt, um sie alle genehmigen und überwachen zu können.

Ein Mitarbeiter für jede Beschwerde

Denn die Verkehrsfachleute der Stadt ordnen bei jeder einzelnen Baustelle genau an, wie umfangreich eine Firma zum Beispiel den Geh- oder Radweg in Beschlag nehmen darf, um dort einen Kran aufstellen zu können. Zudem wird geregelt, wie die Baustelle gesichert und wie Umleitungen ausgeschildert werden. Nicht selten allerdings ärgern sich Radfahrer darüber, dass die Baufirma einfach nur das Schild "Radfahrer absteigen" aufstellt. Oder Fußgänger mit einem Pfeil kurzerhand auf die andere Straßenseite geschickt werden und somit einen langen Umweg in Kauf nehmen müssen.

Gehen solche Beschwerden ein, schicke die Stadt Mitarbeiter los, die schauen, ob "auch alles umgesetzt, beschildert und markiert" wurde, heißt es aus dem KVR. Mittlerweile allerdings sei die Zahl der Baustellen, an denen die Kontrolleure vorbeischauen müssen, so sehr gestiegen, dass "dies mit dem bestehenden Personal nicht möglich ist", schreibt KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle im städtischen Verkehrsbericht, den der Stadtrat am heutigen Dienstag beraten wird. Zumal die KVR-Leute nicht nur für die Kontrolle, sondern zuvor auch für die Genehmigungen der Baustellen zuständig sind. Und gerade da fordern Vertreter von Handwerk und Industrie immer wieder "kurze und flexible Verfahren". Um das alles unter einen Hut zu bekommen, sagt Blume-Beyerle, benötige das KVR deutlich mehr Leute.

Wie viele genau - dazu hält sich Blume-Beyerle noch bedeckt. Unter anderem schwebt ihm ein eigenständiges "Baustellenkontrollteam" vor, das "ausschließlich vor Ort die Umsetzung der Genehmigung kontrolliert, die Mängel protokolliert und zur umgehenden Beseitigung auffordert". Ein solches Team, argumentiert der KVR-Chef, "wäre im Stadtgebiet ein weiterer wichtiger Beitrag", um die Verkehrssicherheit zu verbessern. Er will nun ein entsprechendes Konzept erarbeiten lassen und die Vorschläge dem Stadtrat heuer in der zweiten Jahreshälfte unterbreiten.

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