Baustelle in München:Für Radler wird es eng

Die Residenzstraße gehört zu den wichtigsten Radlerstrecken in München. Doch eine Baustelle macht sie in den nächsten Monaten zum Nadelöhr.

Dominik Hutter

Vergleichsgrößen wären für Autofahrer der Mittlere Ring oder beim MVV die S-Bahn-Stammstrecke. Aus der Radlerperspektive aber zählt die Residenzstraße zu den wichtigsten Strecken im Netz, und Christoph Zindel-Kostelecky, der Münchner Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), kann eigentlich nicht recht nachvollziehen, warum aus der Stadtverwaltung bislang so wenig nach außen dringt. Denn der Pedalfraktion steht einiges bevor in diesem Frühjahr: Mehrere Monate lang, bis in den Juli hinein, wird es eng zugehen auf Münchens wichtigster Nord-Süd-Achse. Sehr eng sogar. Fußgänger und Radler werden sich auf fünf Metern Breite aneinander vorbeischummeln müssen.

Baustelle in München: Radler müssen in der Residenzstraße in den kommenden Monaten mit Behinderungen rechnen.

Radler müssen in der Residenzstraße in den kommenden Monaten mit Behinderungen rechnen.

(Foto: Foto: Catherina Hess)

Schuld an dem Nadelöhr, das nach ADFC-Auskunft normalerweise bis zu 25000 Fußgänger und 15000 Radfahrer pro Tag passieren, ist eine Fernwärmebaustelle der Stadtwerke. Die Rohre, die jetzt noch unter dem Gebäude der Residenzpost liegen, müssen unter das Pflaster der Residenz- und Schrammerstraße sowie in den Hofgraben verlegt werden. Ebendieser Bereich, in dem eine rot markierte Radlfurt existiert, zählt jedoch zu den berüchtigsten Stellen im Velonetz - und steht wegen der zahlreichen Beinahe- und manchmal auch tatsächlichen Zusammenstöße unter Beobachtung der Stadtverwaltung. Die Fernwärmebauarbeiten beginnen voraussichtlich am kommenden Montag.

Der ADFC fordert nun eine umfangreiche Öffentlichkeitskampagne sowie eine leistungsfähige Ausweichroute - so wie bei anderen großen Baustellen üblich. Dies sei angesichts der Bedeutung der Residenzstraße fürs Radwegenetz keineswegs überzogen, findet Zindel-Kostelecky. "Wer hier am falschen Ende spart, nimmt permanentes Chaos in Kauf."

"Das ist ein neuralgischer Punkt", betont auch Karl Thiem vom Kreisverwaltungsreferat. Die Stadt will deshalb, nach längerem Hin und Her tatsächlich eine Umleitungsroute über Rosental, Viktualienmarkt, Sparkassenstraße und Hofgraben ausschildern - wenn auch nicht gar so prominent, wie es der ADFC gerne hätte. Dazu wird die Einbahnregelung am Hofgraben aufgehoben. Unangenehm, das steht außer Frage, könnte es bei starkem Andrang in der Sparkassenstraße zugehen. Dort kommen die Autos schon jetzt nur mit Mühe aneinander vorbei - das wird nicht einfacher, wenn zusätzlich noch die Radler herumkurven. Ein Parkverbot, wie vom ADFC angeregt, soll es aber nicht geben. Das sei "nicht durchsetzbar", berichtet Thiem. Denn dieser Altstadtbereich sei dicht bewohnt, und die Anlieger hätten genug Schwierigkeiten, ihr Auto abzustellen.

Baustellenkoordinator Richard Bartl bittet die Radler, trotz der Umleitung auch andere Umfahrungen ins Auge zu fassen: die Sonnenstraße etwa oder den Thomas-Wimmer-Ring.

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