Baustelle in München:Elefantenhaut für einen Tunnel

Trappentreutunnel, Bauarbeiten im Tunnel

Laut und stickig ist es in dem 30 Jahre alten Tunnel unter der Trappentreustraße.

(Foto: Florian Peljak)

Streusalz hat im Lauf der Jahre die Stahlstäbe im Beton angegriffen. Jetzt muss der Trappentreutunnel aufwändig saniert werden - zum Leid der Autofahrer. Bis die Arbeiten abgeschlossen sind, wird es noch dauern.

Von Marco Völklein

Seit einigen Wochen bereits stöhnen viele Autofahrer, wenn sie an den Trappentreutunnel denken. Statt drei stehen dort seit Mitte April je Fahrtrichtung nur noch zwei Spuren zur Verfügung. Grund dafür ist eine Komplettsanierung der Röhre, die aller Voraussicht nach bis Mitte nächsten Jahres andauern wird. Bislang allerdings waren die Arbeiter dort nur mit ersten Vorarbeiten beschäftigt. So richtig los geht die Sanierung erst in der kommenden Woche. Dann aber mit richtig viel Aufwand und ordentlich Getöse.

Die gute Nachricht für die Autofahrer dabei ist: An der Verkehrsführung wird sich auch während dieser heißen Phase der Bauarbeiten nichts wesentliches ändern. "Tagsüber werden den Autofahrern weiterhin jeweils zwei Spuren pro Richtung zur Verfügung stehen", versichert Projektleiter Axel Zimmermann vom städtischen Baureferat. Lediglich in den Nachtstunden, genauer in der Zeit von 23 Uhr abends bis 5 Uhr in der Früh, kann es sein, dass hin und wieder nur je eine Fahrspur pro Richtung frei sein wird.

Unter dem Beton liegt das eigentliche Problem

Die aufwendigen Hauptarbeiten werden die Firmen in den kommenden Wochen und Monaten ohnehin nur tagsüber vornehmen können, sagt Zimmermann. Denn die Maschinen, die dabei zum Einsatz kommen, verursachen einen immensen Lärm. Nachts würden sich dann zurecht die Anwohner rund um die 550 Meter lange Röhre im Westend beschweren. Denn die Arbeiter werden mit zwei überdimensionalen Hochdruckwasserstrahlern anrücken und damit die oberen Schichten des Betons regelrecht von den Wänden "schießen". Denn direkt darunter, unter dem Beton, liegt das eigentliche Problem.

Trappentreutunnel, Bauarbeiten im Tunnel

Die Stromversorgung im Trappentreutunnel muss umfassender ausgelegt werden.

(Foto: Florian Peljak)

Gebaut wurde der Trappentreutunnel in den achtziger Jahren. Seither haben Millionen von Autos mit ihrem Spritzwasser Salz vom Winterdienst in den Tunnel eingeschleppt. Dieses Salzwasser hat sich nach und nach in den Beton hineingefressen - und ist mittlerweile so tief vorgedrungen, dass die Stahlstäbe im Inneren des Betons vom Salz angegriffen wurden. Würde man nun nicht grundlegend sanieren, wäre eines Tages das Bauwerk nicht mehr sicher.

Daher setzen Projektleiter Zimmermann und seine Leute nun auf die rabiate Methode: Stück für Stück wird der Beton mit den Wasserstrahlen weggesprengt, sodass die angegriffene Bewehrung zutage kommt. Wo die Arbeiter auf Schäden treffen, werden neue Stahlstäbe eingesetzt. Anschließend wird frischer Beton aufgetragen - und zwar doppelt so dick wie damals in den achtziger Jahren.

Viel neue Technik wird in die Röhre geschraubt

"Das ist mittlerweile Stand der Technik", sagt Johann Wittmann, der im Baureferat für sämtliche Straßentunnel verantwortlich ist. Anschließend soll noch eine "Elefantenhaut", wie Wittmann sagt, aufgetragen werden; eine Art Spezialschutzschicht, die zusätzlich das Salzwasser abhalten soll.

Mit diesen Arbeiten sind Zimmermann und seine Leute voraussichtlich bis Ende des Jahres beschäftigt. Dann aber ist noch lange nicht Schluss. Denn wenn die Ingenieure den Sanierungsaufwand schon treiben, dann rüsten sie den in die Jahre gekommenen Tunnel auch gleich mit modernster Sicherheitstechnik nach. Entsprechende Auflagen hat nicht nur die Europäische Union den Kommunen nach mehreren schweren Tunnelunglücken gemacht.

Nun also werden die Techniker bis Mitte 2015 neue Feuerlöscheinrichtungen installieren, die alte Entlüftungsanlage ersetzen, ein modernes Beleuchtungssystem montieren und Videokameras an die Tunneldecke schrauben. Über die können die städtischen Verkehrsüberwacher von ihrer Leitzentrale in Moosach aus dann künftig lückenlos verfolgen, was im Tunnel geschieht.

Fast 30 Millionen Euro

An den Tunnelportalen werden die Arbeiter zudem neue Schrankenanlagen errichten, sodass die Mitarbeiter der Verkehrsleitzentrale bei einem Zwischenfall in der Röhre den Autozufluss rasch stoppen können. Über eine Lautsprecheranlage sollen Autofahrer gewarnt werden, falls im Tunnel irgendetwas passiert. Und weil so viel neue Technik in die Röhre geschraubt wird, muss auch die Stromversorgung umfassender ausgelegt werden.

Trappentreutunnel, Bauarbeiten im Tunnel

Alte Kabel werden bei den Bauarbeiten ausrangiert.

(Foto: Florian Peljak)

Unterm Strich kommt so die gewaltige Summe von fast 30 Millionen Euro zusammen, die die Stadt in die Sanierung und Aufrüstung des Tunnels steckt. Zum Vergleich: Die sicherheitstechnische Nachrüstung des deutlich längeren Petueltunnels kostete nur etwa zehn Millionen Euro. Dieser wurde aber auch erst im Jahr 2002 gebaut und musste daher nicht so aufwendig und umfassend saniert werden wie das Bauwerk unter der Trappentreustraße.

Böse Stimmen argwöhnten bereits, die Stadt werde sich womöglich einen Teil des immensen Sanierungsaufwands über einen fest installierten Blitzer von den Autofahrern wieder zurückholen wollen. Bislang allerdings ist der Einbau einer solchen Kontrollanlage nicht vorgesehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: