Bauprojekte in München:So soll die neue Siemens-Zentrale aussehen

Der neue Konzernsitz von Siemens am Wittelsbacherplatz soll "luftig und lebendig" werden. Das Erdgeschoss soll zu 90 Prozent öffentlich zugänglich bleiben - und eine Passage vom Stadtzentrum zum Kunstareal bieten.

Von Stefan Mühleisen

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(Foto: All Rights reserved by Siemens A)

Es dauert nur Minuten, dann fängt Thomas Braun zu schwärmen an. Er reckt die Arme in die Höhe, sie folgen dem Verlauf der schräg geneigten Glas-Innenfassade, die sich im südwestlichen Hof der neuen Siemens-Konzernzentrale trichterförmig nach oben in den blauen Münchner Himmel reckt. "Man wird hier phantastisch sitzen. Es wird belebt sein, transparent und sehr öffentlich", sagt der Generalmanager für die derzeit größte Baustelle in der Innenstadt. Um ihn herum brutzeln Schweißgeräte, Bohrmaschinen rattern, Gabelstapler düsen herum. Hier, eingepasst in das Ensemble am Wittelsbacherplatz, wächst der neue Hauptsitz des Dax-Konzerns empor. Doch an der Transparenz des Vorhabens waren zuletzt Zweifel aufgekommen. "Wir halten uns exakt an die Vorgaben des Bebauungsplans", betont Braun.

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(Foto: lukasbarth.com)

Die Baustellenbegehung für Journalisten soll den reibungslosen Baufortschritt zeigen - und wohl auch Vorwürfe der Intransparenz zerstreuen, die vor kurzem laut wurden. Der Siemens-Neubau zwischen Altstadtring im Westen und Kardinal-Döpfner-Straße im Osten ragt über das denkmalgeschützte Ensemble hinaus; das Obergeschoss ist von Teilen des Wittelsbacherplatzes aus deutlich zu sehen. Doch genau das sollte qua Vorgaben der Stadt nicht passieren, nur von "punktuellen Erhöhungen" war in der Vorlage für die Stadträte die Rede. Ein Verstoß gegen Auflagen? Stadtbaurätin Elisabeth Merk beteuerte zuletzt: Alle hätten gewusst, das man die Zentrale sehen werde. Sie räumte aber auch ein: Der Konsequenzen für das Gesamtbild sei man sich wohl nicht ganz bewusst gewesen.

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(Foto: Lukas Barth)

Selbstbewusst spaziert hingegen Bauleiter Braun (im Bild) am Dienstag mit Vertretern der Siemens-Presseabteilung durch den Gebäudekomplex, der nach einem Entwurf des dänischen Büros Hennig Larsen Architects erbaut wird. 28,80 Meter Bauhöhe seien genehmigt. "Wir liegen sogar leicht darunter", versichert er. Seit 2011 sei im Bebauungsplan "jeder Zentimeter" festgelegt, das Gesamtkonzept exakt definiert. "Und so wird es auch gebaut." Braun lässt durchblicken, dass er das Thema damit als abgehackt ansieht. Er spricht lieber über das Format der neuen Konzern-Zentrale, für die, so wird deutlich, Siemens die Versprechen nach mustergültiger Transparenz und Weltoffenheit einhalten will.

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(Foto: lukasbarth.com)

Die Großimmobile soll kein abgeschotteter Block werden - im Gegenteil: Durchlässig und offen für die Bevölkerung soll das Hauptquartier des Weltkonzerns sein. Der Komplex ist zudem als attraktive Passage zwischen Stadtzentrum und Kunstareal in der Maxvorstadt angelegt. Beobachter fragen sich jedoch, ob Siemens nicht vielleicht doch wegen strikter Sicherheitsauflagen die Schotten dicht macht. Braun dementiert entschieden. "Wir wollen uns nicht abriegeln. Das Erdgeschoss wird zu 90 Prozent öffentlich zugänglich sein."

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(Foto: Eberhard Franke)

Nach Angaben des Projektleiters liegen die Arbeiten ebenso exakt im Zeitplan wie der angesetzte Kostenrahmen ("dreistelliger, niedriger Millionenbetrag"): Ende dieses Jahres soll der Bau fertig sein, die 1200 Mitarbeiter sollen im Laufe des Frühjahrs 2016 die Büros beziehen. Derzeit werkeln 450 Handwerker auf der Großbaustelle. Die Konturen des in sich geschwungenen Gebäudes sind weitgehend fertig. Der Journalistentross steigt mit Braun über Führungsprofile, welche die bauchigen Wände dieses Gebäudes markieren. Von außen sind davon bisher nur die Fenster mit den Kalksteinplatten-Abdeckungen zu sehen, der Blick wird von einer zehn Meter hohen und 300 Meter langen Lärmschutzwand verdeckt, die nun sukzessive abgetragen wird. Der Clou an dem Gebäude ist die kompakte, offene Struktur. "Das Viertel wird dadurch ganz neu belebt werden", versichert Pressesprecher Karlheinz Gröbmair.

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(Foto: lukasbarth.com)

Tagsüber wird demnach jedermann die Siemens-Zentrale von zwei Seiten durchqueren können: Der Haupteingang liegt am Wittelbacherplatz, wo das sanierte Ludwig-Ferdinand-Palais das Entree bildet. Im historischen Siemensbau Wittelsbacherplatz 2 entsteht nach Brauns Worten ein öffentliches Café auf zwei Etagen. In der Nacht zum Dienstag hat ein Schwertransporter hier die Verbindung zwischen historischer und zeitgenössischer Bausubstanz hineingewuchtet: eine 20 Meter lange, 19 Tonnen schwere Brücke, auf der die Siemensianer zwischen Alt- und Neubau hin- und hergehen können.

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(Foto: Eberhard Franke)

Von hier aus gelangt man in das weite Rund des Atriums, überspannt von einem transparenten Foliendach, ähnlich der Außenhaut der Allianz-Arena. "Die Eingangshalle soll wie eine Hotellobby wirken", sagt Braun. Eher "loungeartigen" Charakter werde dagegen der Hof im südwestlichen Gebäudeteil erhalten. Verteilt über den gesamten Innenraum will das Unternehmen knapp ein Dutzend zehn bis 15 Meter hohe Bäume verpflanzen. Über einen begrünten, buchtartigen Hof geht es zum Oskar-von-Miller-Ring hinaus. "Es wird eine luftige und lebendige Zentrale", schwärmt Braun zum Abschied.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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