Deutsche Bahn:Stammstrecken-Bau: Worauf sich Münchner einstellen müssen

Deutsche Bahn: Verschiedene Veränderungen am Marienplatz, Marienhof, Hauptbahnhof und Stachus stehen bevor.

Verschiedene Veränderungen am Marienplatz, Marienhof, Hauptbahnhof und Stachus stehen bevor.

(Foto: Stephan Rumpf; Bearbeitung SZ)
  • Schon allein die vorbereitenden Arbeiten für den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke bringen die gewohnten Wege in der Innenstadt durcheinander.
  • Passanten, Radler, Geschäftsleute und Anwohner müssen sich auf schwierige Zeiten einstellen.

Von Alfred Dürr

Passanten, Radler, Geschäftsleute und Anwohner in der Innenstadt müssen sich auf schwierige Zeiten einstellen. Schon allein die vorbereitenden Arbeiten für den Bau der zweiten S-Bahn-Röhre wirbeln das Geflecht der gewohnten Wege im Bereich des Marienhofs hinter dem Rathaus durcheinander. Straßen werden aufgerissen, provisorische Geh- und Fahrbahnen müssen angelegt werden.

Stadtbaurätin Elisabeth Merk zeigt demonstrativ Gelassenheit: Wir schaffen das. Gerade in jüngster Zeit habe man die logistischen Herausforderungen großer Bauvorhaben in der Altstadt, wie etwa der Siemens-Zentrale, gut bewältigt. Nicht jeder im Stadtrat aber teilt den Optimismus. Im Planungsausschuss stimmte die Mehrheit aus CSU und SPD den ersten Baumaßnahmen zu. Vertreter der Grünen, von FTB, Bayernpartei und der Linken lehnten das Konzept ab.

Am 5. April wird es am Marienhof feierlich: Bei einem Festakt erfolgt der erste Spatenstich für die neue Röhre unter der Stadt. In gut zehn Jahren soll das Mammutprojekt fertig sein. Doch zunächst müssen die unterirdischen Versorgungsleitungen für Fernwärme und Fernkälte, für Wasser, Strom und Gas im Umfeld des Marienhofs verlegt werden. Betroffen davon sind in der Zeit von März bis Juli die Weinstraße, Maffeistraße, Theatinerstraße, Schrammerstraße, Residenzstraße, Hofgraben und Dienerstraße. In einer zweiten Phase, die bis Mitte nächsten Jahres dauert, kommen noch Kanalbauten und Leitungsverlegungen für die Telekommunikation hinzu.

Voraussichtlich zwischen Anfang März bis Ende August können Radler wegen dieser Arbeiten nicht durch die Sparkassenstraße fahren. Die Stadt sieht für diese Zeit eine Alternativroute über die Residenzstraße und eine Behelfsbahn in der Dienerstraße zum Marienplatz vor. Von dort geht es durch das Alte Rathaus weiter zur Fahrbahn am Rand des Viktualienmarkts.

Die Grünen fordern ein Verbot für Privatautos in der Dienerstraße während der Bauarbeiten. Fußgänger, Radfahrer und Lastwagen kämen sich dort ohnehin schon in die Quere, sagt Stadtrat Herbert Danner. In der Diener- und Schrammerstraße müssten die Parkplätze verschwinden. Ansonsten drohe dort für das zehn Jahre "das reine Chaos". Auch im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA) sind die Baustellen am Marienhof ein zentrales Thema. Philippe Louis (Grüne) fordert, die vom Stadtrat untersagte Marienplatz-Querung für Radfahrer wieder zu erlauben. Man solle am Hugendubel-Haus vorbei in Richtung Rindermarkt fahren dürfen. Doch die Polizei winkt ab: Geht nicht, diese Passage sei viel zu eng.

Deutsche Bahn: Die zweite Stammstrecke wird quer durch die Stadt verlaufen - zehn Jahre sind für die Bauarbeiten geplant.

Die zweite Stammstrecke wird quer durch die Stadt verlaufen - zehn Jahre sind für die Bauarbeiten geplant.

(Foto: Stoiber Productions)

Die Gegner der zweiten Stammstrecke, also die Vertreter der Grünen, der Bayernpartei und der Linken, nutzten das Baustellenthema zu einer grundsätzlichen Kritik an diesem Tunnelprojekt. Ingo Mittermaier (SPD) und Johann Sauerer (CSU) warnten davor, das "schlimmste Chaos aller Zeiten herbeizureden". Es werde Einschränkungen und Belästigungen durch die Baustellen in der Innenstadt geben, aber entscheidend sei am Ende das Ergebnis - eine deutliche Verbesserung für den öffentlichen Nahverkehr. Wegen der Baumaßnahmen müssen die drei Platanen an der Ecke Schrammerstraße/Residenzstraße beseitigt werden. Der Altstadt-BA hatte vergeblich für den Erhalt gekämpft. Nun appelliert die Stadt an die Bahn, nicht zu roden, sondern eine Verpflanzung zu prüfen.

Bereits in den nächsten Tagen wird die Bahn an der Ecke Landschaft-/Dienerstraße einen Infopavillon aufbauen. Eine multimediale Ausstellung soll die Bürger dort über das milliardenteure Bauprojekt informieren.

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