Bauprojekt:Das macht die Umsetzung eines Isar-Flussbads so kompliziert

Bauprojekt: Fünf Varianten hat das Wiener Büro Werner Consult untersucht. Sein Favorit für das Isarbad ist der Abschnitt entlang des Deutschen Museums.

Fünf Varianten hat das Wiener Büro Werner Consult untersucht. Sein Favorit für das Isarbad ist der Abschnitt entlang des Deutschen Museums.

(Foto: Robert Haas)
  • Die Stadt will ein Isar-Flussbad einrichten - und zwar bevorzugt in dem 650 Meter langen Abschnitt zwischen Corneliusbrücke und Vater-Rhein-Brunnen.
  • Doch ein Gebirgsbach wie die Isar ist kein Planschbecken. Badebetrieb kommt nach Ansicht des Gutachters erst ab einer Wassertemperatur von 14 Grad Celsius aufwärts in Frage.
  • Da ist dann allerdings schon wieder Hochwasserzeit, was das Baden in der Isar sehr gefährlich macht.

Die Sonne brennt, die Wellen kräuseln sich. Wie schön wäre es im Sommer, in die Isar zu springen? Nicht bloß Knöchelbaden am Flaucher, sondern so richtig eintauchen, abtauchen und mit oder gegen den Strom kraulen. Derzeit wäre das nicht nur ziemlich erfrischend - am Freitag hatte der Fluss knackige 18,6 Grad Celsius. Es ist vor allem an den meisten Stellen verboten. Aber das könnte sich ändern: Die Stadt will ein Flussbad einrichten, ein Gutachter hält das für grundsätzlich möglich, auch wenn bis zum ersten Köpfer noch viele Fragen zu klären sind.

Liegewiesen und Strand am Ufer, Balkone oder Brücken über das Wasser, Treppen und Rampen in die Isar: So stellen sich die Berater des Wiener Büros Werner Consult das Bad vor. Fünf Varianten haben sie untersucht, das Umweltreferat bevorzugt den 650 Meter langen Abschnitt zwischen Corneliusbrücke und Vater-Rhein-Brunnen am Deutschen Museum - und zwar im Hauptfluss, also der Großen Isar, und nicht im Seitenarm, der Kleinen Isar. Diese Variante will die Stadt genauer untersuchen lassen, wie aus der Beschlussvorlage für den Umweltausschuss hervorgeht, der sie am 10. Juli berät.

Doch ein Gebirgsbach wie die Isar ist kein Planschbecken. Badebetrieb kommt nach Ansicht des Gutachters erst ab einer Wassertemperatur von 14 Grad Celsius aufwärts in Frage. So warm ist die Isar meist nur in den drei Monaten zwischen Mitte Juni und Mitte September. Damit fällt die Saison ausgerechnet in die Hochwasserzeit, in der sich das gemütliche Flüsschen kurzerhand in einen reißenden Gebirgsbach verwandeln kann - Treibgut und Geschiebe inklusive.

Die Gutachter setzen eine Fließgeschwindigkeit von höchstens einem Meter pro Sekunde an, damit Badegäste nicht abgetrieben werden. Dafür müsse ein sportlicher Schwimmer schon ordentlich kraulen. Dann haben sie die Pegel seit 1972 ausgewertet und kommen zu dem Ergebnis, dass an den maximal 92 möglichen Badetagen im Schnitt an 27 Tage kein Baden möglich ist - sofern vor der Corneliusbrücke kein neues Wehr das Wasser in die Kleine Isar lenkte. In der Variante, die weiter geprüft werden soll, ist dies nicht vorgesehen.

Allerdings muss das Treibgut umgeleitet werden durch so genannte Abweiser, die ins Wasser eingesetzt werden. Zudem sollen Gitter an Anfang und Ende des Isarbads Schwimmer daran hindern, aus der sicheren Zone in Richtung Wehre zu treiben. Das wiederum könnte es Fischen wie den Huchen schwer machen, die Barriere zu passieren, geben die Gutachter zu bedenken. Die Kosten beziffern sie auf zehn bis 19 Millionen Euro. Andere Varianten wurden geprüft, kommen aber nicht in Frage - etwa Badeschiffe im Fluss, riesige, herausnehmbare Gitterkörbe oder Becken an den Ufern, die aus dem Fluss gespeist werden. In allen Varianten völlig ungeklärt ist, wie es um die Haftung bei Unfällen bestellt ist und wie Polizei, Feuerwehr und Wasserwacht die Idee bewerten.

Bürgermeister Josef Schmid (CSU) hält ein Isarbad für eine "große Attraktion" und zeigt sich froh, dass die Machbarkeitsstudie es für grundsätzlich möglich hält. Das hätten manche bezweifelt. Die Grünen sehen auch den Naturschutz nicht als großes Hindernis, da die Isar an der vorgeschlagenen Stelle ohnehin zwischen Mauern eingezwängt sei. Fraktionschef Florian Roth hält allenfalls den Aufwand und die Kosten für diskussionswürdig. Etwas wasserscheu gibt sich die SPD. Fraktionschef Alexander Reissl fragt sich, wie sinnvoll ein Flussbad ist, in dem sich Gäste wegen des kalten Wassers immer nur kurz aufhielten.

Ein Betreiber bietet sich dagegen bereits an. Benjamin David wirbt seit fünf Jahren als Vorsitzender des Vereins Isarlust für ein Flussbad. 2015 gab es dazu eine internationale Tagung mit Experten aus New York, Zürich und anderen Städten. David sagt: "Wir sind begeistert. Wir wollen das Flussbad gerne selber betreiben, als öffentliches Bad von Bürgern für Bürger." Der Verein sei bereits in intensiven Gesprächen mit möglichen Partnern als Betreiber, auch mit Sportvereinen. Das Projekt könne eine Bürgerbewegung werden, glaubt David.

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