Bauprojekt:Das Gelbe vom Ei an der Theatinerkirche

Endlich ist das Baugerüst an der Kirche am Odeonsplatz weg. Schon beginnt der nächste Konflikt.

Von Martin Bernstein

Das Gelb der Theatinerkirche wurde millionenfach auf Touristenfotos verewigt, zuletzt freilich mit mehr oder weniger Gerüst davor. Jetzt ist die Fassade wieder unverstellt zu bewundern. Aber: Ist die Farbe wirklich das Gelbe vom Ei?

Nein, schnauben Kritiker, und der von ihnen geschmähte "Kaiserocker" treibt ihnen die Zornesröte ins Gesicht. Weil er eine habsburgisch-österreichische Erfindung sein soll. Obwohl doch 39 Mitglieder des Hauses Wittelsbach in der Fürstengruft unter der Kirche liegen und nur zwei angeheiratete Habsburgerinnen. Du, glückliches Austria, pinsle?

Doch die Zuständigen für die mehr als zehn Millionen Euro teure Kirchensanierung haben es sich nicht leicht gemacht. Um am Ende die gelbe Karte zu ziehen. Denn die Fassade ist hundert Jahre jünger als der barocke Kirchenbau.

Die beiden Cuvilliés haben sie von 1765 an gestaltet - und in einem hellen Ockergelb streichen lassen. So wie es damals halt Mode war. Allerdings verstanden die Rokoko-Baumeister ihr Handwerk. Gut möglich also, dass ihre Farbgebung damals nuancierter war als das heutige Einheitsgelb. Kritiker sagen, das staatliche Bauamt hätte das berücksichtigen müssen. 1830 hat König Ludwig I. die Behörde gegründet. Und der war Wittelsbacher.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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