Baumaßnahmen in Ramersdorf:Operation am offenen Herzen

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Verkehrsumtost: Neben dem Ensembleschutz zielt der Rahmenplan auf einen Zugewinn an Grünflächen im Ortskern von Ramersdorf. Simulation: Goergens & Miklautz (Foto: N/A)

Die Sanierung des Ortskerns von Ramersdorf kommt langsam in die Gänge

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

"Geht das Ganze doch nicht so theoretisch an, sondern praktischer." "Was soll denn das bringen?" "30 Jahre lang planen wir schon - es passiert doch eh nichts." So und so ähnlich lauteten die Kommentare von Bürgern zur Sanierung der Ortsmitte von Ramersdorf, die sie im Laufe der Zeit immer wieder zu hören bekommen haben: Thomas Kauer (CSU), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach, erinnerte mit diesen Sätzen an den langwierigen Planungsprozess, als er am Donnerstagabend die rund 120 Zuhörer in der Dreifachturnhalle der Führichschule begrüßte. Anlass war die Informationsveranstaltung über Untersuchungen und Ergebnisse des mittlerweile entwickelten Rahmenplans. Und langsam, aber sicher zeichnen sich für Kauer doch Fortschritte ab, das Treffen in der Halle mit den Bürgern sei dafür ein sichtbares Zeichen.

Für die bevorstehende Umgestaltung des historischen Ortskerns zwischen dem Innsbrucker Ring, der Kirchseeoner und der Rosenheimer Straße wählte Kauer dann ein dramatisches Bild: Er verglich es mit einer "Operation am offenen Herzen". Von daher sei es mehr als geboten, den Patienten, also die Bürgerschaft zu fragen, wie es ihr denn so gehe und was sie sich von dem Eingriff erhoffe. Wobei dieser Eingriff den Anwohnern zunächst noch viel Geduld abverlangen wird: Gefragt, wann denn mit der Realisierung des Rahmenplans zu rechnen sei, antwortete Mathias Goßner, Leitender Baudirektor im Planungsreferat: 15 Jahre könnte ein denkbarer Zeitrahmen sein. Außer dem aufwendigen Bebaungsplanverfahren, das bis zu fünf Jahre in Anspruch nehmen könne, seien dafür schwierige Verhandlungen mit relativ vielen Grundstückseigentümern verantwortlich.

Den eigentlichen Grund, warum es heute so kompliziert ist, den Ortskern neu zu gestalten, hatte Goßner zuvor in seiner Einführung benannt: Nachdem Mitte der Fünfzigerjahre mit dem Bau des Mittleren Rings begonnen worden war, war das Areal von drei Verkehrsachsen umschlossen. Dieses Korsett musste zumindest gelockert werden, wenn es schon nicht gelang, es abzustreifen.

Im städtebaulichen und landschaftsplanerischen Entwurf, mit dem Goergens & Miklautz Architekten 2013 den Wettbewerb gewonnen hatten, stellt die Neuordnung der Verkehrswege das entscheidende Element dar. So sollen die Fahrbahnen der Rosenheimer Straße, die sich ab der Kirchseeoner Straße aufspreizen, wieder im Westen zusammengelegt und im weiteren Verlauf etwas verschwenkt werden, um größeren Abstand zur Mustersiedlung zu gewinnen.

Die Aribonenstraße wiederum soll, vom Ring kommend, nach Westen hin zur Rosenheimer Straße umgelegt werden. Auf die Weise würde der Platz vor der Kirche bis auf Fußgänger und Radfahrer vom Verkehr befreit. Überhaupt gewinnt das Quartier durch die Neuordnung des Straßennetzes, wie Architekt Gert F. Goergens den Zuhörern erläuterte, deutlich an Grünflächen. Es werden aber unter anderem auch neue Wohnungen für rund 340 Bewohner sowie ein Ladenkomplex westlich der Aribonenstraße entstehen.

Während der späteren Frage- und Antwort-Runde geriet das Ziel der Rahmenplanung, der Schutz des Ortskerns und seines Ensembles aus Einzeldenkmälern, fast in Vergessenheit. Stattdessen kreisten die Gedanken um den Verkehr. Viele befürchten, dass der Wilram-Park als Ort der Ruhe verloren geht, und auch in der Mustersiedlung der Autolärm zunehmen wird. Beide Sorgen versuchten Goergens und die Verkehrsplaner zu zerstreuen. Klar ist aber auch, dass sich Autos weiter dort stauen werden. Denn den Blechlawinen, die auf dem Mittleren Ring und der Salzburger Autobahn heranrollen, Einhalt zu gebieten, wäre dann doch etwas zu viel verlangt von der Rahmenplanung - selbst wenn das mancher Zuhörer nicht akzeptieren wollte.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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