Bauarbeiten:An diesen fünf Großbaustellen droht Dauer-Stau

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"Die Baustellen werden sehr präsent sein", sagt Baustellenkoordinator Richard Bartl über die Arbeiten am Sendlinger Tor. Begonnen haben sie bereits. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Zweite Stammstrecke, U-Bahn am Sendlinger Tor, der Altstadtringtunnel: Wegen Sanierungen und Bauarbeiten müssen sich die Münchner in den kommenden Jahren auf große Baustellen in der City einrichten.
  • Die Vorarbeiten zu einigen der großen Projekte haben bereits begonnen - die Bagger rollen, der Verkehr wird umgeleitet.
  • Ein Baustellenkoordinator der Stadt ist dafür zuständig, dass alle Arbeiten im geplanten Zeitrahmen erledigt werden.

Von Andreas Schubert, München

Leben in der Baustelle: In den kommenden Jahren werden sich die Münchner rund um das Stadtzentrum an den Anblick von Baggern und Lastwagen genauso gewöhnen müssen wie an zusätzliche Staus. Am Sendlinger Tor laufen bereits die Arbeiten zum Umbau des U-Bahnhofes. Auch am Altstadtringtunnel starten die Vorarbeiten, bevor er von nächstem Jahr an bis 2023 komplett erneuert wird. Gebaggert wird zudem am Thomas-Wimmer-Ring, wo eine neue Tiefgarage entsteht, sowie am Marienhof. Hier entsteht ein neuer Halt für die zweite S-Bahn-Stammstrecke - und gearbeitet wird dort schon, bevor am 5. April der Spatenstich für den Tunnel stattfindet.

So viele Großbaustellen so nah beieinander: Bei der Stadt gibt es eine eigene Abteilung, die sich darum kümmert, dass sich die einzelnen Arbeiten nicht zu sehr ins Gehege kommen. "Baustellenkoordination" heißt die Stelle im Baureferat, und ihr Leiter Richard Bartl hat nicht nur einen Überblick darüber, wo in der Stadt überall gebaggert wird.

Bauarbeiten am Sendlinger Tor
:Die bisher größte Erneuerung eines Münchner U-Bahnhofs hat begonnen

Bis 2022 soll am Sendlinger Tor gebaut werden. Im Untergrund graben die Bauarbeiter mit ausgeklügelter Technik. An der Oberfläche ist mit Stau zu rechnen.

Von Andreas Schubert

Er und seine Leute sind damit befasst, die Interessen der Beteiligten abzustimmen, sprich: Damit sich viele Baustellen nicht zu einem Chaos summieren, gibt es Absprachen, wann welche Maßnahme stattfindet respektive abgeschlossen sein muss. Sieht er ein Problem kommen, greift Bartl zum Telefon und weist die Beteiligten darauf hin. Dann kommt es vor, dass Bauarbeiten vorgezogen oder verschoben werden.

Beispiel Altstadtringtunnel: Dort fehlt dieses Jahr wegen der Vorarbeiten zur Sanierung in jeder Fahrtrichtung eine Spur; von Mitte März bis Ende November verlegen die Stadtwerke Leitungen zwischen der Brienner Straße und der Kreuzung an der Gabelsbergerstraße. Das dürfte nach Bartls Einschätzungen in Spitzenzeiten zu Stau führen.

Dass die Leitungen schon heuer verlegt werden, sei ein Wunsch der Baustellenkoordinierung gewesen, sagt Bartl, damit die Arbeiten draußen fertig sind, bevor es 2018 im Tunnel losgeht. Dann sind auch vorübergehende Vollsperrungen vorgesehen, der Verkehr wird provisorisch an der Oberfläche umgeleitet - hier ist mit Staus zu rechnen. Ist der Tunnel im Jahr 2023 fertig, wird dann der Oskar-von-Miller-Ring komplett neu gestaltet. Diese zeitliche Abfolge ist abgesprochen.

Dass die Belastung für den Verkehr wegen der gleichzeitig stattfindenden Arbeiten am Thomas-Wimmer-Ring zusätzlich steigt, glauben die Koordinatoren im Baureferat im Übrigen nicht. So groß seien dort die Beeinträchtigungen nicht. Den Autos geht je Richtung nur eine Spur verloren. Nur die Radfahrer müssen sich Richtung Isartor einen gemeinsamen Weg mit den Fußgängern teilen; in die Gegenrichtung müssen sie über die Knöbelstraße ausweichen.

Kritisch wird die Situation dagegen am Hauptbahnhof. Für den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke wird das Gebäude abgerissen, eine tiefe Grube wird ausgehoben - wann das beginnt, steht aber noch nicht fest, hier laufen noch die Planungen. Schon jetzt finden an der Bayerstraße Arbeiten an einer Deckelfuge des darunterliegenden U-Bahnhofes statt sowie Gleisarbeiten. Der Tramverkehr ist bis Juni eingestellt, und für Autofahrer wird sich bis Oktober immer wieder die Verkehrsführung ändern: Die Zufahrt zum Bahnhofplatz wird zeitweise von der Bayerstraße nicht möglich sein. Auch in umgekehrter Richtung fließt der Verkehr nur eingeschränkt.

Verkehr wird jahrelang umgeleitet

Direkt damit zusammenhängen Bauarbeiten an der Landsberger Straße: Zwischen Martin-Greif- und Holzapfelstraße verlegen die Stadtwerke bis Juni neue Tramgleise. In dieser Zeit gibt es einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Die Stadt will in diesem Abschnitt auch die Fahrbahn erneuern, und die Augustiner-Brauerei bekommt eine neue Ausfahrt: Diese Arbeiten müssen aber warten, bis die Schienenerneuerung fertig ist. Darauf hat Bartls Abteilung gedrungen - da andernfalls die Ersatzbusse behindert würden.

Nach Einschätzung des Baustellenkoordinators wird es dennoch so manche Probleme an der Oberfläche geben. Etwa am Sendlinger-Tor-Platz. Derzeit erstellen Arbeiter eine provisorische Fahrspur direkt vor der Matthäus-Kirche, über die der vom Stachus kommende Verkehr vom 10. April an für zwei Jahre umgeleitet wird. In die Lindwurmstraße gibt es dann nur noch eine Abbiegespur, dafür wird voraussichtlich die Grünphase an der Ampel länger sein. Eigentlich kein Problem - auf dem Papier. Nach Bartls Erfahrung dauert es aber bei Baustellen dieser Größenordnung einige Wochen, bis sich die Autofahrer an die Verkehrsführung gewöhnt haben.

Bleibt noch der Marienhof: Vom 20. März bis Ende März 2018 wird der Verkehr über provisorische Geh- und Fahrbahnen in Schrammer- und Dienerstraße gelenkt. Im Zuge der Vorarbeiten ändert sich auch die Verkehrsführung für Radfahrer: Die Nord-Süd-Querung der Altstadt über die Sparkassenstraße wird gesperrt. Bis Ende August 2017 wird eine Alternativroute über Residenz- und Dienerstraße bis zum Marienplatz eingerichtet.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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