Bars:Wo man sich in München preisgekrönt betrinken kann

Bars: Klaus St. Rainer und sein Team von der Goldenen Bar können nicht zum ersten Mal auf einen Preis anstoßen.

Klaus St. Rainer und sein Team von der Goldenen Bar können nicht zum ersten Mal auf einen Preis anstoßen.

(Foto: Robert Haas)
  • Vier Mixology Bar Awards gehen dieses Jahr nach München.
  • "Bar des Jahres" wurde das Les Fleurs du Mal. Das "Barteam des Jahres" werkelt in der Goldenen Bar im Haus der Kunst.
  • "Mixologen des Jahres" ist Lukas Motejzik von der Zephyr Bar. "Gastgeber des Jahres" ist Andreas Till aus dem Pacific Times.

Von Thomas Schmidt

Schlipsträger schweben kerzengerade auf Stühlen und fabulieren in Richtung eines Messepublikums. Es geht, na klar, um Verkaufe. Die Schlipsträger sind Markenbotschafter preisintensiver Spirituosen - und sie knacken beharrlich an einer rhetorischen Nuss: Man möge ihren Alkohol doch bitte kaufen, bitte auch reichlich, aber saufen, nein, saufen solle man ihn auf keinen Fall. Nur Genuss in Maßen. Man will ja verantwortungsvoll rüberkommen als Markenbotschafter.

Zwischen den feinen Herren rutscht ein Mann mit Furcht einflößenden Koteletten immer tiefer in seinen Sitz. Stefan Gabányi blickt drein, als hielte er das alles für ausgemachten Unfug. "Beim Trinken", doziert er dann los, "geht es um den Rausch." Der Mensch habe sich schon immer berauscht, in seiner ganzen Geschichte, an was auch immer. Und wenn ein Gast seiner Bar irgendwann seitlich vom Hocker rutsche, na dann sei das aus seiner Sicht völlig in Ordnung.

Nun, wo gerät man wohl am schönsten in Schräglage? Einmal im Jahr werden in Berlin die Mixology Bar Awards verliehen - und in München rutscht es sich demnach ganz wunderbar. Als deutsche "Bar des Jahres" wurde das Les Fleurs du Mal gekürt. Ein edler Trinkflur im Obergeschoss des Schumann's. Die Bar mit ihrem dunkelroten, flauschigem Teppichboden wird beherrscht von einem massigen, neun Meter langen Tisch aus Nussbaumholz. Die kleine, raffinierte Karte wechselt regelmäßig, die Whisky-Auswahl sucht Ihresgleichen und die Drinks sind schlicht und ergreifend großartig. Die Atmosphäre aber ist eher steif als rutschig.

Das "Barteam des Jahres" werkelt ebenfalls in München, hinter der Theke der Goldenen Bar im Haus der Kunst. Die vielleicht schönste Bar der Stadt ist eine Institution und räumt in Berlin regelmäßig Mixology-Preise ab. Warmer Glanz, Art déco und Patina prägen die Bar, dunkles Parkett am Boden, ein Kronleuchter unter der Decke, dazu wunderbare Cocktails und Eigenkreationen wie den "Dirty Old Bastard" aus rauchigem Islay-Whisky und Chili-Sauce. Allerdings kann es hier schnell vorbei sein mit der Gemütlichkeit, wenn das P-1-Party-Publikum zum Vorglühen hereinströmt.

Zwei weitere Preise wurden auch noch von Berlin aus nach München geschickt: Lukas Motejzik (genannt "The Creator") von der Zephyr Bar an der Baaderstraße wurde gekürt zum "Mixologen des Jahres". Und Andreas Till aus dem Pacific Times, ebenfalls an der Baaderstraße, bekommt den Bar-Oscar als "Gastgeber des Jahres".

Der Mann mit den Furcht einflößenden Koteletten, Stefan Gabányi, hat mit seiner Bar am Beethovenplatz nichts in Berlin gewonnen. Die Episode vom Rauschrutschen ist auch schon ein paar Jahre her. Vielleicht war der Jury seine Bar einfach zu gemütlich.

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