Bar Rennbahn:Diese Kneipe verbindet Generationen

Bar Rennbahn: Einen Munich Mule mixen eher die jüngeren Barmänner, das Pils schenkt wie früher gerne Jörgl Reichert aus, der die Bar lange Jahre alleine geführt hat.

Einen Munich Mule mixen eher die jüngeren Barmänner, das Pils schenkt wie früher gerne Jörgl Reichert aus, der die Bar lange Jahre alleine geführt hat.

(Foto: Robert Haas)

Das Spektakuläre an der Rennbahn sind weder die Drinks noch die Einrichtung. Es ist der bezaubernde Clash von Generationen, seit der Wirt sich junge Partner gesucht hat.

Von Christiane Lutz

Auf den ersten Blick ist überhaupt nichts neu in der Rennbahn Schwabing. Im Gegenteil. Es sieht alles mächtig in die Jahre gekommen aus in der Bar in der Feilitzschstraße: die Elvis-Fotografie an der Wand, die pinken Fliesen auf der Toilette, die an einigen Stellen bröckeln, der alte Ventilator an der abgehängten Decke. Auch der Mann hinter der Bar ist der Alte, der Jörgl Reichert.

Aber halt, neben ihm steht ein Neuer. Barmann Marvin Endres, der heute Dienst hat. Jörgl und Marvin betreiben die Rennbahn seit einer Weile gemeinsam. Jörgl will nicht mehr, das Alter, die langen Nächte. Also fragte er einen bekannten Studenten, ob der nicht mitmachen wolle. Der organisierte drei Freunde und los ging's.

Jonas Franz, einer der vier Neuen, sagt: "Wir hätten vieles verändern dürfen, wollten aber alles so lassen, wie es ist. Nur sauber gemacht haben wir ein bisschen." 30 Jahre Bargeschichte, da kommt einiges an Kram und Staub zusammen. Außerdem besorgte Jonas Franz einheitliche Gläser und legte genaue Rezepturen für die Drinks fest.

Standards sind ihm wichtig, er möchte später mal in der Hotellerie arbeiten. Die Rennbahn hat jetzt eine schöne Website und einen Facebook-Auftritt. Auf die Karte setzten er und seine Kollegen Negroni (7,90 Euro), Whiskey Sour (7,90 Euro) und Spritz (5,90 Euro), "um die Damenwelt anzulocken". Bisher war die Rennbahn eher eine Pilsbar, von der sich Frauen nicht sonderlich angezogen fühlten.

Jetzt unterscheiden sich die Gäste nicht mehr nach Geschlecht, sondern sind jeweils Team Jörgl oder Team Marvin zuzuordnen. Ein paar ältere Herren an der Bar? Team Jörgl. Eine Gruppe lachender Studenten? Team Barmann Marvin. Dienstags ist "Jörgls Tuesday", am Mittwoch Studententag, an dem die Getränke etwas billiger sind. Die Musik haben die vier Neuen ebenfalls vom Jörgl übernommen, es laufen CDs der Rolling Stones, der Kinks. Künftig wird es auch kleine Konzerte geben.

Durch diese Mischung in der Barführung entsteht das, was sich Jörgl und die neuen Betreiber wünschen: Schwabing soll lebendig bleiben, die Menschen sich beim Ausgehen vermischen und nicht nur unter ihresgleichen versumpfen. Es ist beinahe rührend zuzusehen, wie Jörgl Cocktailbestellungen (Negroni, Munich Mule) an die jüngeren Kollegen weitergibt. Gab's ja früher nicht.

Das Spektakuläre an der Rennbahn sind also weder die Drinks, noch die Einrichtung. Es ist dieser bezaubernde Clash von Generationen, der den Laden ungewöhnlich und einen Besuch wert macht. Und das bleibt hoffentlich so, wenn Jörgl richtig in Kneipenrente geht.

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