Bar Martini Club:Keine Lizenz zum Totalabsturz

Bar Martini Club: In einer Bar sollte es eher um Genuss als um Politik gehen. Doch nicht überall ist das so.

In einer Bar sollte es eher um Genuss als um Politik gehen. Doch nicht überall ist das so.

(Foto: Uli Deck/dpa)

Die Kneipe erinnert an die verbotenen Bars der Prohibitionszeit, als Alkoholkonsum unter Strafe stand - auch wenn im Martini Club heute niemand mehr heimlich trinken muss. Wer es mit den Cocktails übertreibt, könnte aber trotzdem rausfliegen.

Von Ingrid Fuchs

Dieser Artikel ist veraltet, die Bar gibt es leider nicht mehr.

Ein rotes Kreuz prangt im Logo neben dem weißen Schriftzug, es soll an die Jahre der Prohibition von 1919 bis 1933 erinnern, als der Alkoholkonsum in den USA streng verboten war. Das Symbol zeigte Vergnügungssüchtigen den geheimen Eingang zum illegalen Lokal. Der "Martini Club" sieht sich in der Tradition einer New Yorker Bar aus der Zeit. Heimlich trinken muss heutzutage aber niemand mehr.

Die Getränkekarte in der Bar in der Maxvorstadt ist 39 Seiten lang. Darin wird zwar ausführlich über die Geschichte des Martini Clubs erzählt, im Vordergrund steht aber: der Alkohol. Die Auswahl an Drinks ist riesig, zu ordern gibt es die Cocktail-Empfehlungen des Barkeepers und Longdrinks (ab etwa neun Euro). Alleine die verschiedenen Mixturen mit Martini (7,50 Euro) nehmen zwei Seiten ein. Und wem das Geld an so einem Abend im Martini Club egal sein kann, der bestellt einen Drink aus der Reihe "Liquid Luxury" für 36 bis 333 Euro.

Allzu oft dürfte das wohl aber nicht vorkommen. Die Gäste wirken zwar münchnerisch bis schick, da ein Großteil aber eher noch im Studentenalter steckt, ist der flüssige Luxus eher uninteressant. Wer auf die Varianten lieber verzichtet, hat jeden Montagabend die Gelegenheit, sich durch die Cocktailkarte zu trinken. Da kosten Cocktails, Pizza oder Salat je nur fünf Euro. Wie beim echten Italiener schmecken die Pizzen zwar nicht, aber dafür ist der Preis angemessen. Dienstags gibt es das nächste Schnäppchen: Cocktails und Burger für 666 Cent.

Die Lizenz zum Totalabsturz erteilt der Martini Club seinen Gästen damit aber nicht, das machen die Betreiber ebenfalls in ihrer Karte klar. "Wer zu betrunken ist, fliegt raus", heißt es dort in antiquiertem Englisch, oder "Herren nehmen die Hüte ab" und "Stilvoll bleiben".

Beim gängigen Publikum ist diese Ermahnung aber unnötig. In einer Ecke des Clubs unterhalten sich Leute Anfang zwanzig, sie haben alle ein Cocktailglas vor sich stehen und wirken, als kämen sie gerade aus einem BWL-Seminar. Im Hintergrund läuft Loungemusik.

Die Einrichtung im Martini Club ist schlicht. Eine lange Bar zieht sich durch den halben Raum, gegenüber stehen Bänke, Sessel und niedrige Tischchen, alles in Schwarz.

Im hinteren Teil des Clubs, abgetrennt durch schwarze, von der Decke hängende Fäden, sitzt ein Pärchen zum Abendessen. Die Tische sind hier höher, weder viereckig noch rund, sondern haben mehrere Ecken und passen damit zu den bunten Waben an der Decke des Martini Club. Sechs- und siebeneckige Lichtflächen leuchten in sanften Farben von oben herab, Pink geht über in Rosa, wird heller und verwandelt sich langsam in Türkis.

Die Atmosphäre: stylish und modern, aber nicht kalt. Dafür sorgen auch fürsorgliche Kellner. Mit der Karte bringen sie ein Schälchen Popcorn an den Tisch - und füllen regelmäßig auf.

Im Sommer stehen auch vor dem Lokal kleine Tische und Stühle, Lichterketten zaubern so etwas wie romantische Stimmung - obwohl die gutbefahrene Schleißheimer Straße direkt vorbeiführt. Für cocktailaffine Pärchen ist der Martini Club damit deshalb bestens geeignet, draußen und drinnen noch mehr.

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