Bar Joon:Starker Trost

Bar Joon: Vieles von dem, was an der Giulia gut war, ist geblieben wie es war.

Vieles von dem, was an der Giulia gut war, ist geblieben wie es war.

Plötzlich war sie weg - ohne Vorwarnung und Abschied. Die beliebte Bar Giulia in der Maxvorstadt gibt es nicht mehr. Sie heißt jetzt Joon. Aber keine Sorge: Gegen Abschiedsschmerz hat die neue Bar ein gutes Mittel.

Von Karoline Meta Beisel

Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Wenn die Stammkneipe schließt, dann ist das fast so, als würde eine Beziehung zerbrechen. Umso mehr, wenn das Ende überraschend kommt, ohne jede Vorwarnung. Von einem Tag auf den anderen sind die Fenster verrammelt, die Türe bleibt zu.

Kein Adieu, kein Abschiedsbrief mit tränenverwischter Tinte, nur ein lapidares Schild: Man baue um und sei bald wieder da. Eine Weile hofft man noch, dass alles wieder in Ordnung kommt. Aber aus Tagen werden Wochen, ohne ein Lebenszeichen. Man ahnt: Es wird nie wieder sein wie früher.

Die Bar Giulia war beliebt in der Maxvorstadt, bei Studenten am Tag und Nachbarn am Abend. Jetzt ist sie weg: Im Mai ist aus Giulia "Joon" geworden. Aber so sehr man sich auch vorgenommen hatte, diesen neuen Laden in der Theresienstraße nicht zu mögen, möglicherweise sogar aktiv zu hassen, so offen muss man eingestehen: Gar nicht schlecht, der Laden.

Zimtig, weich und heimelig

Das liegt vor allem an den Cocktails. Sehr leckere Cocktails nämlich, perfekt, um den Liebeskummer in ihnen zu versenken. Die Eigenkreation "Omas Apfelkuchen", eigentlich eine Variante des Klassikers Grasovka Apfel, schmeckt genau, wie er heißt: zimtig, weich und heimelig. Den Basil Smash mit Gin, Mango und Basilikum bekommt längst nicht jeder Laden so gut hin, schon gar nicht wird er überall so freundlich serviert.

Und ja, der "Jägermud" sieht tatsächlich schlammig aus, das liegt an der Kombination aus Jägermeister und Orangensaft. Aber weil auch Zitrone und Basilikum drin sind, schmeckt das Ergebnis nicht so süß, wie man das erwarten würde. Und wenn man ehrlich ist, sehen diese grünen Smoothies, auf die im Moment alle abfahren, auch nicht besonders lecker aus.

Auch außerhalb der Getränkekarte hat sich einiges verändert. Am Fenster sitzt man jetzt auf Barhockern mit Blick auf den westlichen Teil der Theresienstraße - ein guter Platz, um das Treiben auf der Straße zu beobachten. Der Kaffee dazu kommt aus eigener Röstung; und zum Frühstück gibt es neuerdings Pancakes. Warmes Essen gibt es bis 23 Uhr: Die neuen Chefs betreiben auch die "Timballo Foodlounge" in der Gabelsbergerstraße, die Pastagerichte haben sie mitgebracht.

Vieles von dem, was an der Giulia gut war, ist geblieben wie es war. Der riesige Leuchtkasten mit der schwarz-weißen Zeichnung neben der Tür zum Beispiel, oder die Verkleidung aus altem Kuhstall-Holz an den Wänden.

Ob Joon die Giulia ersetzen kann? Der Schmerz ist noch nicht ganz verflogen, aber mit der Neuen kann man sich sehr gut trösten. Ob etwas Ernstes daraus wird, kann man sowieso erst nach ein paar Monaten sagen. Der Name "Joon" ist persisch und bedeutet: "Meine Liebe". Kann aber auch Zufall sein.

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