Das Labor:Von luschig bis toxisch

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In weiße Kittel gewandet füllen Barkeeper die Drinks in Reagenzgläser und Erlenmeyerkolben. Man fühlt sich zurückversetzt in den Chemieunterricht. (Foto: Lukas Barth)

Schwarzlicht, leuchtende Flüssigkeiten und Barleute im weißen Kittel: Im "Labor" in der Sonnenstraße werden Shots in Reagenzgläsern serviert.

Von Christiane Lutz

Die Idee ist so simpel: Die Bar "Das Labor" tut einfach so, als sei sie eins und schenkt demnach alle Drinks in großen und kleinen Reagenzgläsern und bauchigen Erlenmeyerkolben aus. Befüllt werden diese selbstverständlich mit großen Plastik-Spritzen. Für den entsprechenden Labor-Effekt ist die Bar in Schwarzlicht getaucht, Flüssigkeiten leuchten melonenfarben und neongelb, weiß die Kittel der schnell hantierenden Barleute. An deren Brust blinken kleine digitale Namensschilder, auf dem die Buchstaben durchrauschen: "Frau Laborantin Olivia", dann drei Herzchen.

Bevor man Das Labor aber überhaupt betreten kann, wird man an die eigenen Anfänge des Ausgehens und Alkoholtrinkens erinnert: Ein mürrischer Türsteher sammelt die Personalausweise der unter 18-jährigen Gäste ein, damit die den Laden auch brav um Mitternacht wieder verlassen. Das ist natürlich richtig und wichtig so, da musste jeder mal durch. Eine dunkle Treppe führt hinunter in die Sonnenstraße 5, wo sich ein großer, clubähnlicher schwarzer Raum auftut mit Couches und einer Tanzfläche.

"Don't try it, Dude"

Ein DJ legt Justin Timberlake und Blackstreets "No Diggity" auf, noch tanzt niemand, es ist halbzehn. In kleinen Grüppchen sitzen junge Menschen beisammen und bestellen Shots für die Runde, jeweils sechs kommen in einer Reagenzglashalterung und kosten acht Euro. Die Stärke der Drinks, besser gesagt der Alkoholgehalt, ist mit Totenköpfen auf der Karte gekennzeichnet. Es gibt alles zwischen luschig bis toxisch. Das Prinzip ist also klar: Im Labor kann man schnell betrunken werden ohne es zu bemerken und eine gute Zeit dabei haben. Wenn der Drink dazu noch leuchtet oder gar in Flammen steht, wie der "Don't try it, Dude" (eine Mischung aus Whisky, Rum und Absinth für 5,50 Euro), ist das ganze gleich doppelt so lustig.

Die Brüder Wladimir und Vitali Kalinin haben sich das Konzept für die Shotbar ausgedacht. Sie waren überrascht, dass vor ihnen in München noch keiner auf die gleiche Idee gekommen ist. Wladimir Kalinin organisiert eigentlich große, schicke After-Work-Partys, diese Bar aber sei seine Herzensangelegenheit, sein Spielplatz, wie er sagt. Das Labor ist eine Spaß-Bar für junge Menschen, die das Ausgehen gerade erst entdecken und Freude an regelmäßigen Beer-Pong-Partys und Chemie-Scherzen haben. Das Konzept kann man albern finden, aber es wird genug Menschen geben, die es amüsiert. Nur warum mitten in der Bar ein alter Gynäkologenstuhl steht, weiß kein Mensch.

© SZ vom 06.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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