Bandemäßiger Diebstahl:Reformstau auf den Wertstoffhöfen

Wertstoffhöfe in München wegen Razzia geschlossen, 2014

Wegen des Skandals öffneten die Wertstoffhöfe 2014 tagelang nicht.

(Foto: Florian Peljak)

Ermittlungen gegen frühere Mitarbeiter wegen Hehlerei laufen noch immer - für das Kommunalreferat ist das ein Problem

Von Katja Riedel

"Eine Mischung aus Dummheit und Geldgier", so nannte Kommunalreferent Axel Markwardt jenen Hehlereiskandal, der für die Münchner im Frühjahr 2014 durch wochenlang geschlossene Wertstoffhöfe spürbar wurde. Ein Fünftel des Personals, das dort gewöhnlich das sortiert, was die Münchner nicht mehr brauchen, war suspendiert. Es ging um den Verdacht des bandenmäßigen Diebstahls und der Hehlerei. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ursprünglich 32 Beschuldigte, darunter 28 städtische Mitarbeiter, seien auch anderthalb Jahre nach Beginn noch nicht abgeschlossen, sagte der Zweite Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM), Helmut Schmidt, am Freitag bei der Präsentation der Jahresbilanz des städtischen Eigenbetriebs.

Bei einer groß angelegten Durchsuchungsaktion der Polizei mit 180 Beamten war aufgeflogen, dass Wertstoffmitarbeiter jahrelang noch gut verwertbare Waren, die auf den Höfen abgegeben wurden, aussortiert und unter der Hand weiterverkauft haben sollen. Der Erlös soll in die Taschen der beteiligten AWM-Mitarbeiter geflossen sein. Für die AWM sei es ein Problem, dass das Verfahren immer noch nicht abgeschlossen ist, sagte Schmidt. Denn einen Teil der Reformen, die damals das zuständige Kommunalreferat erwogen hatte, lassen sich vor Abschluss der Ermittlungen nicht umsetzen. Dies betrifft unter anderem eine Videoüberwachung der Mitarbeiter und auch der Münchner, die ihren Sperrmüll auf einen der Höfe karren. Hier wolle der Stadtrat die juristische Aufarbeitung abwarten, sagte Schmidt.

Erst danach werde sich die Politik noch einmal mit dieser Frage befassen. Insgesamt habe man die Überwachung der Mitarbeiter, soweit rechtlich möglich, seit Bekanntwerden des Skandals verstärkt. Es gebe mehr Aufsicht darüber, welche Waren eingehen und was damit passiere. Und es gebe eine elektronische Schließanlage. Der Skandal habe das Team auf den Wertstoffhöfen hart getroffen - auch, weil ein Fünftel der ehemaligen Mitarbeiter nicht mehr dort tätig ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: