Band der Woche:Victoryaz

Singer-Songwriterin auf den Spuren des Hip Hop

Von Rita Argauer

Frauen spielten im Hip-Hop zunächst eine etwas zweifelhafte Rolle. Während sich die Männer in diesem Genre von Beginn an mit ziemlich vielen Wörtern in den Rap-Passagen die Deutungshoheit verschafften, blieb für die Frauen zunächst nur der Gesang in den Refrains. Denn ein bisschen Melodie schadet auch einem Rap-Song nicht, vor allem nicht, wenn er kommerziell erfolgreich sein soll. In diesen Frauen-Passagen herrschte dann aber eher Wort- und Bedeutungskargheit. "Baby" und ein paar "Uhh", und "Ahh" reichten aus für den Mainstream-Rap-Song der Neunzigerjahre. Das wandelte sich spätestens mit Amy Winehouse. Die hatte zwar kein Interesse daran zu rappen, aber durchaus Interesse, ihre Texte, ihre Melodien und ihre Deutung der Welt in Musik zu packen. Und dass die Sängerin sich Produzenten suchte, die eher aus dem Hip-Hop-Milieu kamen, unterschied ihre Musik dann auch so grundlegend von anderen Frauen-Pop-Produktionen um die Jahrtausendwende. Britney Spears bekam quietschige Plastik-Musik unter die Songs produziert. Amy Winehouse aber klang auf eine erfrischende Weise altmodisch. Dabei half: Kaum ein anderer Musikstil ist dem Jazz näher als Hip-Hop, weil eben für die ersten Samples alte Jazz-Standards herhalten mussten.

In München passieren solche Kollaborationen der Songwriterszene mit der Hip-Hop-Szene eher selten. Zuletzt als Tahnee Mathiessen, die sich unter dem Namen Luko mit dem Münchner Hip-Hop-Produzenten Provo zusammentat und dabei erstaunlich elegante Trip-Hop-Nummern herauskamen. Die Musik der 21-jährigen Victoria Zapf alias Victoryaz ist dagegen ein bisschen mehr Pop und ein bisschen mehr Hau-Drauf als die von Luko. Doch auch hier greift eine ähnliche Zusammenarbeit. Victoria war eigentlich als Singer-Songwriterin in der Münchner Szene unterwegs. Für ihre ersten Aufnahmen arbeitete sie jedoch mit dem Hip-Hop-Produzenten Philipp Braun alias Tough Brown zusammen. Im November 2017 begannen die beiden, Old-School-Hip-Hop mit Victorias selbstgeschriebenen Gitarren-Songs zu verknüpfen. "Da ich selbst zum Großteil Hip-Hop, Rap und Soul höre, war das definitiv mein größter Einfluss", erklärt sie. Das sei auch schon so gewesen, als sie begann, Songs zu schreiben. Den ersten stellte sie 2015 fertig. Wegen dieser Vorlieben habe sie sich allerdings auch nie als "typische Singer-Songwriterin" begriffen. Wenn man jetzt ein bisschen im Internet stöbert, findet man Clips von Victoria, singend mit Akustik-Gitarre. Sie wirkt wie eines von vielen Mädchen, die schön singen können und ihre Lieblings-Pop-Songs covern. Doch Victoria ging in ihrer künstlerischen Vision schnell einen Schritt weiter. Zwar habe sie mit der Gitarre als Instrument zu ihrer Stimme angefangen, doch: "Ich hatte schon immer einen Beat oder eine Vorstellung dazu im Kopf, wie es mit Band klingen soll."

Was da nun entsteht, klingt auf jeden Fall um einiges reifer als vieles, was andere junge Songwriterinnen produzieren. Denn von der typischen Akustik-Gitarre hört man in den beiden bisher veröffentlichten Songs "Only Sometimes" und "I wish I was a little bit colder" nicht viel. Das sind eher gut gemachte Pop-Produktionen mit einem ordentlich Einfluss an Soul. Victorias Stimme ist leicht belegt und gleichsam flexibel genug, um sich um die Beats und Melodien herumzuschlingen. Hip-Hop-Beats, Funk-Gitarren und an den richtigen Stellen gesetzte zweite Stimmen lassen tatsächlich ein wenig an Amy Winehouse denken, auch wenn die Musik von Victoryaz insgesamt heller wirkt. Am Donnerstag, 19. Juli, ist die Veröffentlichung des nächstens Tracks geplant: "Becoming You" mit einem Feature des US-Rappers Anti-Lilly aus Houston.

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