Band der Woche:Blackout Problems

Das Trio ist auf einem ganz guten Weg, eine Underground-Helden-Band zu werden.

Von Rita Argauer

Es gibt Musikarten, bei denen die Bühne zum Abenteuer-Spielplatz wird. Da wird von Verstärkern gesprungen oder ins Publikum gesegelt. Dieser halsbrecherische Duktus hat aber auch einiges an Symbolkraft. In den politisch vergleichsweise ausgeglichenen Neunzigerjahren war es durch das an Verletzungen und Knochenbrüchen nicht arme Surfen, Skaten oder Snowboarden möglich, den Aussagen, die im Leben getroffen werden, etwas Existenzielles zu geben, ohne das die Existenz dabei primär bedroht gewesen wäre. Dieser Gegensatz von Spaß, Euphorie und Nachdruck hat seinen Abdruck auch in einem ganzen Musikstil hinterlassen: Skate-Punk, Alternative Rock und Post-Hardcore atmen diesen Geist: Die Gitarren sind hart, die Schlagzeuger prügeln heftig, während die Sänger ihre Stimme irgendwo zwischen Brüllen und Schreien dann doch dazu benutzen, melodische Läufe erklingen zu lassen, die mitreißen. Nirgends liegt Party und Empörung näher beieinander.

Blackout Problems hat mit dieser Musik einigen Erfolg. Und auch die drei Münchner Musiker toben über die Bühne, als würden sie mutig all den Warnungen, die Erwachsene an übermütige Kinder aussprechen, trotzen. Mehr als 200 Konzerte haben sie bisher in Deutschland wie im europäischen Ausland gespielt, dazu kommt eine ausgesprochen hohe Resonanz im Internet, insbesondere in den sozialen Netzwerken. Doch eine Plattenfirma für das Debüt-Album fand sich nicht. Deutschlands Musikgeschäft hängt hinterher, wenn es immer nur nach dem, was gerade funktioniert, schielt: "Wir haben ganz oft den Spruch gehört: ,Probiert das doch mal auf Deutsch und meldet euch noch einmal'", sagt Sänger und Gitarrist Mario Radetzky. Doch die drei Jungs haben lieber Englisch gesungen - und geredet. Zum Beispiel mit Nathan Grey. Den Sänger der Post-Hardcore-Band Boysetsfire haben sie in Pforzheim kennengelernt. Er war auf seiner Solo-Tournee, und die Blackout Problems spielten weiterhin in jeder noch so abgelegenen Ecke Deutschlands. Auf einem Weinfest kamen sie ins Trinken und ins Reden - nun findet sich im Song "Boys without a home" eine Kollaboration auf "Holy", dem im Februar erscheinenden Debüt-Album der Münchner Band. Das ist ungefähr so, als würde Pete Doherty auf der Platte einer Münchner Indie-Band singen. Nur ist die Szene, in der man Boysetsfire kennt, weniger ruhmsüchtig. Aber es ist auch schön, dass es diese versteckten Helden von Subkulturen noch gibt.

Blackout Problems

Stil: Alternative-Rock

Besetzung: Marcus Schwarzbach (Bass, Gesang), Mario Radetzky (Gitarre, Gesang), Michael Dreilich (Schlagzeug)

Aus: München

Seit: 2008

Internet: www.blackout-problems.com

So ist aber auch das Trio mit diesem Album auf einem ganz guten Weg, eine solche Underground-Helden-Band zu werden. Sie klingen härter darauf und kompromissloser, was aber nicht heißt, dass sie ihren Hang zur Melodie und zum ausschweifenden Chorus verloren hätten. Doch der folkige Einfluss auf der 2013 erschienen EP "Twentyfourseven" ist einer rauen Produktion gewichen: "Das Album zeigt drei Jungs, die sauer sind", sagt Mario dazu. Das könnten sie sich von den Bands abgeschaut haben, mit denen sie bereits auf Tour waren. Etwa die Emilbulls oder Heisskalt. Philipp Koch, der Gitarrist der Letzteren, hat das Album auch produziert und aufgenommen: "Wir haben keinen Schnick-Schnack gemacht, keine Stimmen getuned, keine Instrumente editiert und alles so gelassen, wie es aus uns rausgekommen ist." Und eigentlich können sie froh sein, dass die Industrie sich nicht dafür erwärmen konnte. Denn so landet auch der Gewinn, den das Album durch die Solidarität, die in solchen Szenen herrscht, wohl auch einspielen wird, wenigstens komplett bei den Künstlern. Am Samstag, 30. Januar, stellen sie das Album im Münchner Club Strom vor.

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(Foto: Ilkay Karakurt)
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