Band Candelilla mit neuem Album:Eingesperrt mit dem Starproduzenten

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Die Musikerinnen der Band Candelilla: Sandra Hilpold, Mira Mann, Lina Seybold und Rita Argauer. (Foto: Nikolas Fabian Kammerer)

Die Indie-Band Candelilla legt ihr zweites Album "Heart Mutter" vor. Aufgenommen haben die Münchnerinnen es bei Steve Albini, der schon Nirvana oder The Pixies produziert hat. Sängerin und Bassistin Mira Mann erzählt, wie es dazu gekommen ist - und warum sie im Studio ein Feuer hätte legen dürfen.

Von Axel Hechelmann

Die vier Frauen von der Indie-Rock-Band Candelilla reihen sich ein in eine Liste mit großen Namen. Die Münchnerinnen Mira Mann, Sandra Hilpold, Rita Argauer und Lina Seybold haben ihr Album "Heart Mutter" bei dem renommierten Produzenten Steve Albini in Chicago aufgenommen. Der hat schon für Superstars wie Nirvana, The Pixies und Iggy & The Stooges gearbeitet. Wir sprachen mit Mira Mann, die die Band vor 13 Jahren mitgegründet hat.

SZ.de: Frau Mann, wie war es, mit Steve Albini ein Album zu produzieren?

Mira Mann: Das war der Wahnsinn. Er hat mit uns bis in die Nacht hinein gearbeitet, bis wir nicht mehr konnten. Wir haben mit ihm im gleichen Haus gelebt und gearbeitet, neun Tage lang. Es gab keine Fenster in dem Gebäude, nur eine Klimaanlage. Wir waren fast nie draußen, das war ein bisschen komisch. Aber dadurch konnten wir uns besser auf die Songs konzentrieren. Steve hat uns ermutigt, so zu sein, wie wir sind. Einmal hat er gesagt, das das Einzige, was er nicht so gut fände, ein Brand in seinem Studio wäre. Aber ein kleines Feuer könnten wir schon legen. (Lacht.)

Warum wollten Sie "Heart Mutter" ausgerechnet mit ihm aufnehmen?

Wir haben unser letztes Album in Fürstenfeldbruck in einer kleinen Hütte im Wald produziert. Das Studio haben wir uns dort mehr oder weniger selbst zusammen gebaut. Für das neue Album wollten wir unbedingt alle Instrumente zusammen einspielen. Wir wussten, dass Steve Albini für so eine Produktion quasi der Beste ist.

Wie haben Sie ihn für sich gewonnen?

Das war ursprünglich eine Schnapsidee von uns. Wir haben Albini einfach eine E-Mail geschrieben. Zwei Tage später hat er uns geantwortet, dass ihm unsere Musik gefällt und wir nach Chicago fliegen sollen. Das war sehr bizarr, wir waren wahnsinnig aufgeregt und haben in dem Dreivierteljahr vor dem Abflug irrsinnig viel geprobt.

Warum sind Ihre Songs zweisprachig?

Wenn man die Sprache wechselt, dann kann man innerhalb der Songs so etwas wie eine Kommentarebene einbauen. Man kann den englischen Text auf Deutsch kommentieren und andersrum. Rita und Lina texten gerne auf Englisch, ich auf Deutsch. Das ist uns ein sehr liebes Werkzeug geworden.

Es gibt noch eine Besonderheit: Sie geben ihren Liedern Zahlen statt Namen. Warum?

Weil wir einerseits vor eindeutigen Aussagen zurückschrecken. Wir möchten keine Band sein, die etwas Eindeutiges aussagt, wir möchten uns auch innerhalb unserer Songs widersprechen können, eine diskursive Band sein. Mit Zahlen bleibt man da offener. Andererseits ist da der Experimentgedanke. Wir sagen immer: Andere Bands machen Musik, wir forschen Musik.

Wie meinen Sie das?

Wir versuchen immer etwas zu machen, was gefährlich ist, auch wenn wir damit auf die Nase fallen. Beim Lied "22" haben wir total lange nach geeigneten Basstönen gesucht. Ich habe mich an den Synthesizer gesetzt und daran rumgedreht, geforscht. Irgendwann hatte ich einen guten Sound und Albini meinte sogar, er fände ihn ziemlich magisch. Bei uns stirbt kein Lied auf dem Weg, manche brauchen nur etwas mehr Zeit, bis sie fertig sind.

Sie wohnen und proben in München. Wäre eine alternative Stadt wie Berlin nicht das richtige Pflaster für eine Band wie Candelilla?

München gilt als bemitleidenswerte Stadt. Wir werden immer gefragt, warum wir nicht schon lange weggezogen sind. Am Anfang fand ich es selbst noch peinlich, hier zu wohnen. Natürlich ist München eine geschniegelte Stadt, aber Berlin ist beispielsweise auch teuer. Es gibt für mich als Münchnerin also keinen Grund, beschämt zu sein.

Am Donnerstag, 21 Uhr, spielen Candelilla ihre Record Release Party in der Milla in München. Einlass ist um 19.30 Uhr. Die Karten an der Abendkasse kosten zwölf Euro. Das Album "Heart Mutter" ist ab 15. Februar erhältlich.

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