Bald Neu:Kaffee mit Opa

Die Hipster gehen hier ein und aus. Doch auch das Café "Bald Neu" macht aus Untergiesing kein Szeneviertel. In dem Lokal würde man am liebsten mit Opa einen Kaffee trinken. Einen Filterkaffee, versteht sich.

Von Thierry Backes

Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Untergiesing? Ist ganz groß im Kommen! Das neue Szeneviertel! Es wird nun schon seit vielen Jahren viel gesprochen über die Zukunft des Stadtteils unterhalb des Giesinger Bergs, doch wenn man hier herumspaziert auf der Suche nach coolen Läden, fragt man sich: Warum eigentlich?

Sieht man einmal vom Charlie in der Schyrenstraße ab, das sich sicherlich als Beispiel für eine fortschreitende Gentrifizierung anführen lässt, dürften Hipster sich recht bald langweilen in Untergiesing. Zumindest abends. Für die Zeit zwischen den Nächten gibt es seit Juni 2012 das "Bald Neu" in der Sommerstraße, ein Laden, der Nachbarschaftscafé sein will und es schon deswegen ist, weil kaum jemand den weiten Weg aus dem Gärtnerplatzviertel über die Isar auf sich nehmen wird, nur um einen Kaffee zu trinken.

Und um den dreht sich im Bald Neu fast alles: Die Betreiber, Maksim Dubilej und Christian Raab, haben sich auf Filterkaffee spezialisiert und brühen ihn genau so, wie ihn der Gast gerne hätte. Sie lassen ihn etwa durch den Porzellanfilter laufen (3,60 Euro) oder nutzen für dessen Zubereitung ein Gerät namens Aeropress (3,20 Euro), das den Kaffee aus der Rösterei Johannes Bayer in Schwabhausen milder schmecken lässt. Serviert wird der Kaffee in einem gläsernen Kännchen, die Milch muss man sich extra dazubestellen.

Wer Hunger hat, kann sich mittags zwischen einem einfachen Tagesgericht (etwa einem Chili con Carne für 4,20 Euro) und einem Sandwich für 3,90 Euro entscheiden. Damit wird das Bald Neu sich zwar keinen Michelin-Stern erkochen, aber die Auswahl passt ganz gut zum Ambiente: unverputzte Wände, Hocker im Industriedesign, niedrige Couchtische und Sofas aus unterschiedlichen Jahrzehnten, einfache Glühbirnen an der Decke, eine einladende, weil unverhangene Fensterfront. Und überall buntes Klebeband als Dekoration an den Wänden.

Aber noch einmal zurück zum Konzept des Nachbarschaftscafés. So viele Rauschebart, Sneakers und/oder bunte Jeans tragende Hipster hier auch ein und aus gehen, im Bald Neu sitzen immer auch Mütter mit ihren Kindern, und ja, selbst den eigenen Urgroßvater kann man sich hier ganz gut vorstellen. Das wiederum spricht jetzt allerdings auch nicht unbedingt dafür, dass Untergiesing demnächst zum Szeneviertel wird.

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