Bahnhofsmission:Helfer in der Not

Bahnhofsmission: Stark gestiegen ist die Zahl der Menschen, die in Notlagen Beratung bei der Bahnhofsmission München suchen.

Stark gestiegen ist die Zahl der Menschen, die in Notlagen Beratung bei der Bahnhofsmission München suchen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Immer mehr Bedürftige suchen die Helfer auf

Von Sven Loerzer

In unterschiedlichsten Notlagen suchen immer mehr Menschen Hilfe bei der Bahnhofsmission. Die von einem katholischen und evangelischen Trägerverbund betriebene Einrichtung am Gleis 11 des Hauptbahnhofs meldet 25 253 Beratungen für das Jahr 2013, ein Anstieg um rund 25 Prozent. Weil trotz der Eröffnung der Beratungsstelle "Schiller 25" für wohnungslose Zuwanderer die Zahlen auf hohem Niveau blieben, will jetzt Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) dem Sozialausschuss des Stadtrats am Donnerstag vorschlagen, den Zuschuss für die Träger um 137 000 Euro jährlich zu erhöhen.

Hilfe leistet die Bahnhofsmission rund um die Uhr, das ganze Jahr über. Um immer für andere Menschen da sein zu können, sind 130 Ehrenamtliche im Einsatz, sieben geringfügig Beschäftigte sowie 14 festangestellte Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. Besonders in der Nacht und an Wochenenden, wenn andere Beratungsstellen und die Sozialbürgerhäuser geschlossen haben, bildet die Bahnhofsmission die zentrale Anlaufstelle für Menschen, die in Not geraten sind - ganz gleich, ob es sich um Münchner oder Flüchtlinge, Obdachlose, arbeitssuchende Zuwanderer oder Frauen und Kinder handelt, die vor ihren gewalttätigen Männern geflohen sind und Schutz benötigen. Die Bahnhofsmission stellt außerhalb der Öffnungszeiten der regulären Ämter auch die Notunterbringung und Notversorgung mittelloser Menschen sicher. Fast 2100 Frauen haben 2013 in der Bahnhofsmission übernachtet, 2012 waren es knapp 1400. Fast 5000 Übernachtungen in Obdachloseneinrichtungen und Pensionen (2012: 3200) vermittelte die Bahnhofsmission.

Schnelle und unbürokratische Hilfe hat die Bahnhofsmission auch geleistet, als im vergangenen Herbst besonders viele Flüchtlinge nach München kamen. Die Bahnhofsmission habe erheblich dazu beigetragen, die problematische Situation am Hauptbahnhof zu entschärfen, betont Brigitte Meier. Außerdem habe die Einrichtung mehrmals weibliche, unbegleitete, junge Flüchtlinge auf Bitte des Jugendamtes über Nacht bis zum folgenden Tag betreut. Insgesamt arbeite die Bahnhofsmission "äußerst wirtschaftlich". Die Räume stelle die Bahn kostenfrei zur Verfügung. Beide christliche Kirchen leisteten einen hohen Eigenanteil, jährlich insgesamt 210 000 Euro, und beschäftigten zudem viele Ehrenamtliche. Weil die Leistungen für die Landeshauptstadt stetig zugenommen hätten, will die Sozialreferentin den jährlichen Zuschuss in Höhe von rund 440 000 Euro für die beiden Träger, den Katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit In Via und das Evangelische Hilfswerk, um insgesamt 137 000 Euro aufstocken. Dies soll gewährleisten, dass die Bahnhofsmission auch weiterhin als wichtige Stütze der Münchner Wohnungslosenhilfe fungieren kann.

Erst vor Kurzem hatte die Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen in Bayern darauf hingewiesen, dass immer mehr finanziell in Not geratene Menschen vorsprechen. Zwei von drei Besuchern seien von Armut betroffen. "Besonders ab Mitte des Monats wird die prekäre Situation vieler Gäste in den bayerischen Bahnhofsmissionen deutlich spürbar: dann steigt ihre Zahl deutlich an", erklärt Hedwig Grappa-Langer von der Arbeitsgemeinschaft. Viele Hilfesuchende hätten gleich mehrere Probleme: Sie seien arbeitslos oder hätten nur eine kleine Rente. Oft machen Krankheit, Einsamkeit und seelische Belastungen sowie der Verlust der Wohnung den Betroffenen das Leben schwer.

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