Badeunfall am Riemer See:Der kleine Held

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Er sah nur kurz einen blonden Lockenkopf, dann tauchte das kleine Mädchen unter - der elfjährige Filip hat eine Dreijährige vor dem Ertrinken gerettet.

Susi Wimmer

Ob die Mutter nicht mitkommen wolle zur Pressekonferenz, fragte die Polizei an. Nein, antwortete sie, der Filip, der macht das schon. Und so hockte am Freitagmittag ein elfjähriger Steppke alleine auf dem Podium im Medienzentrum der Polizei, vor ihm die Presse mit Mikros und Kameras, und erzählte, wie er tags zuvor am Riemer See ein dreijähriges Mädchen vor dem Ertrinken gerettet hatte. Filip mag Sport und Mathe - und er ist eine Wasserratte.

Lebensretter: Der elfjährige Filip. (Foto: Foto: Haas)

So war der Bub aus Haar auch am Donnerstag mit seiner Mutter am Buga-See beim Schwimmen. Gegen 17.30 Uhr saß er einige Meter vom Ufer entfernt auf einer Plattform. Plötzlich sah er einen blonden Lockenkopf an der Wasseroberfläche, ein kleines Mädchen, das - völlig lautlos - mit dem Kopf untertauchte und nicht mehr nach oben kam. "Oh, oh, was ist da los", habe er sich gedacht, erzählt Filip.

Beim Bronze-Schwimmabzeichen hatte der Elfjährige gelernt, in Notfällen Hilfe zu holen, "aber das war mir egal". Filip dachte nur daran, dass das Mädchen ertrinken könnte und er sofort etwas unternehmen müsse. Also sprang er, schwamm zu dem Kind und zog es nach oben.

Niemand außer ihm hatte etwas bemerkt

Die Dreijährige klammerte sich sofort verzweifelt an ihren Retter, sie umschlang seinen Bauch und hielt sich an seinen Beinen fest. Derart "gefesselt" und nur mit den Händen rudernd schaffte es Filip, das Mädchen an Land zu ziehen. Dort bat er eine Frau um Hilfe. Alle anderen Badegäste hatten von dem Unfall offenbar nichts bemerkt.

Die Dreijährige übergab sich mehrmals und wurde von einer Krankenschwester, die am See war, betreut. Dann brachte ein Hubschrauber das Kind vorsorglich in eine Klinik. Laut Polizei befindet es sich auf dem Weg der Besserung. Wie sich später herausstellte, war die 44-jährige Mutter gerade mit ihren beiden Kindern aus dem Wasser gekommen, hatte die Dreijährige umgezogen und wollte sich selbst umkleiden.

Den Moment der Unachtsamkeit hatte das Kind genutzt und war zurück zum See gelaufen. An dieser Stelle sackt das anfangs seichte Ufer abrupt ab. Aber zum Glück für die Kleine hatte Filip auch schon das silberne Schwimmabzeichen absolviert. Und da kann man gut tauchen und schwimmen.

© SZ vom 18.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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