Baden in der Isar:Zurück zur Natur

Endlich: Zum Start in den Sommer ist die Renaturierung der südlichen Isar abgeschlossen. Aber nicht überall darf gebadet werden. Zu den Tabuzonen zählen die Wittelsbacherbrücke und das Wehr am Flaucher.

Dominik Hutter

Baustelle? Das interessiert Münchens Isar-Fans herzlich wenig, und so zählt das neu gestaltete Stein-Ufer unterhalb der Reichenbachbrücke schon vor seiner Eröffnung zu den beliebtesten Plätzen für ein abendliches Sonnenbad. Noch im Juni sollen die Absperrungen fallen - dann ist vollbracht, was im Jahr 2000 unterhalb der Großhesseloher Brücke begann: die Renaturierung der südlichen Isar, die auch im Rathaus fraktionenübergreifend als großer Erfolg gefeiert wird. Und es soll weitergehen: SPD und ÖDP haben bereits ein Öko-Konzept für den Flussabschnitt zwischen Luitpoldbrücke und Stauwehr Oberföhring, die Grünen wollen das Thema Isar bei einer ihrer nächsten Stadtversammlungen en détail diskutieren.

35Millionen Euro hat es gekostet, die Isar aus ihrem Betonkorsett zu befreien - das Geld stammt zu 55Prozent vom Freistaat und zu 45Prozent von der Stadt. Holprig war der Weg zum naturnahen Fluss allemal. CSU-Fraktionsvize Hans Podiuk erinnert sich daran, dass das Thema schon 1977 im kommunalen Wahlprogramm der damals noch von ihm geführten Jungen Union auftauchte. "Es gab einen relativ langen politischen Vorlauf", sagt auch SPD-Fraktionschef Alexander Reissl, ebenfalls ein erklärter Renaturierungs-Fan - er meint allerdings weniger das Konzept der Jungen Union als die Anträge des damaligen SPD-Planungssprechers Wolfgang Czisch in den 1980er Jahren. Dennoch: In Isarfragen herrscht kuschelige Parteien-Harmonie.

Ein bisschen Ärger gab es dennoch. So wetterten zwischenzeitlich Naturschützer und Bezirksausschüsse über die Baggerparaden am Isarstrand, es gab Befürchtungen, dass der Fluss zum urbanen Rummelplatz verkommt. Inzwischen sind die Mahner verstummt, stattdessen besichtigen internationale Delegationen Münchens neues Flussparadies, zu dem inzwischen auch ein Eiland gehört: die Weideninsel auf Höhe Klenzestraße.

Passend zum Konzept Öko-Fluss ist inzwischen auch das Baden wieder erlaubt - wenn auch nicht überall. Generell verboten ist der Sprung in die oftmals eisigen Fluten auf Höhe von Schleusen, Kraftwerken, Stauwehren und in der Nähe von Strudeln - zu den Tabuzonen zählen etwa die Wittelsbacherbrücke oder auch die Wehranlage am Flauchersteg. Grünes Licht gibt das Umweltreferat dagegen für den Bereich zwischen Flaucher und südlicher Stadtgrenze (ohne den Bereich rund um den Marienklausensteg) sowie Flaucher und Braunauer Eisenbahnbrücke. Im Norden darf zwischen Max-Joseph-Brücke und Oberföhringer Wehr geplanscht werden (nur auf der Ostseite, 200Meter Mindestabstand zu den beiden Bauwerken). Außerdem: von der Reichenbachbrücke bis etwa zur Hälfte der Wegstrecke gen Wittelsbacherbrücke (Ostseite; hier wird allerdings noch gebaut) und dann wieder kurz nach der Wittelsbacherbrücke (Ostseite). Grillen ist rund um den Flauchersteg sowie weiter südlich bis zur Stadtgrenze erlaubt.

Eine Garantie für eine gleichbleibend hohe Wasserqualität können die Behörden allerdings nicht geben. Zwar reduziert in den anliegenden Kläranlagen Ultraviolettlicht die Zahl der Keime. Bei starkem Regen können aber vermehrt Krankheitserreger in den Fluss geraten.

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