Backstage in der Bude:Zuschlagen auf der Wiesn

Er blickt in glückliche, fassungslose, spöttische und enttäuschte Gesichter: Der 19-jährige Julian sieht das Oktoberfest aus einer ganz anderen Perspektive als die Besucher. Er arbeitet beim "Hau den Lukas" und hat für uns Bilder mit einer selbstauslösenden Kamera gemacht. Aus dem Inneren der Wiesn.

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Cat Cam Hau den Lukas Oktoberfest

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Julian sieht das Oktoberfest aus einer anderen Perspektive als die Besucher. Er arbeitet beim "Hau den Lukas" und hat für uns Bilder mit einer selbstauslösenden Kamera gemacht. Aus dem Inneren der Wiesn.

Auf dem Oktoberfest werden Millionen von Fotos geknipst - und alle zeigen die gleichen, immer wiederkehrenden Motive vom größten Volksfest der Welt. Anders die Fotos, die unsere Cat Cam gemacht hat. Die kleine Kamera ist eigentlich für Haustierbesitzer gedacht, die wissen wollen, was ihre Katze auf ihren Streifzügen erlebt. Alle zehn Sekunden löst sie automatisch ein Foto aus.

Oktoberfest Cat Cam Hau den Lukas

Quelle: Anna Fischhaber

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Wir haben die Kamera Julian (im Bild) umgehängt, der an einer der originellsten Buden auf der Theresienwiese arbeitet: beim Hau den Lukas.

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Beim Hau den Lukas geht es darum, mit einem Hammer auf einen Pfahl zu schlagen, damit der Metallpfropfen am anderen Ende des Hebels die Röhre möglichst weit nach oben saust. Das klingt leichter als getan. Wie sich dieser Besucher anstellen wird?

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Um den Hau den Lukas sammeln sich meist mehr Schaulustige als solche, die den Hammer in die Hand nehmen. Denn kaum etwas gilt als unterhaltsamer auf dem Oktoberfest, als den Mitmenschen zuzusehen, wie sie sich mit hochrotem Kopf an diesem altertümlichen Gerät abmühen.

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Julian arbeitet zum ersten Mal auf der Wiesn, langweilig ist ihm noch nicht geworden. "Mal schafft es einer drei Mal bis nach oben - und das mit nur einer Hand", erzählt er. Natürlich gibt es auch solche, bei denen es nicht so hinhaut. "Dann muss ich schon manchmal grinsen", sagt Julian. Und schon macht sich der nächste Kunde bereit.

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Der 19-jährige Julian feuert seine Kunden an, um die Stimmung aufzuheizen. Immer wieder ruft er: "Einmal noch, auf geht's!"

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Am Hau den Lukas versuchen sich Kräftige und Schmale, Muskulöse und Trachtler mit Bierbauch, Nüchterne und Angetrunkene. 

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Wer es schafft, dass die Scheibe drei Mal nach oben saust, bekommt eine Rose. Die anderen erhalten einen Trostpreis.

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Den Eintritt sammelt nicht Julian ein, sondern der Chef persönlich. Drei Schläge am Hau den Lukas kosten zwei Euro. Für ein Wiesngeschäft ist das noch verhältnismäßig günstig.

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Wiesnbesucher, die ein Ticket lösen, bekommen zwar keine 15 Minutes of Fame, aber immerhin etwa zwei Minuten. Vorausgesetzt: Sie stellen sich besonders gut oder besonders schlecht an. Denn dann johlt das Publikum ihnen zu. Mittelmäßige dagegen werden kaum beachtet.

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Mit Kraft allein ist es beim Hau den Lukas nicht getan. Zielgenauigkeit ist wichtiger - doch daran scheitern einige, vor allem zu späterer Stunde.

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Sogar den Hammer hochzuheben, ist manchmal gar nicht so einfach. Immerhin fast zehn Kilogramm wiegt das Werkzeug.

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Umso lustiger ist das Spektakel für die Zuschauer. Besonders laut lacht es sich, wenn man seine Schläge schon hinter sich hat und dann ein Freund sein Glück versucht.

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Julian hat sich bislang nur einmal selbst getraut und zugeschlagen. Das Ergebnis? "Verbesserungswürdig", sagt er. Vielleicht hat er deswegen so viel Geduld mit seinen Kunden, wenn sie sich einmal nicht gerade geschickt anstellen, und nickt anerkennend, wenn ein wahrer Hau-den-Lukas-Profi vor ihm steht.

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Julian wohnt in Lengdorf bei Erding und ist eigentlich kein großer Oktoberfestfan. Den Job hat er in einer Internet-Börse für Wiesnjobs entdeckt. Weil er für längere Zeit ins Ausland gehen will, bewarb er sich. Denn auf dem größten Volksfest der Welt lässt es sich in 16 Tagen viel Geld verdienen. Im Minutentakt versuchen die Wiesnbesucher ihr Glück. Über mangelnde Kundschaft braucht sich Julian nicht zu beschweren. 

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Julian steht die meiste Zeit unter der Schiene, an der die Scheibe nach oben schießt. So ist er schnell am Kasten, auf dem die Rosen und Trostpreise liegen, und ist nah dran an den Gesichtern, die voller Stolz strahlen, sich voller Scham am liebsten verstecken würden oder selbstironisch über sich lachen.

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Einer hat es geschafft: Drei Mal geschlagen, drei Mal ist die Scheibe bis nach ganz oben geschossen, drei Mal hat es geklingelt: Zur Belohnung überreicht Julian eine Plastikrose.

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Es ist 14:50 Uhr. Es passiert eher Ungewöhnliches. Eine Frau wagt sich nach vorne und nimmt den Hammer in die Hand.

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Die Zuschauer sind begeistert. Die mutige Frau wird angefeuert, Kameras werden gezückt. Und sie kann im Gegensatz zu den Männern sicher sein: Ausgelacht wird sie nicht werden.

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Der Hau den Lukas liegt in einer Seitengasse der Wiesn, zwischen Augustiner-Zelt und Bräurosl. Umso höher die Scheibe schießt, umso frivoler werden die Beschriftungen an der Stange. Schafft es die Schiebe nur ein paar Zentimeter nach oben, heißt es: "Do geht nix." Weiter oben steht dagegen: "Da schaugst" oder "I kimm scho."

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Ziel beim Hau den Lukas ist es nicht nur, es bis ganz nach oben zu schaffen. Sondern vor allem: Die Umstehenden zu beeindrucken - insbesondere die Angebetete, sofern es eine gibt.

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Wenn das mal nicht so klappt, auch nicht schlimm: Immerhin trägt der Teilnehmer entscheidend dazu bei, dass das Publikum auf der Wiesn seinen Spaß hat.

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An diesem Nachmittag spielt zudem das Wetter mit. Julians Blick streift über die Festwiese: rot-weiß-karierte Trachten, weiß-blauer Himmel. So schön kann die Wiesn sein.

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Und schon will der nächste Teilnehmer seine Manneskraft unter Beweis stellen. Noch einmal die Hose zurechtrücken, breitbeinig aufstellen und den Hammer in die Hand nehmen.

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Und schon tritt der Nächste an. Werden die Zuschauer lange staunen oder laut lachen? Keine noch so rasante Achterbahn hat den Hau den Lukas von der Festwiese verdrängen können. Es würde nicht wundern, wenn Julian rechtzeitig zur Wiesn 2013 aus dem Ausland zurückkehrt und dann wieder hier steht. Die Wiesn ist für viele eine Sucht - und der Hau den Lukas sowieso.

© Süddeutsche.de/sonn/afis/rus
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