Azubi-Messe:In letzter Minute zur Lehre

Azubi-Messe: Bei einer Ausbildungsbörse, wie etwa im Stadtteilzentrum Hasenbergl, können sich Bewerber über freie Stellen informieren.

Bei einer Ausbildungsbörse, wie etwa im Stadtteilzentrum Hasenbergl, können sich Bewerber über freie Stellen informieren.

(Foto: Catherina Hess)

Mehr als 900 Ausbildungsstellen sind noch unbesetzt

Von Katja Riedel

Die Staatliche Lotterieverwaltung zum Beispiel: Sie sucht zum 1. September dringend eine junge Frau oder einen jungen Mann, der sich in Büromanagement ausbilden lassen möchte. So zu lesen in der Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) - nur wenige Tage vor dem offiziellen Beginn des Ausbildungsjahres.

Für München und alle Orte in 50 Kilometern Umkreis finden sich in dem Portal trotz dieses späten Zeitpunkts noch mehr als 900 offene Ausbildungsstellen, sie betreffen die unterschiedlichsten Branchen. Künftige Fachinformatiker und Bauzeichner, jede Menge Kaufleute, Anlagenmechaniker, sie alle werden händeringend gesucht. Das Portal soll diejenigen jungen Menschen, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben, mit möglichen Ausbildern zusammenbringen. Denn auch nicht jeder Absolvent hat bisher die Lehrstelle gefunden, die er sich wünscht. Die künftigen Azubis können darum unter ihk-lehrstellen-boerse.de sowohl regional eingegrenzt als auch bundesweit, allgemein oder nach einzelnen Branchen sortiert suchen.

Die meisten Lehrstellen bietet traditionell das Handwerk. Und dieses Handwerk hat es in München zunehmend schwer, im Kampf um zu wenige Lehrlinge gegen die Unternehmen mit großen Namen zu bestehen, die mit Bäcker X und Buchbinder Y um die raren Auszubildenden buhlen. "Es ist schwer, junge Menschen für eine Lehre zu begeistern, wenn man aus allen Ecken hört, dass ohne Abitur und Studium gar nichts geht", sagt Jens-Christopher Ulrich, Sprecher der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Die schlägt in diesem Jahr weniger laut Alarm als in den Vorjahren, obgleich sich am bestehenden Lehrlingsmangel in München trotz gezielter Akquise, vor allem bei Migranten und Flüchtlingen, noch nichts Grundlegendes verbessert habe, sagt Ulrich. Jede fünfte Lehrstelle im Handwerk blieb im vergangenen Jahr in München unbesetzt, 700 waren es insgesamt. In ganz Oberbayern war die Quote leicht besser, hier konnten knapp 17 Prozent (1700) der Stellen nicht besetzt werden. Wie stark dieses Problem mit den hohen Lebenshaltungskosten in der Region zusammenhänge, sei sehr schwer einzuschätzen. Viele Azubis lebten noch zu Hause - dennoch setzt sich die Handwerkskammer dafür ein, mehr Wohnheime für Auszubildende in München zu bauen.

Besonders schwer ist es zuletzt Betrieben aus der Nahrungsmittelproduktion gefallen, Nachwuchs zu gewinnen, vor allem Bäckern. Auch in Berufen, bei denen starker körperlicher Einsatz gefordert sei, beispielsweise auf dem Bau, täten sich Betriebe zunehmend schwer, Auszubildende zu bekommen. Selbst dann, wenn diese Stellen besser vergütet seien als andere. Für ein Fazit, wie sich die Lehrstellensituation in München in diesem Jahr entwickelt, sei es noch zu früh, sagt Handwerkskammer-Sprecher Ulrich. Noch gibt es zahlreiche Anstrengungen, Absolventen und Lehrherren zusammenzubringen: etwa bei der Messe "LastMinit", die am 12. September im Stadtteilzentrum Hasenbergl zum dritten Mal stattfinden wird. Hier kooperieren IHK, Handwerkskammer, Volkshochschule und das städtische Wirtschaftsreferat. In den vergangenen Jahren seien auf der Messe immer wieder Ausbildungsverträge unterschrieben worden, heißt es. Sofort, vor Ort.

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