Griechisches Restaurant Maxvorstadt "Avli":Schwere Kost und Livemusik

In der griechischen Taverne Avli locken üppige Speisen zur Livemusik. Tanzen mit vollem Magen? Da hilft ein Ouzo.

Gustav Weinberger

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Griechisches Restaurant Maxvorstadt "Avli": Im "Avli" gibt es keinen Schnickschnack, aber ein Ouzochen.

Im "Avli" gibt es keinen Schnickschnack, aber ein Ouzochen.

(Foto: Foto: Rumpf)

Wenn im Herbst die Blätter fallen, fällt Weinberger gern in sein Sofa und blättert ein wenig in Erinnerungen. Er schaut die Urlaubsfotos an, sieht Sand und Strand und dies und das, und falls ihn nach der Sehnsucht auch noch der Hunger überkommt, zieht es ihn hinaus in die weite Stadt. Gastronomisch hat ihn das schon in die unwirtlichsten Ecken getrieben, und nicht selten hat er die Suche nach einem kulinarischen Ankerplatz fürs Fernweh mit Magenweh bezahlt. Umso dankbarer ist er deshalb, wenn er in Haidhausen sein kleines Italien findet oder in der Maxvorstadt sein Griechenland. Und pure Dankbarkeit hat ihn in jüngster Zeit immer wieder in eine Lokalität namens AVLI geführt.

Drinnen ist der Wirtsraum von einnehmender Klarheit, in Braun- und Beigetönen gehalten, ohne Schnickschnack, dafür mit frischen Blumen auf jedem Tisch. Und draußen lockt zumindest für die wärmeren Zeiten ein lauschig-romantischer Innenhof-Biergarten. Dieser Platz gab der Taverne wohl den Namen, denn Avli heißt im Griechischen Hof. Hier spielt das Leben und bei Bedarf auch die Musik. Und genau so sehen das auch die Wirtsleute in der Kreittmayrstraße. Zum Leben gehört Livemusik, immer wieder wird sie hier gespielt, allerdings nur drinnen, und es spielt der Chef persönlich. Wen es dazu drängt, der darf auch tanzen. Weinberger würde solches im Traum nicht einfallen. Im Avli jedoch wäre er überdies dazu auch gar nicht in der Lage gewesen - allein des vollen Magens wegen. Denn hier wird in großen Dimensionen gedacht, gekocht und serviert.

Wer das am Anfang noch nicht weiß, der lernt es sogleich, wenn er die gemischten Vorspeisen bestellt. Schwer zu sagen, was das Beste ist auf den überquellenden Tellern. Die gegrillten Tintenfischtuben? Der Schafskäse, frittiert oder in Paprika gefüllt? Oder doch die gebratenen Austernpilze? Alles ist gut, manches noch besser. Ähnliches gilt für die kalten Vorspeisen - Tzatziki, Taramas, Ziegenkäse; nur die Auberginencreme war ein wenig verräuchert.

"Ouzochen? Dann rutscht das besser"

Schon beim ersten Besuch kam der äußerst aufmerksame Juniorchef direkt nach den Vorspeisen zum Tisch und spendierte ein, wie er sagte, "Ouzochen", das er mit den Worten servierte: "Dann rutscht das besser". Dies markierte so etwas wie die Aufnahme in die Avli-Familie, und niemand dürfte das bereuen. In dieser Taverne nämlich setzt man auf ein Stammpublikum, das eine grundsolide Küche ebenso zu schätzen weiß wie freundlichen Service. Die Preise sind angemessen, Vorspeisen kosten zwischen vier und zehn Euro, Hauptgerichte zehn bis 17 Euro.

Den frühen Schnaps hat Weinberger übrigens gut brauchen können, denn rein mengenmäßig waren auch die Hauptspeisen eine Herausforderung. Der Grillteller umfasste eine Fleisch-Familienration mit Souflaki, zarter Leber, pikant mit Käse gefüllten Bifteki und vielleicht etwas zu krossem Gyros - dazu natürlich noch üppige Beilagen: Kartoffeln, Reis, Tzatziki, Bohnen, Möhren, Zwiebeln. Ebenso vielfältig und reichhaltig kam auch die gemischte Fischplatte auf den Tisch, allerdings war die ganze Pracht ein wenig zu ölig. Die Lammkrone schmeckte wunderbar zart, mit Kartoffelgratin und herzhaftem Spinat. Der Mousaka-Auflauf dagegen erschien übermächtig und schwer, wenn er auch nicht wie in manch anderer Taverne zum sofortigen Darmverschluss führte.

Der Wirt jedoch begnügt sich nicht mit den griechischen Klassikern allein. Pasta bietet er noch, doch das ist zu vernachlässigen. Viel interessanter sind die Eigenkreationen, zum Beispiel das Metaxa-Gyros. Jedes für sich allein ist nicht unbedingt Weinbergers Geschmack, doch in der Kombination hat der Koch mit dem Fleisch in hochprozentig-scharfer Sauce gewiss ein Prosit verdient.

Wer bei der Frage nach dem Dessert nicht gleich kapituliert, der hat eine überzeugende Auswahl: eine anständige Panna Cotta, einen guten Joghurt mit Honig, Nüssen und Zimt, und ein Galaktoboureko - Blätterteig gefüllt mit Gries, dazu Vanilleeis - das es mit fast jedem bayerischen Topfenstrudel aufnimmt. Weinberger hat das probiert und genossen. Sein Tipp nach Vor- und Hauptspeise wäre allerdings etwas anderes: ein Ouzochen. Dann rutscht das besser.

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